Städtische Bühnen brauchen nachhaltige Lösung

Ernüchternde Bestandsbesichtigung, beschwichtigende Parteien

Städtische Bühnen brauchen nachhaltige Lösung
© Marvin800

BFF-Fraktion - Stellungnahme 04-17


Risse in den Mauern, Raumnot allerorten, eklatante Mängel beim Brandschutz, Kabelwirrwarr, Lüftungsdefizite, weitere Schwachstellen zuhauf – das war der Eindruck vom Zustand der Innereien der Städtischen Bühnen, den am Donnerstag die Mitglieder des Kulturausschusses der Städtischen Bühnen bekommen konnten. Zwar muss selbstverständlich das Ergebnis der umfangreichen, noch immer nicht beendeten fachkundigen Untersuchung des Zustands der kulturellen Einrichtung abgewartete werden, um seriös begründete Urteile abgeben zu können. Doch der Rundgang hinterließ zumindest bei der beteiligten BFF-Fraktion den Eindruck, dass eine Bestandssanierung der vielen maroden Problemzonen in dem Gebäudekomplex keine nachhaltige Lösung sein dürfte.

Es ist unbegreiflich und nur mit politisch motivierter Realitätsverdrängung zu erklären, dass Vertreter von CDU, SPD und Grünen nach der Besichtigung noch immer die Möglichkeit einer großen Lösung, also dem Abriss und Neubau der Städtischen Bühnen am gleichen oder auch an einem anderen Ort, ausschließen wollen. Niemand, auch die BFF-Fraktion nicht, ist von dieser hunderte Millionen Euro teuren und den Spielbetrieb auf Jahre einschränkenden großen Lösung begeistert. Aber aller Voraussicht nach wird die – soweit überhaupt mögliche – Sanierung im Bestand auch nicht viel weniger, vielleicht sogar mehr kosten, doch langfristig die baulichen und technischen Kernprobleme der Bühnen nicht zum Verschwinden bringen.

Die Mitglieder des Kulturausschusses wurden bei der Begehung mit zwei weiteren politisch brisanten Tatsachen konfrontiert: Die modernen, hervorragend ausgestatteten Werkstätten in dem vor einigen Jahren mit hohen Millionenkosten errichteten An- und Überbau zur Mainseite stehen im krassen Gegensatz zu all den Mängeln in den Bauten von 1963. Bei einem möglichen Abriss der Gebäude ständen die Werkstätten ohne Bühnen da – eine absurde Situation. Das hätte vermieden werden können, wenn der schon lange bekannte missliche Zustand der Bühnengebäude früher untersucht und daraus die notwendigen Schlüsse gezogen worden wären. Doch sowohl die Verantwortlichen im Magistrat wie in der Leitung und Verwaltung der Städtischen Bühnen haben die Probleme lieber verdrängt als sich ihnen zu stellen.

Deutlich wurde bei der Begehung auch, in welcher Brutalität, ja geradezu Verachtung mit der trotz der Kriegsschäden gut erhaltenen Bausubstanz des 1903 erbauten Schauspielhauses bei dem 1963 beendeten Neubau umgegangen wurde. Es ist bezeichnend, dass die erhaltenen Reste von 1903 laut Auskunft eines die Begehung führenden Technikers in einem besseren Zustand sein sollen als der Bau von 1963. Das ist auch eine Warnung vor nicht nachhaltigen Lösungen für die Zukunft. Politisch motivierte Blindheit und Realitätsverdrängung werden nicht weiter helfen bei den Städtischen Bühnen. Diese Erkenntnis ist auch dem Magistrat und den Parteien im Römer zu wünschen.

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