Frankfurter Verkehrskollaps durch "grüne" Stadtplanung
Mit Verdichtung, Dachrasen und Efeuranken das Weltklima retten

Hessens "grüner" Verkehrsminister Tarek Al-Wazir warnte dieser Tage vor einem drohenden Verkehrskollaps in den Städten. Das ist lustig, sind doch die "Grünen" maßgeblich daran beteiligt, diesen Kollaps zu erzeugen. Ein Frankfurter Beispiel ist das im September vorgelegte Innenstadtkonzept des Magistrats, Vorlage M 153.
Dieser Magistratsvortrag soll den Rahmenplan für die künftige städtebauliche und verkehrstechnische Entwicklung der Frankfurter Innenstadt vorstellen. Seine Handschrift ist eindeutig "grün" und in der Konsequenz darauf ausgerichtet, die Verkehrssituation in der Innenstadt zu verschärfen. Zugleich äußert sich in ihm die Ratlosigkeit der politischen Klasse, die ihr Heil stets nur im Rahmen der Wachstumslogik findet. Nun soll im Sinne des steten Wachstums also die Innenstadt weiter verdichtet werden. Das mag an einzelnen Problempunkten städtebaulich Sinn machen, als generelles Ziel aber ist ein solches Bestreben in der heute schon engen Frankfurter Innenstadt angesichts der realen Struktur als Dienstleistungs- und Einkaufsareal fatal. Da das Ergebnis irgendwie ökologisch verpackt werden soll, flüchten sich die "Grünen" in grüne Fassadenkosmetik, in Optik ohne Sinn.
Betrachtet man den Magistratsvortrag M 153 bzgl. einer angeblich klimafreundlichen Stadtplanung genauer, so fallen einem die Ungereimtheiten und damit verbundenen Probleme auf. Weitgehend handelt es sich bei dem Papier um überflüssiges Wortgeklingel ohne konkreten Inhalt, typisch für viele Dokumente und Studien im behördlichen Auftrag. Einige Passagen aber bedürfen der aufmerksamen Betrachtung.
- Einerseits ist davon die Rede, "das Stadtbild im Sinne einer Stadtreparatur zu beruhigen und Fehlstellen zu beheben" (was ja nicht schlecht ist), andererseits aber auch "für Frankfurt typische, spannungsreiche Kontraste zu erhalten und zu stärken."
Fazit: Jetzt kann man sich aussuchen, für was man eintritt - Beruhigung oder Kontrastierung? Man muss sich also weiterhin alle Projekt sehr genau im Einzelfall anschauen, da das ästhetische Städteleitbild des Magistrats widersprüchlich ist.
- Ein weiterer Widerspruch: Einerseits soll das Angebot an Büroflächen stabilisiert und ausgebaut werden. Andererseits sollen gewerblich genutzte Grundstücke für Wohnzwecke umgenutzt werden...
Fazit: Eigentlich würde es hier "entweder – oder" heißen. Wenn man aber jetzt sowohl den Ausbau von Büroflächen, als auch den von Wohnflächen in der Innenstadt will, geht das real nur über Neubauten und weitere Verdichtung.
- Diese Verdichtung wird auch angesprochen, und zwar "insbesondere des Bankenviertels".
Fazit: Wo aber in dem bereits heute dicht bebauten Bankenquartier mit seinen Hochhäusern nachverdichtet werden kann, wird nicht erläutert. Wenn man nicht weitere verbliebene Grün- und Freiflächen zubauen will, bliebe eigentlich nur eine Lösung - Abrisse von bestehender Bausubstanz und Neubauten von weiteren innerstädtischen Hochhäusern.
- So wird auch der Bau von "kleinen Wohnhochhäusern" erwähnt.
Fazit: Man kennt ja die strukturellen und sozialen Probleme mit Wohn-Hochhausquartieren. Diese könnten sich durch eine solche Planung erneut zeigen. Beispielsweise: Wie sieht es gerade in einer sehr eng bevölkerten innerstädtischen Bereich eigentlich mit dem Öffnen von Fenstern und mit Balkonen aus? Könnte man es riskieren, dass z.B. Blumentöpfe vom 15. Stockwerk auf unmittelbar an der Hauswand vorbeieilende Passanten fallen?
- Das Wohnangebot soll "vielfältig" und "sozial ausgeglichen" sein.
Fazit: Das stößt sich allerdings mit den horrenden Grundstückspreisen in Innenstadtlagen und den heutigen Kosten des Baus von Wohnhochhäusern. Die Immobilienpreise dürften sehr hoch sein, was hohe Mieten nach sich zieht. Von "sozialem Ausgleich" kann da gar keine Rede sein.
- Das führt zum nächsten Problem: Dem Verkehr. So soll, laut Magistratsvortrag, die Innenstadt "für Fußgänger und Radfahrer ausgebaut" werden.
Fazit: Das heißt konkret, dass der ohnehin schon enge Straßenraum für PKW weiter beschnitten wird. Das aber führt bei gleichzeitiger Erhöhung der Wohn- und Bürozahl in der Innenstadt unweigerlich zu weiteren Staus und zum Verkehrskollaps. Viele Angestellte fahren mit dem Auto zur Arbeit, viele neue Anwohner besitzen ein Auto. Besucher kommen häufig mit dem Auto angereist, Anlieferer und Paketdienste kommen mit dem Kleintransporter angefahren.
Die Verdichtung wird also unweigerlich mehr Automobil-Verkehr anziehen. Wenn man gleichzeitig die Fahrbahnen verengt, ist der Verkehrsinfarkt bewusst herbeigeführt, was wiederum die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verschlechtert. Es sei denn, man erwartet naiv, dass die neu zuziehenden Anwohner allesamt kein Auto besitzen und die Büro-Pendler allesamt nur mit Bahn und Rad zur Arbeit kommen (was bei Pendlern aus Orten mit schlechter S-Bahn-Anbindung aber illusorisch ist).
- Der letzte Widerspruch ist jener, dass man einerseits auf Verdichtung setzt, andererseits vorgibt, mit ein paar kosmetischen Maßnahmen auf der Kleinparzelle der Frankfurter Innenstadt auch nur ansatzweise das Weltklima retten zu können. Diese absurden "grünen" Ideen liegen derzeit bundesweit im Trend. Das zeigt gerade die "rot-grüne" Landesregierung in Baden-Württemberg mit ihrer "Efeu-Novelle", die in vielen Bestimmungen in das private und wirtschaftliche Leben der Bürger eingreift. So sollen Häuser, die über keinen Garten verfügen, begrünte Dächer und mit Pflanzen berankte Fassaden erhalten.
Kritiker schlagen Alarm, dass sich das zum Beispiel mit der gerade von "grüner" Seite geförderten Dämmplatten-Isolierung von Fassaden sticht, da hier Probleme mit der Dichtigkeit und Statik das Fassade aufkommen können. Zudem muss man sich im Klaren sein, dass einige staatlich vorgeschriebene Dach- und Fassadenbegrünungen allenfalls optischen Alibi-Charakter haben, aber niemals das Weltklima zu retten in der Lage sind. In Frankfurt hätte man vor wenigen Jahren bei der Neugestaltung des Goetheplatzes weit mehr für das Stadtgrün machen können, doch damals hat sich die Rathaus-Koalition aus CDU und "Grünen" gerade deutlich gegen Grün und für die versteinerte Stadt entschieden. Man kann den Magistrat also fragen, ob denn der Goetheplatz nun auch endlich "klimafreundlich" umgestaltet und begrünt wird, wie es die Freien Wähler schon 2009 forderten?
Die "Grünen" wollen als neue Verbotspartei den Bürger erziehen. Sie erhoffen sich, die Verkehrssituation derart unerträglich zu machen, dass die Bürger automatisch auf Bahnen und Fahrräder umsteigen. Doch nicht für jeden Bürger ist das eine sinnvolle Variante. Fahrräder sind nur für diejenigen von Interesse, die ohnehin zentrumsnah leben, nicht aber für Pendler, Besucher, Konsumenten aus dem Umland, Anlieferer. Die Bahnen sind nur für diejenigen zu gebrauchen, die als Pendler über eine gute Anbindung an den ÖPNV verfügen. Hinzu kommt, dass der Frankfurter Bahn- und Busbetrieb heute schon in den Stoßzeiten überlastet ist. Die muffigen und teils verschmutzten Bahnen fahren von oft unattraktiven, optisch veralteten Stationen ab. Viele Wohngebiete, selbst innerhalb Frankfurts, sind nur schlecht, durch mehrfaches Umsteigen erreichbar. Die freien Frequenzen zwischen den abfahrenden Zügen sind oft lang, nachts sind die Verbindungen sehr schlecht. Und das alles ist noch teuer. Der Umstieg auf den ÖPNV wird also nur erzwungen werden können, indem man die Situation für Autofahrer immer unerträglicher macht. Darunter aber leidet dann auch die ganze Stadt, inklusive Anwohner und Berufstätige.
Das "grüne" Dilemma wird auch auf einer anderen Ebene offenbar: Einerseits sind die "Grünen" von der Mobilität der Arbeitnehmer- und Warenströme sowie dem Florieren der Wirtschaft abhängig, wozu auch die für Deutschland wichtige Automobilindustrie gehört. Schließlich müssen die Steuergelder, die sie für Einwanderung, immer mehr ausgeweitete Betreuungsangebote und Minderheitenveranstaltungen ausgeben wollen, irgendwo erwirtschaftet werden. Andererseits versuchen sie durch eine blauäugige Verkehrs- und Stadtplanungspolitik, ihre eigenen materiellen Grundlagen möglichst zu untergraben.
Marlis Lichtjahr