Ein Gymnasium mehr rettet nicht die Bildung

Etablierte Parteien setzen andere Prioritäten

Ein Gymnasium mehr rettet nicht die Bildung
© vidhyarthidarpan/pixabay

Hübners Frankfurter Woche – Folge 107

Das auffallend gute Ergebnis der AfD bei den Landtagswahlen vor einigen Wochen im Westen unserer Stadt sorgt für einige Unruhe in den etablierten Parteien und den ihr zugeneigten Medien. Nun war in einer Frankfurter Zeitung die dringende Aufforderung an die Politik zu lesen, endlich in Griesheim ein Gymnasium zu errichten. Damit soll auch erreicht werden, daß in den westlichen Stadtteilen nicht länger nur 22 Prozent der Schüler das Gymnasium besuchen, sondern rund 50 Prozent wie im Rest Frankfurts.

Ob ein Griesheimer Gymnasium an dieser Situation viel ändern wird, kann bezweifelt werden. Denn die Sozialstruktur im Westen der Stadt ist anders, man kann auch sagen: prekärer und migrantischer. Gleichwohl wäre es gut, wenn in Griesheim ein Gymnasium entstünde, in das Schüler aus Nied, Höchst, Zeilsheim oder Sossenheim besser als in die bestehenden Einrichtungen im Stadtgebiet gelangen könnten. Da die zur Verfügung stehenden Finanzen aber auch im scheinreichen Frankfurt begrenzt sind, sollte allerdings eine Verbesserung der oft maroden Zustände in den nichtgymnasialen Schulen unserer Stadt Vorrang haben.

Auf diese Schulen gehen Kinder und Jugendliche, die für die Zukunft der Gesellschaft in mancherlei Hinsicht wichtiger sind als Rekordquoten bei Abiturienten, die leider oft überhaupt nicht für ein Universitätsstudium geeignet sind. Was jedoch dringend gebraucht wird, sind fähige Handwerker und Fachkräfte, die bald die in den Ruhestand wechselnden starken Jahrgänge der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ersetzen müssen. Auch in Frankfurt verlassen viel zu viele Jugendliche ohne oder mit schwachen Schulabschlüssen den ersten Bildungsweg.

Dass nun verstärkt Vorwürfe gegen die SPD-Bildungsdezernentin Sylvia Weber laut werden, ist nicht verwunderlich. Zwar hat Frau Weber ein schweres Erbe nach vielen Jahren der schädlichen Dominanz der Grünen in der Frankfurter Schul- und Bildungspolitik angetreten. Doch hat die Politikerin ihre Position nun schon zu lange inne, um nicht Mitverantwortung für die Misere in vielen Frankfurter Schulen zu haben.

Dass Frau Weber über mangelnde Finanzen für ihre Aufgaben klagt, mag richtig sein. Doch ihre Partei wie auch die derzeit oppositionelle CDU haben im Bund, Land und auch in Frankfurt andere Prioritäten gesetzt, zum Beispiel bei militärischer Aufrüstung. Diese Schwerpunktsetzungen gehen auf Kosten der Zukunftschancen vieler Kinder und Jugendlichen, aber auch der ganzen Gesellschaft in Frankfurt und anderswo.


Wolfgang Hübner

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