Herr Murr und die schrecklichen Bürger
Ein Journalist auf dem Kriegspfad gegen BFF

Es ist heutzutage nicht mehr allzu leicht, ein Journalist zu sein. Die Auflagen sinken, die Existenzsorgen wachsen, dazu kursieren noch so böse Worte wie „Lügenpresse“ im Land. Und im Ansehen des Volkes rangiert der Beruf des Journalisten ziemlich, wenn nicht ganz weit hinten. Das alles ist vielleicht nicht immer gerecht, doch der Journalist Günter Murr von der Lokalredaktion der Frankfurter Neuen Presse erarbeitet sich seinen ganz persönlichen schlechten Ruf mit immer neuen Bösartigkeiten gegen die parteifreien und jeglicher „politischen Korrektheit“ abgeneigten Bürger Für Frankfurt BFF.
Es kann nur spekuliert werden, warum Herr Murr die BFF und speziell mich als BFF-Fraktionsvorsitzenden zum Objekt seines unverhohlenen Hasses auserkoren hat. Kann sein, dass ihm die politische Richtung der BFF nicht passt. Kann auch sein, dass er sich mit seinen gedruckten Attacken beliebt machen will bei einigen BFF-geschädigten Parteien, um mit deren Gunst ein warmes Plätzchen als Pressesprecher oder Referent zu ergattern, wenn es mit seiner Tageszeitung weiter abwärts gehen sollte. Mag aber auch sein, Herr Murr hat es noch immer nicht verwunden, vor längerer Zeit von mir auf einen dicken Fehler im Rahmen seiner Berichterstattung aufmerksam gemacht worden zu sein.
Wie dem auch sei, am Samstag hat Herr Murr unter dem Titel „Die Wendehälse von den BFF“ mal wieder zugeschlagen. Es ist zwar sehr lustig, ausgerechnet die prinzipientreuen BFF als Wendehälse in einer lokalpolitischen Landschaft zu bezeichnen, in der mit uneinholbarem Vorsprung CDU und Grüne darum wetteifern, wer am radikalsten seine früheren politischen Positionen verraten und vergessen hat. Aber gleichwohl soll dem Vorwurf des Herrn Murr nicht ausgewichen werden. Angemerkt sei allerdings, dass der Journalist nahezu wörtlich wiederholt, was der CDU-Kreisvorsitzende Uwe Becker ganz kurz zuvor an anderer Stelle den Bürgern Für Frankfurt glaubte anlasten zu müssen.
Es geht dabei um Äußerungen des ehemaligen BFF-Fraktionsmitglieds Friederike Prüll und des Stadtverordneten Hübner aus dem Sommer 2006. Damals ging es um die heftig umstrittene Finanzierung des Frankfurter Renn-Klubs, die sowohl Prüll wie Hübner kritisch beurteilten. Herr Murr bringt hierzu ein diesbezügliches Zitat von Frau Prüll, verschweigt aber, dass diese nie Mitglied der BFF, sondern stets Mitglied der Tierschutzpartei war. Da es in der BFF-Fraktion keinen Fraktionszwang gab und gibt, war Frau Prüll selbstverständlich frei zu sagen, dass aus ihrer Sicht „Pferderennen bedenklich sind“, und sie sich frage, warum die Stadt sich von der Unterstützung dieses Sports nicht schon längst zurückgezogen habe.
Als Vorsitzender einer fraktionszwanglosen Fraktion sah und sehe ich immer noch keinen Grund, diese aus Überzeugung getätigte Aussage zu kritisieren, zu relativieren oder gar zu leugnen. So steht es im Protokoll, so war es auch. In der Sitzung 2006 sprach auch der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende und heutige Kämmerer Uwe Becker, der damals übrigens die Finanzierung des Renn-Klubs verteidigte, woran er heute bestimmt nicht mehr allzu gerne erinnert wird. Becker sagte seinerzeit, Hübner habe in einer vorhergehenden Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses behauptet, Pferdesport sei kein Sport. Die gleiche Behauptung machte Becker abermals vor einigen Monaten in der aktuellen Diskussion um die Rennbahn, um mich als politischen Wendehals und Opportunisten abzustempeln.
Was schreibt Herr Murr? „Er (Becker) zitierte unwidersprochen den BFF-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Hübner mit der Aussage, Pferdesport sei kein Sport.“ Hätte der Journalist Murr sich die Mühe gemacht, in den Protokollen nicht nur das zu lesen, was in sein verqueres Weltbild passt, dann hätte er lesen können, dass ich ihm erwiderte, eine solche Bemerkung in dieser Eindeutigkeit nicht gemacht zu haben - übrigens unwidersprochen von Herrn Becker. Auch das ist protokollarisch dokumentiert.
Doch selbst wenn ich das 2006 so und nicht anders gesagt hätte: Was hindert mich, nach fast 10 Jahren eines Besseren belehrt worden zu sein? Wo ist da der „Wendehals“-Skandal? Wie haben denn die CDU-Politiker Becker und Frank noch 2005 über die Grünen gesprochen? Ich erinnere mich an persönliche Unterhaltungen mit Frank, dessen damalige Wortwahl hinsichtlich des späteren Koalitionspartners nicht zitierfähig ist.
Und selbst wenn ich und die BFF-Fraktion immer noch kritisch dem Pferdesport gegenüberständen: Wir haben das Rennbahn-Areal seit Beginn der Verkaufspläne des Magistrats an den DFB nachweislich konsequent und ohne Wenn und Aber verteidigt, weil es zum Grüngürtel gehört, Landschaftsschutzgebiet ist und auch weil es nicht zuletzt zwei Sportarten beherbergt, nämlich Galoppreiten und Golf. Herr Murr wird kein einziges Dokument präsentieren können, in der unsere glaubwürdige Politik in dieser Frage in Zweifel gezogen werden könnte. Deshalb muss der BFF-Verächter so tief in der Vergangenheit kramen, um den Vorwurf des politischen Opportunismus künstlich zu konstruieren.
Herrn Murr geht es dabei nicht um ehrbare journalistische Motive. Er will um jeden Preis die BFF ins Zwielicht zerren, um uns kurz vor der Kommunalwahl noch mal richtig einen einschenken. Die Bürger Für Frankfurt haben in den über 20 Jahren ihrer nie leichten Existenz viele Angriffe und auch schon echte Stürme überstanden. Einen an seiner journalistischen Mittelmäßigkeit und prekären Existenz leidenden, um die Gunst der derzeit Mächtigen buhlenden BFF-Hasser werden wir auch deshalb überstehen, weil wir genau das nicht sind und nicht sein werden: „Wendehälse“. Aber um das zu begreifen, darf man nicht Murr heißen, sondern muss ein fairer, anständig arbeitender Journalist sein.
Wolfgang Hübner