Magistrat im Widerspruch zwischen Gier und Mangel

Werben um London-Abwanderer trotz steigender Wohnpreise

Magistrat im Widerspruch zwischen Gier und Mangel
© Marvin800

BFF-Fraktion - Stellungnahme 06-17


Derzeit, so ist zu lesen und zu hören, wirbt die Stadt Frankfurt beim Weltwirtschaftsforum in Davos intensiv um Neuansiedlungen von Finanzinstituten, die nach dem Brexit London verlassen könnten. Gleichzeitig wird im gerade vorgelegten Bericht des Gutachterausschusses für Immobilienwerte offenbart, dass sich die Preise für Wohnen und Wohneigentum in Frankfurt weiter steil nach oben bewegen. Binnen eines Jahrzehnts haben sich diese Preise fast verdoppelt, ein Ende dieser Entwicklung ist wegen der hohen Nachfrage am Markt nicht absehbar.

Zwar beklagt der SPD-Planungsdezernent Josef, wegen dieser „dramatischen Entwicklung“ hätten Normalverdiener immer größere Schwierigkeiten, eine für sie bezahlbare Wohnung zu finden, viele Familien würden ins Umland verdrängt, weil sie sich Frankfurt nicht mehr leisten könnten. Doch auch Josef dürfte wissen, dass sein Parteifreund, Oberbürgermeister Feldmann, in Davos zu den gierigen Werbern um finanzstarke potentielle London-Flüchtlinge gehört. Sollten aber tatsächlich Finanzinstitute in größerem Maße von der Themse an den Main wechseln, dann wird sich die Wohnungssituation in Frankfurt zweifellos noch mehr zuspitzen, denn die Banken bringen viele nicht gerade bedürftige Menschen mit. Schon gegenwärtig soll es laut Josef selbst für Gutverdiener immer schwieriger werden, sich Wohneigentum innerhalb der Stadt zu leisten.

Der ständige Ruf des Planungsdezernenten nach neuem Bauland und Siedlungen kann noch nicht einmal mittelfristig an dieser Lage etwas ändern. Statt Hoffnungen zu schüren, die bestenfalls in einigen Jahren etwas Luft auf dem Wohnungsmarkt verschaffen könnten, sollten sich Josef, Feldmann und der gesamte Magistrat darauf einigen, ob sie den Zuzug nach Frankfurt weiter forcieren wollen - mit allen damit zusammenhängenden Konsequenzen -, und/oder ob sie mit kommunalen und staatlichen Finanzmitteln Gering- und Normalverdienern das Wohnen in Frankfurt weiter ermöglichen wollen. Die Wohnungspolitik in Frankfurt braucht einen klaren Kurs. Der ist bislang nicht zu erkennen, im Gegenteil.

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