Abschied vom „Kulturcampus“-Projekt

Eine nachträgliche Pleite der Ära Petra Roth

 Abschied vom „Kulturcampus“-Projekt
© R2D2

Pressemitteilung der Bürger Für Frankfurt BFF im Römer – 40/2. Juli 2015


Die neuesten Entwicklungen auf dem und um das Areal der alten Universität in Bockenheim lassen keinen Raum mehr für das einst politisch hochgelobte Projekt eines „Kulturcampus“. Für die Verlegung der Musikhochschule auf das Gelände der noch dort befindlichen Uni-Bibliothek hat das Land Hessen kein oder nicht genügend Geld, zumal völlig unklar ist, wohin dann die Uni-Bibliothek hin soll. Und auch für die einst so schön geplante Ansiedlung etlicher Kulturinstitute gibt es im Magistrat weder konkrete Pläne noch Zuständigkeiten, von fehlenden finanziellen Mitteln ganz abgesehen.

Klar ist hingegen, dass die ABG für viele Millionen das Grundstück des gesprengten AfE-Turms auf dem Campus Bockenheim an einen Investor verkauft, der dort sowohl einen Hotelturm und auch ein Bürohochhaus errichten will. Die Wohnbebauung auf dem Gelände wird sich hingegen weiter verzögern, weil sich auf dem Campus Abteilungen der Universität befinden, deren Umzug ins Westend noch aussteht. Das alles sind äußerst ernüchternde Fakten, die kaum etwas übrig lassen von der Euphorie, die vor fünf Jahren die Bekanntgabe der Pläne durch die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth, den auch nicht mehr im Amt befindlichen hessischen Finanzminister Weimar und ABG-Chef Frank Junker medial und öffentlich auslöste. Junker ist der einzige Akteur, der übrig geblieben ist und gerade mit einem neuen Fünfjahres-Vertrag bedacht wurde.

Die Skepsis der BFF-Fraktion (damals noch Freie Wähler) bei der Bekanntgabe der Pläne für das „Kulturcampus“ war also nur zu berechtigt, denn von vornherein gab es keine belastbaren Finanzierungsgrundlagen. Einmal mehr hat die Politik Appetit auf etwas gemacht, das ihre Kochkünste offenbar weit überfordert. Das trägt nicht zum Vertrauen der Bürger bei. Es ist klar, dass der Ruf nach verstärkter Wohnbebauung auf dem Gelände zunehmen wird. Allerdings werden gerade dort keine bzw. nur wenige „bezahlbare“ Wohnungen entstehen können, was mit neuerlichen Konflikten verbunden sein dürfte. Schon die Errichtung eines weiteren Großhotels (wie viele eigentlich noch?) und eines angesichts des großen Leerstands ringsum völlig überflüssigen Büroturms ist kaum nachvollziehbar, auch wenn es viel Geld in die ABG-Kassen spült.

Denn die Bevölkerungszahl Frankfurts wächst weiterhin rasant. Was läge demnach näher, statt weiterer Zerstörung von Grün- und Ackerflächen für neue Wohngebiete dort Wohnungen zu bauen, wo bereits der Boden versiegelt und umfassende Infrastruktur vorhanden ist oder erweitert werden kann? Planungsdezernent Cunitz (Grüne) muss in Anbetracht solcher Widersprüchlichkeiten aufpassen, demnächst nicht selbst eine „krachende Niederlage“ seiner umstrittenen Pläne zu erleben, die jetzt das Projekt Kulturcampus in der harten Realität erleidet.

Leserkommentare (1)

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Es ist ein weiteres Beispiel für die "grüne" Verlogenheit, die umfassende Versiegelung bestehender Acker- und Grünlandflächen mit dem Verweis auf die Wohnungsnot zu fördern, während man im Bereich bereits versiegelter innerstädtischer Gebiete nur dem Ruf des Mammons hört. Konzeptlosigkeit allerorten, die Natur muss leiden, und einige Investoren und Immobiliengesellschaften stopfen sich - teils mit Abschreibungsobjekten - derweil die Taschen voll.