Die Garküchenhäuser rekonstruieren!

Wiederaufbau der pittoresken Häuser böte viele Nutzungsmöglichkeiten

Die Garküchenhäuser rekonstruieren!
© Marlis Lichtjahr


Im nächsten Jahr wird das neu errichtete Dom-Römer-Areal offiziell eingeweiht. Freunde der Frankfurter Altstadt diskutieren allerdings schon seit längerem, wo es realistisch möglich ist, das Gebiet der neuen Altstadt in Zukunft noch jenseits des aktuell erbauten Dom-Römer-Areals zu erweitern.

Bereits 2015 schlug der junge Architekt Georg Zastrau das Gebiet südlich des Römers und der Limpurger Gasse neu zu ordnen.

Wo sich heute noch der nüchterne Bau des Personal- und Organisationsamtes, Parkplätze und die kaum genutzte Fried-Lübbecke-Anlage befinden, sollte statt dessen eine kleinteilige, am historischen Grundriss orientierte Wohn-Neubebauung erfolgen. Zastrau nannte das Projekt „Reanimation Altstadt 2.0“.

Generell steht das lobenswerte Projekt vor allem im Konflikt mit dem Ensembleschutz für einige 50er-Jahre Gebäude in der Nähe des Römers. Da aber die Stadt sich in der Vergangenheit nicht scheute, grünes Licht für den Abriss weit bedeutenderer Bauten der Nachkriegszeit zu geben (man denke an das Rundschau-Haus oder das Hako-Haus), ist es fragwürdig, unbedingt starr an einem Funktionsbau wie dem Personal- und Organisationsamt festzuhalten. An anderen Stellen stünden Neubebauungen möglichenfalls im Konflikt mit Anwohnerinteressen.

Somit ist es kurz- und mittelfristig wichtiger, den Blick auf Flächen zu richten, die entweder von Institutionen besetzt sind, denen es leichter fallen könnte, umzuziehen, oder die ohnehin derzeit unbebaut sind. Beispielsweise könnte irgendwann der evangelischen Kirche einfallen, ihr altstadt-untaugliches und baukünstlerisch wertloses Gemeindehaus in der Saalgasse 17 aufzugeben, was Raum für eine Aufwertung durch Wohnneubebauung incl. eventueller Rekonstruktion böte.

Frei ist heute die Fläche der Alten Börse, des Vorgängers der Frankfurter Wertpapierbörse. Das 1840-1843 errichtete klassizistische Gebäude war gerahmt von mehreren barocken und gründerzeitlichen Häusern. Die Zeile trennte damals die Neue Kräme und den Paulsplatz. Nach der Zerstörung im Krieg entschied man sich, die Fläche frei zu lassen und den Paulsplatz somit zu vergrößern. Doch der mit Bäumen bepflanzte Platz wirkt heute überdimensioniert und wenig genutzt. Die Rekonstruktion der Alten Börse wäre eine diskutierbare Möglichkeit, mehr Urbanität in das Areal zu bringen. In ihr könnte beispielsweise Gastronomie untergebracht werden.

Leicht zu realisieren sind allerdings die kleinen Garküchen am heutigen Weckmarkt. Garküchen waren Vorläufer der heutigen Imbiss-Gastronomie. Schon aus der Antike und dem Mittelalter sind die kleinen Bratereien mit schlichten Speisen für einfache Bürger bekannt.

Der Frankfurter Garküchenplatz am Weckmarkt reichte vom Domchor bis zur Fahrgasse. Bis 1547 befand sich dort der städtische Hauptfriedhof. Doch schon ab 1507 begann man, die Toten am damals neuen Friedhof am Peterstor zu beerdigen. Der alte Friedhof wurde aufgelöst und zum gastronomischen Areal für Messegäste umfunktioniert. Dort entstanden Garküchen. Die zuletzt barock gestalteten Häuser am Weckmarkt fielen der Zerstörung im zweiten Weltkrieg zum Opfer. Doch ihre Fläche ist unbebaut.

Nur einige Parkplätze würden im Falle einer Rekonstruktion wegfallen.


Doch diese Parkplätze sind ohnehin schon seit längerer Zeit durch Baucontainer blockiert (siehe Foto), so dass eine Anschlussbebauung den Anwohnerverkehr nicht mehr als die ohnehin bestehende Situation belasten würde.

Als Nutzung der pittoresken Garküchenhäuser (hier im Bild rechts) böten sich mehrere Möglichkeiten an. Zum einen könnte wirklich wieder ein gastronomischer Betrieb einziehen. Aufgrund der besonderen Architektur würde dieser bei guter Führung sicherlich auch seine Kundschaft finden. Zum anderen wäre die Gebäudereihe geradezu dafür prädestiniert, Einrichtungen für Kinder zu schaffen. So wäre es beispielsweise möglich, an diesem attraktiven Standort das geplante neue Kinder- und Jugendtheater unterzubringen, für das derzeit noch das Zoo-Gesellschaftshaus als Domizil im Gespräch ist.
 

Marlis Lichtjahr

Leserkommentare (1)

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Auch eine Kindertagesstätte würde auf diese Weise ein schönes, kindgerechtes Domizil erhalten. Bedarf für eine solche Einrichtung existiert in der Ecke allemal.