Im Norden kein zweiter Ben-Gurion-Ring
Nieder-Erlenbacher sind gelassen bei geplantem Neubaugebiet

Nicht grundsätzlich lehnen Frankfurter Bürger Neubauareale ab. Doch müssen die Rahmenbedingungen stimmen, so wie beim Plangebiet "Südlich Am Riedsteg" in Nieder-Erlenbach.
Der Stadtteil Nieder-Erlenbach wird in den nächsten Jahren an seinen Ortsrändern wachsen. Doch dieses Wachstum trifft auf vergleichsweise geringe Ablehnung in der Bevölkerung, ganz anders als in vielen anderen Arealen von Frankfurt, zu denen derzeit Neubauplanungen ausgeheckt werden. Ab 2018/2019 steht die Erschließung des 4,4 ha großen Baugebiets "Westrand" an.
Durch die Bebauung des jetzigen schmalen Ackerstreifens wird das letzte Teilstück der Ortsgrenze bündig an die L 3008 gelegt. Die Stadt Frankfurt verlautbart zu den Planungen: "Zulässig ist eine Bebauung mit Doppel-, Reihen- und Einzelhäusern. Des Weiteren sind eine Fläche für den Gemeinbedarf (Kita) sowie eine Fläche für einen Quartiersplatz ausgewiesen."
Die derzeitigen Ortsrand-Bewohner am Feldbergblick und der Egerländer Straße dürften der Neubebauung weitgehend entspannt gegenüber stehen, da diese als Lärmpuffer angesichts der nahen Landesstraße fungieren wird.
Wahrscheinlich im Anschluss an den "Westrand" wird das Baugebiet "Südlich Am Riedsteg" geplant. Die 6,9 Hektar große Fläche gegenüber dem Gewerbegebiet "Am Fuchsloch" soll überwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut werden.
Ein wenig Geschosswohnungsbau an ausgesuchten Stellen wird sich hinzugesellen. In die Planung sollen eine Sporthalle, eine Kindertagesstätte und eine generationsübergreifende Wohngruppe integriert werden.
"Viele Bürger sehen das Vorhaben positiv. Bezüglich der Schulen, Kindergärten und Verkehrsinfrastruktur werden die dortigen Zuzüge Nieder-Erlenbach keine logistischen Probleme bereiten", sagte BFF-Ortsbeirätin Ingeborg Leineweber zu diesen Bauvorhaben.
Was aber unterscheidet die Baugebiete "Westrand" und "Südlich Am Riedsteg" von anderen, umstrittenen Frankfurter Neubauplanungen, die vor allem von der SPD forciert werden?
- Die Neuansiedlung findet auf relativ kleinen Flächen statt und sie schließt sich organisch an das bestehende Siedlungsgebiet an.
- Die Neubebauung erfolgt kleinformatig, in diesem Fall also primär durch Einfamilienhaus-Bebauung. Dadurch wird der Charakter des Ortes nicht negativ gestört. Zudem ist es angesichts dieser Bebauungsstruktur unwahrscheinlich, dass problematische Bevölkerungsgruppen zuziehen, sich somit mittel- und langfristig ein sozialer Brennpunkt entwickelt.
- Im spezifischen Fall von Nieder-Erlenbach werden Nachbarn nicht unmittelbar negativ beeinträchtigt. Im Gebiet "Westrand" dient die Neubebauung sogar als Lärmwall. Das Baugebiet "Südlich Am Riedsteg" liegt gegenüber einem Gewerbegebiet, so dass die Straße Alt-Erlenbach durch die Neubebauung städtebaulich eher eine Aufwertung erfahren dürfte.
- Ebenfalls ein Spezifikum von Nieder-Erlenbach ist, dass in diesem nördlichsten Frankfurter Stadtteil noch viel an landwirtschaftlich genutzter Fläche vorhanden ist. Die Bürger müssen hier nicht um jeden Quadratmeter Land kämpfen. Es herrscht dort im Gegensatz zu den südlicher gelegenen Stadtteilen noch kein Mangel an grünem Erholungs- und Freiraum. Und bei begründeten und gut geplanten Baumaßnahmen sind viele Bürger noch bereit, Zugeständnisse zu machen.
"Bei der geplanten Pfingstberg-Bebauung sieht das aber schon ganz anders aus", erklärt Ingeborg Leineweber. "Gegen dieses Großprojekt zwischen Nieder-Erlenbach, Nieder-Eschbach und Harheim sprechen sich die meisten Anwohner entschieden aus."
Marlis Lichtjahr