Der Frankfurter Unwille zu trauern

Beschämendes „Gedenken“ an die Zerstörung 1944

Der Frankfurter Unwille zu trauern

In den Tagen des 18., 22. und 24. März 1944 verlor Frankfurt bei schwersten Angriffen der anglo-amerikanischen Luftflotten in einem Inferno aus Bomben, Tod und Zerstörung für immer sein historisch gewachsenes Gesicht. Was nach diesen Bombardements übrigblieb, waren gigantische Trümmerhaufen, Massengräber und tausendfache Obdachlosigkeit. Eine der schönsten Städte Deutschlands und Europas – samt der weltberühmten Altstadt – wurde in wenigen Tagen zu einem gespenstischen Ruinenfeld. Frankfurt, wie wir es heute – 80 Jahre später – kennen, ist eine völlig andere Stadt.

Um das Gedenken an diese schrecklichen Ereignisse wurde in unserer Stadt seit 1945 immer wieder politisch gerungen. Weder lässt sich Geschichte rückgängig machen noch darf sie revidiert werden. Aber mindestens einmal im Jahr, nämlich am 22. März, dem Jahrestag des schwersten und opferreichsten Luftangriffs, sollten Frankfurt und die jetzt dort lebenden Menschen innehalten und sich in Trauer daran erinnern, was damals verlorengegangen ist.

Die 1.001 Todesopfer alleine an diesem Tag wiegen selbstverständlich schwerer als die Zerstörung von Gebäuden. Für nachdenkliche Frankfurter zählt jedoch auch die Seele dieser alten Stadt mitten in Deutschland zu den Verlusten. Das gilt umso mehr an einem besonderen Jahrestag wie dem achtzigsten in diesem Jahr. Doch mehr noch als 2004 oder 2014 hat die Stadt Frankfurt dieses Mal in beschämender Weise ihren Unwillen und ihre Unfähigkeit demonstriert, sich einem der tragischsten Kapitel ihrer langen Geschichte in würdiger Weise zu widmen.

Erst eine Woche vor dem 80. Jahrestag war die Römer-Politik überhaupt dazu imstande, wenigstens die notwendigsten Veranstaltungen zur Erinnerung an die Zerstörung bekannt zu machen. Keine zentrale Gedenkfeier in Paulskirche oder Kaisersaal, sondern lediglich dezentrale Veranstaltungen, um keinen Raum für „revisionistischen Pathos “ zu lassen, so Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) wörtlich. Und so wurde bei der kurzen Gedenkstunde der Stadt am 22. März 2024 an der Bodengedenkplatte noch nicht einmal ein Kranz niedergelegt oder ein Blumenschmuck angebracht, wie es der Stadtverordnetenbeschluss § 6673 vom 10.09.2009 vorsieht.

Die lust - und lieblos gerade noch rechtzeitig zusammengestoppelten Pflichtübungen der offiziellen Erinnerung zeigen deutlich, daß man in Frankfurt schnell dazu bereit ist, sich dort besorgt um die Opfer von Krieg und Unterdrückung in aller Welt zu zeigen, wo es politisch opportun erscheint. Doch gilt: Wer für die eigenen Opfer keinen Schmerz empfindet und ihr Andenken nicht pflegt und ehrt, der kann niemals glaubwürdig um Fremde trauern.

Die Bürger Für Frankfurt BFF senden daher auch heute mit einer Kranzniederlegung und einem würdigen Gedenken den verbrannten, erschlagenen und erstickten Frankfurtern des März 1944 die Botschaft: Wir haben Euch nicht vergessen!

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