„Frankfurt 2030“ – Große Pläne und die Realität

Wo ist das städtebauliche Gesamtkonzept?

„Frankfurt 2030“ – Große Pläne und die Realität
© Marvin800


Die Stadt Frankfurt will wachsen. Der Magistrat hofft und rechnet bis 2030 mit dem Neubau von rund 90.000 Wohnungen im Stadtgebiet. Kalkuliert man das niedrig, so würde die Frankfurter Bevölkerung um circa 150.000 Menschen anwachsen.

Der Magistrat will dafür neue Wohngebiete ausweisen. Der „Pfingstberg“ sowie der Bereich zwischen Friedberger Warte, Günthersburgpark und Huthpark sind nur zwei der großen Projekte, welche die Stadtverwaltung dafür ins Auge fasst. Projekte innerhalb bereits entwickelter Stadtteile wie die Nachverdichtung der Ginnheimer Platensiedlung oder der Bereich im nördlichen Eschersheim, welcher nun mit dem Bebauungsplan B902 beplant werden soll, werden ebenfalls an vielen Stellen der Stadt von den Entscheidungsträgern begrüßt und deren Entwicklung forciert. 2030 – das ist in nur 14 Jahren!

Doch gleichzeitig ist eine gegenläufige Tendenz im Magistrat zu beobachten, welche die Wohnbauentwicklung vielerorts konterkariert: viele Haupt- und Durchgangsstraßen werden durch mannigfaltige Maßnahmen immer weiter eingeengt, der Verkehr am Fließen gehindert, Hürden geschaffen, wo früher keine waren. Und das nach Auskunft der beteiligten Ämter war durch den Magistrat wissentlich und willentlich genauso beabsichtigt. An zahlreichen Orten in der Stadt geschieht dies derzeit durch den barrierefreien Umbau der rund 700 Bushaltestellen. Der barrierefreie Umbau, der bis 2022 abgeschlossen sein muss, ist an sich zu begrüßen. Die Ausführung desselben wird jedoch nicht der Realität des Verkehrsflusses gerecht und schafft derzeit neue Barrieren für den Verkehrsfluss im gesamten Stadtgebiet.

Wenn nun der Autoverkehr ins Stocken gerät und Staus entstehen, dann sollen nach dem Willen der Stadtregierung die Verkehrsteilnehmer auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Doch genau dort hapert es schon jetzt. Zu den Hauptverkehrszeiten sind die öffentlichen Verkehrsmittel voll – selbst ein Stehplatz ist auf zahlreichen U-Bahn- und Straßenbahnlinien manchmal ein Luxus. Mehr Züge kann die VGF jedoch nicht einsetzen, da die Kapazitätsgrenze dieser Strecke durch die notwendige Verzahnung mit dem Straßenverkehr vielerorts erreicht ist. Gleichzeitig stehen die Busse in genau den Staus, die sich aufgrund der Maßnahmen ergeben haben, die der Magistrat auf den Straßen durchführen ließ und weiterhin durchführen lässt.

Von einer der regierenden Parteien in den Ortsbeirat 9 entsendeten Fraktionen darf man dann die Aussage hören: „Wir sollten uns nicht überlegen, wie wir die Busse von der Straße bekommen, sondern wie wir die Autos von der Straße bekommen.“ Sollte dies das politische Ziel und die künftige Ausrichtung der Magistratsarbeit widerspiegeln, wäre dies fatal für die Großstadt Frankfurt.

Denn die neuen Bewohner, die aufgrund nur dort vorhandenen Baulandpotenzials, in den äußeren Stadtteilen leben werden, müssen zu ihrer Arbeitsstätte gelangen, die oftmals im innerstädtischen Bereich angesiedelt ist. Können sie dies dauerhaft nicht, haben kurzfristig die Arbeitnehmer als langfristig auch die Arbeitgeber damit ein Problem. Auch die Wohnungen und Gewerbebetriebe in der Innenstadt Frankfurts müssen dauerhaft versorgt werden können. Kann dies durch den motorisierten Individualverkehr nicht mehr gewährleistet werden, könnte das dazu führen, dass Bewohner und Unternehmen in Frankfurt keinen attraktiven Standort mehr sehen.

Die Verkehrspolitik der Stadt arbeitet so gesehen gegen die Pläne des Wachstums der Bevölkerung. Dem Zuwachs an Bewohnern muss auch mit dem Ausbau der Bewegungsmöglichkeiten im städtischen Bereich Rechnung getragen werden. Folgt hier kein tragfähiges Gesamtkonzept, macht sich die Stadt unglaubwürdig beim Bürger wie auch bei den Unternehmern und Investoren.

Sollte es aber beabsichtigt sein, die Immobilienpreise Frankfurts durch Minderung der Lebensqualität dauerhaft zu senken, dann wäre die Stadt derzeit auf dem richtigen Weg. Wird der Weg in den Verkehrskollaps so weiterverfolgt, wie bisher, darf der Magistrat bis 2030 eher mit einer Abnahme der Einwohnerzahl als mit deren Zunahme rechnen.

Der Magistrat muss mit allen beteiligten Dezernaten und Ämtern ein tragfähiges Gesamtkonzept für die Stadtentwicklung entwerfen, welches sich an der Realität orientiert, perspektivisch den erwarteten Bevölkerungszuwachs erlaubt und Frankfurt zu einer ebenso lebensfähigen wie lebenswerten Stadt macht! 2030 ist schon bald – es wird Zeit, dass man sich dieser Aufgabe verantwortungsvoll annimmt!
 

Marc Hense, BFF-Ortsbeirat für Ginnheim, Eschersheim und Dornbusch

Leserkommentare (0)

Um einen Kommentar zu verfassen, loggen Sie sich bitte hier ein.
Falls Sie noch kein Benutzerkonto besitzen, können Sie sich hier registrieren.