„Frankfurt fuckt ab“

Eine ganz spezielle Abrechnung mit der Stadt

„Frankfurt fuckt ab“
© Marvin800


In der linken Berliner „tageszeitung“ (TAZ) veröffentlichte kürzlich der bekannte, im Stadtteil Gallus wohnende Buchautor Jürgen Roth eine zornige Abrechnung mit der Frankfurter Stadtplanungspolitik, die zwar extrem ungerecht und einseitig, aber doch amüsant zu lesen ist. Und einige Wahrheiten enthält der Text leider auch. Wir veröffentlichen hier die markantesten Textstellen und freuen uns auf Leserreaktionen:

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„Heute ist Frankfurt ein Ausbund von Verhunzung, Anmaßung, Angleichung, Einebnung und Plattmacherfurorgesinnung, von Blödheit mal Schwachsinn hoch acht.“

„In der sogenannten Innenstadt, die, zugegeben, schon immer nichts weiter als ein Klumpen aus steindummem Beton, Rotz und Ramsch war, hat das sogenannte Stadtplanungsamt den Roßmarkt in ein ‚Aufmarschgelände für Fußballfans, Apfelweintrinker und Salafisten‘ (Stefan Geyer) verwandelt.“

„Das Nordend, in dem die hochnäsigen Grünen nisten, kann man nur noch einmauern. West- und Osthafen sind kopftote, abgrundtief öde, faschistische Tummelplätze fürs Bankergeschmeiß, andere neue Stadtteile sehen nicht einen Deut anders und besser aus.“

„Das zutiefst asozial-aseptische, von Albert Speer konzipierte Europaviertel auf dem zum Gallus gehörenden ehemaligen Bahnareal an der Messe wuchert rund um die Zentralachse ‚Stalinallee‘ (Volksmund), ein gigantisches ‚Klötzchenspiel‘ (Süddeutsche Zeitung) geistig und moralisch infinit verkommener Investoren. Da hülfe tatsächlich allein der sofortige Wiedertotalabriss – oder Bomber-Harris.“

„Das Gallus, ein altes, in vielen Winkeln einst anmutiges Arbeiterquartier, durchlaufe ‚eine spannende Entwicklung‘, säuselt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), dieses Genie. Wahr ist: Es wird allerorten nach Kapitalistengiermanier aufgerissen, abgerissen, zertrümmert, luxussaniert, ‚verdichtet“ und versaut.‘“

„Jetzt verwüstet das sogenannte Grünflächenamt im Rahmen des Programms – man merke auf! – ‚Schöneres Frankfurt‘ einen weiteren Abschnitt des ehedem herrlichen Grünstreifens in der Frankenallee – unter Einsatz von Abermillionen Euro und mit Hilfe eines Offenbacher (!) Gartenbaubetriebs.

„Vor ein paar Wochen, zu Beginn der Brutzeit, sah ich da im ehrwürdigen Baumbestand einen Kleiber, einen dieser redlichen, wunderfeinen Kletterkünstler, einen schmerzlich zierlichen Baumläufer, und eine Nachtigall sang sich abends um den Verstand. Nun zerfetzen Bagger (mit dem Gütesiegel Blauer Engel, ‚weil lärmarm‘, jojo) die hüft- bis schulterhohen Hecken, reißen die verfluchte dichte Wiese mit den schmählichen Gänseblümchen heraus, türmen Erdwälle auf und beseitigen alles Krumme und Wildwüchsige – mitten in der Brutperiode. Gesegnetes Grünflächenamt.“

„Man nennt es: ‚Erhöhung der Nutzungsqualität des Grünstreifens durch eine neue, breitere Wegeführung, Wegnahme des dichten, unüberschaubaren Heckenstreifens und Einsatz von blühenden Pflanzen, Installierung einer neuen Beleuchtung im Grünstreifen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität sowie des Sicherheitsempfindens. (Stadtplanungsamt)”

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