Viel Wind um wenig Änderung
Der BFF-Faktencheck zur Umgestaltung der Frankfurter S-Bahn-Stationen
Die Sommerferien wurden an der Frankfurter S-Bahn-Strecke für ausgiebige Reparaturmaßnahmen genutzt. Nun berichteten die Frankfurter Tageszeitungen ausgiebig, dass es auch zu optischen Veränderungen bei den S-Bahn-Stationen gekommen sei.
"Wer ab Freitag mit der S-Bahn durch den wiedereröffneten Tunnel fährt, wird sich vielleicht wundern: Auch die meisten S-Bahn-Stationen wurden erneuert oder zumindest verschönert", schrieb die "Frankfurter Neue Presse".
Die "Bürger Für Frankfurt" machten den Faktencheck, prüften die Stationen und schauten, ob ihnen gravierende Verbesserungen auffallen.
1. Ostendstraße
In dieser Station hat sich wirklich etwas verändert. Die Außenwände der S-Bahn-Röhren ziert nun in einer Länge von zweimal 247 Metern ein "Streetart" des Frankfurter Graffiti-Künstlers Andreas von Chrzanowski. Das große Wandbild dürfte wohl vor allem dem Ziel geschuldet sein, der dort zuvor grassierenden wilden Graffiti-Szene eine optische Erschwernis beim Anbringen ihrer "Tags" zu bereiten. Der illegalen "Buntheit" des bisherigen Erscheinungsbildes setzt man nun eine grellere legale "Buntheit" entgegen. Auch wurden einige Malerarbeiten an den Rundbögen zwischen den Bahnsteigen vorgenommen.
Verlässt man allerdings den Bahnsteigbereich durch die Rolltreppe führt der Weg vorbei an nicht erneuerten, verödeten, aber immerhin nicht auch noch von "Tags" gezierten, Arealen mit brauner Kacheloptik.
2. Konstablerwache
Bei der Konstablerwache sind keine gravierenden Veränderungen zu erkennen. Die immerhin nicht von Graffiti verschmierte Wandgestaltung ist ebenso vertraut wie der alte Bodenbelag. Dessen optische Überholung sei geplant, heißt es. Doch müsse sich die Bahn bei der Konstablerwache mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt einigen, der die Hälfte der dortigen S-Bahn-Steige gehört.
3. Hauptwache
Hier sind die Arbeiten am Bodenbelag noch nicht fertiggestellt. Die letzten 30 Quadratmeter sind nämlich gestohlen worden und müssen in Italien nachbestellt werden. Die Bahnsteige erhielten Blindenleitstreifen, die Stützpfeiler im Gleisbett wurden offenbar mal wieder gestrichen. Ansonsten ist keine gravierende Veränderung erkennbar, die Station wirkt insgesamt angeschrammt und optisch verwaist. In die Jahre gekommene Kacheln weisen den Weg zur Oberfläche.
4. Taunusanlage
Ist das Bild der beiden großen Umsteigestationen also eher ernüchternd, so zeigt sich die bei Bankmitarbeitern beliebte Station "Taunusanlage" elegant und mit einem schicken Lichtsystem. Hier wurden die Blindenleitstreifen angebracht und einige Reinigungsarbeiten durchgeführt.
5. Hauptbahnhof
Die Station "Hauptbahnhof" ist wie die "Hauptwache" bislang nur teilweise renoviert worden. Auch hier wurden Anthrazitgrauer Feinsteinstein-Platten mit deutlichen weißen Linien vor der Bahnsteigkante verlegt. Neue Sitzmöbel sollen noch folgen. Die mit Spiegelmosaik beklebten Stützpfeiler sind kein Ergebnis der gegenwärtigen Sanierungsarbeiten, sondern älteren Datums.
Fazit: Es wird mehr Wind um die Sache gemacht, als dahinter steckt. Die Änderungen sind, abgesehen von der Ostendstraße, optisch minimal. Sie werden kaum einem der Reisenden wirklich auffallen. Und das Lichtkonzept der elegant gestalteten S-Bahn-Station "Taunusanlage" stammt gar nicht von der aktuellen Sanierung, obwohl das in der Presse so suggeriert wird, sondern wurde bereits 2015 installiert.
Ein Problem ist gravierend. Auch wenn noch einige Deckenabhängungen angebracht werden sollen, erweist sich gerade die Technik einer Abhängung der Decken durch Metalllamellen und –gitter als wenig nachhaltig. Überfall fehlen die Abdeckungen oder sind völlig verschlissen. Die Decken sämtlicher Stationen machen einen verheerenden Eindruck. Hier gilt es nach neuen, zukunftsweisenden Konzepten zu fragen.
Marlis Lichtjahr