Oben Hui, unten Pfui…

Der Zustand des U-Bahnhofs Dom/Römer ist beschämend

Oben Hui, unten Pfui…
© Marlis Lichtjahr


Während die neue Frankfurter Altstadt in die Höhe gewachsen ist und das Dom/Römer-Projekt langsam seiner Vollendung entgegengeht, gibt die darunter liegende Ebene ein erbärmliches Bild ab. Nicht die Tiefgarage ist gemeint, sondern der U-Bahnhof Dom/Römer.


Der U-Bahnhof, den die Linien U4 und U5 passieren, ging 1974 unter dem Namen Römer in Betrieb. Da sie im Kern der ehemaligen Altstadt und in unmittelbarer Nähe von Römer und Dom liegt, wurde seinerzeit auf die Gestaltung der Station mehr Wert gelegt, als bei zuvor erbauten U-Bahnhöfen. Hintergleisflächen wurden als Hinweis auf das traditionelle Frankfurter Baumaterial mit Rotem Mainsandstein verkleidet. Nach nur 14 Jahren Betrieb erfolgte ab 1988 ein weiterer Umbau. Nun wurde die Bahnsteighalle in Material und Beleuchtung aufgewertet. Zudem wurde die Zwischenebene in Form einer Rotunde umgebaut, in Anlehnung an die Schirn-Rotunde. In der teils mit Natursteinen verkleideten Halle wurden zahlreiche Originalsteine der 1944 zerstörten Altstadt, so genannte Spolien, montiert.


Seit dieser Gestaltung im Stil der Postmoderne scheint die Station keine tiefergehende Renovierung oder Sanierung erfahren zu haben. Sie wirkt heute stark reparaturbedürftig, schmutzig, verwahrlost. Und die historischen Spolien befinden sich teils einem erschreckenden Zustand.




Wände und Geländer sind von dicken Schmutz- und Staubschichten überzogen. Die Glasabdeckungen von Lampen fehlen. Die ohnehin billig wirkende und reparaturanfällige Lamellen-Verkleidung der Decken ist entfernt worden, ohne dass die Decken in irgendeiner Weise verputzt, gestrichen oder neu gestaltet worden wären. Gestänge und Kabel hängen nun ohne Verkleidung an der Decke. Wandpartien wurden weggerissen, ohne bislang repariert oder neu verputzt zu werden. Der Boden eines gläsernen Infopavillons mit zerkratzten Scheiben ist mit allerlei Zigarettenkippen, altem Zeitungspapieren und Schmutz übersäht. Klebereste zieren eine Glaswand mit Hinweis auf das Historische Museum.




Die historischen Spolien wirken teils beschädigt, teils verdreckt. Einige Spolien wurden offenbar ausgebaut, um für sie anderweitige Verwendung zu finden, höchstwahrscheinlich als Fassadenschmuck der neuen Altstadthäuser. Die verbliebenen Spolien hängen nun an nach der Entnahme lieblos an schnell wieder verputzten Wänden. Ein Kopf aus Sandstein ist mit Taubenkot bedeckt. Eine Säulenbasis steht sinnlos als Stolperfalle im Weg.




Zwar finden durch den neuen Eingang gegenüber der Goldenen Waage Umbauarbeiten der U-Bahn-Station statt, der Zugang vom Römerberg zeigt aber immer noch ein erbärmliches Bild. Es ist deshalb dringend geboten, dass die städtische Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) eine Grundrenovierung der Station möglichst rasch angeht. Hierzu gehören umfangreiche Maler- und Säuberungsarbeiten als Minimalmaßnahme sowie eine ästhetisch akzeptable Lösung der Problematik der derzeit freigelegten Decken.

Sollte dies nicht bis zur Eröffnung der neuen Altstadt im kommenden Jahr erfolgen, droht ein Imageschaden für Frankfurt bei den zu erwartenden Besucherströmen. Oben Hui, unten Pfui – das wäre kein Aushängeschild für unsere Stadt.
 

Marlis Lichtjahr

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