Rassismus bei der Frankfurter "Antifa"?
Offene Flügelkämpfe in der linksradikalen Szene

Dass es innerhalb der radikalen Linken traditionell heftige Flügelkämpfe gibt, ist ein regelmäßig auftretendes Phänomen. Jüngst hat sich dieses stete Bedürfnis nach inhaltlicher Positionierung wieder bei der Frankfurter "Antifa" Bahn gebrochen.
In der Regel geht es bei diesen internen Kämpfen und Streitigkeiten stets um die persönliche politische Haltung, die man auch für den Rest der eigenen Truppe als verbindlich festlegen möchte. Dieser Streit um den politischen Standpunkt ist ein Resultat der ideologischen Blase, in der sich die Anhänger linksradikaler Strukturen seit Jahrzehnten bewegen. Solche internen "Szene"-Diskussionen haben definitiv nichts mit den realen Sorgen und Interessen der Bürger außerhalb der "Szene" zu tun. Für soziale Gruppen außerhalb der "Szene" interessieren sich die Linksradikalen in der Regel nur noch dann, wenn sie hoffen, diese vor den eigenen Karren spannen zu können. So stellt man sich gelegentlich als "Anwalt" von angeblich "Unterprivilegierten" dar, zu denen ansonsten eigentlich gar kein Bezug vorhanden ist. Im Idealfall lassen sich so ein paar zeitweilige Mitläufer oder Unterstützer für die eigenen Demonstrationen oder einige positive Presseberichte durch wohlwollende Journalisten generieren. Ansonsten aber dreht man sich nur um sich selbst.
Die linksradikale Identität definiert sich stets dadurch, dass man irgendetwas als "böse" einordnet und diesem dann den "Kampf" erklärt. Das "Böse" wird dann wahlweise als "rassistisch", "sexistisch", "faschistisch", "völkisch", "kleinbürgerlich", "kapitalistisch" oder "gentrifizierend" klassifiziert. Auf der anderen Seite steht das, was man als "gut", als "korrekt" und somit als Teil des eigenen Selbstverständnisses wahrnimmt. Publizisten der radikalen Linken haben hierfür spezifische Schlagworte wie "emanzipatorisch", "progressiv" oder "weltoffen".
Die internen Streitigkeiten der linksradikalen Szene haben also sehr selten mit realistischen Lösungsvorschlägen zu realen gesellschaftlichen Problemen zu tun, sondern drehen sich vielmehr meist nur um die eigene Identität der linken "Kämpfer". Zu dieser gehört es also stets, "Negatives" auszugrenzen, zu "bekämpfen" oder zu "vernichten". Auf diese Weise meinen sie, sich die eigene "Reinheit" erhalten zu können, auch die "Reinheit" ihrer Lehre. Und zwar völlig ungeachtet der realen, ganz und gar nicht reinen und humanen Taten, die sie regelmäßig begehen.
Doch die Meinungen, was nun "emanzipatorisch" und was zu "bekämpfen" sei, gehen innerhalb der linksradikalen "Szene" bisweilen deutlich auseinander. Oft entzündet sich der Streit an Haltungen zur Außenpolitik. Seit vielen Jahren schwelt beispielsweise der Streit zwischen "Antiimperialisten" und "Antideutschen", bei dem es um den Israel-Palästina-Konflikt geht. Die "Antiimperialisten" nehmen Israel als Teil eines von den USA ausgehenden imperialistischen Komplexes wahr und üben sich deshalb traditionell in Solidarität mit den Palästinensern. Die "Antideutschen" hingegen sind der Negativ-Abzug der historischen Nationalsozialisten. Alles, was in der NS-Zeit positiv besetzt war, ist bei ihnen negativ. Alles, was in der NS-Zeit verpönt war, begrüßen sie. Insofern ist es logisch, dass sich "Antideutsche" positiv zum einstigen Kriegsgegner USA und zu einem jüdisch dominierten Staat Israel positionieren.
Durch die Masseneinwanderung von Muslimen wird dieser alte innerlinke Konflikt nun von der Außen- auf die Innenpolitik verlagert. Es geht aktuell darum, welche Haltung, "Antifaschisten" eigentlich gegenüber dem auch hierzulande wachsenden Islamismus einnehmen sollten. Der nächste Grundwiderspruch ist also vorprogrammiert. Einerseits begrüßt man in diesen Kreisen ja alle "Refugees", um dadurch dieser Gesellschaft endlich ihren Sozialismus-unfreudigen, deutschen Charakter nehmen zu können. Andererseits werden die "Antifas" durch die realen Einwanderer mit Lebenseinstellungen konfrontiert, die nun nur noch mit tiefgefärbter rosa Brille als "emanzipatorisch", "antisexistisch" und "antinationalistisch" bezeichnet werden können. Die "Genossen" im Treffpunkt der Leipziger "Szene", dem " Conne Island" konnten das bereits mehrfach hautnah erleben, als Partys durch herbeigeeilte "Refugees" reichlich aus dem Ruder liefen.
Der gehätschelte "Refugee" bedankt sich also nicht immer, indem er künftig brav SPD oder "Linke" wählt, oder gleich bei der "Autonomen Antifa" mitdemonstriert. Stattdessen wird die radikale Linke nun mit Leuten konfrontiert, die sich von den harmlosen deutschen AfD-Anhängern, die im "Straßenkampf" nur wenig bis gar keine Gegenwehr liefern, deutlich unterscheiden. Man hat sich eine aggressivere Bevölkerungsgruppe ins Land geholt und dürfte in Zukunft auch weit stärker mit dieser in Konfrontation geraten. Möglichenfalls aber wird die deutsche radikale Linke durch Islamisierung auch ihre Vollendung erreichen, faktisch ihre Erlösung durch Unterwerfung und Selbstauslöschung.
Bis dahin aber streitet man sich gerne noch intern. Unter dem Motto "Antifa United Frankfurt" (AUF) zogen Ende Februar mehr als 1000 Linksradikale in Ermangelung anderer Freizeitbeschäftigungen durch Frankfurt.
Als Kampagnenmotto wählten sie die Drohung "Make Racists afraid again" ("Macht Rassisten wieder Angst"). Man weiß ja, dass bereits die Kritik von Zuwanderung in "Antifa"-Kreisen ausreicht, als "Rassist" gebrandmarkt und bedroht zu werden. Das Wort "United" war bei dieser Kampagne aber mehr Wunsch als Realität. Zwar wurde auf dem Szene-Portal "linksunten.indymedia.org" darüber gejubelt, dass die Demonstration "ein voller Erfolg und starker Ausdruck der antifaschistischen Bewegung" gewesen sei, doch zugleich war von "reaktionären und denunziatorischen Spaltungsversuchen" des "Arbeitskreises (AK) 8. Mai" und dessen Umfelds die Rede. Diesem "antiimperialistischen" Arbeitskreis wurde bescheinigt, sich "endgültig aus der antifaschistischen Bewegung verabschiedet" zu haben, was der AK natürlich ganz anders sehen dürfte. Dem AK 8. Mai steht die so genannte "Anti-Nazi-Koordination" (ANK) nahe, als deren Sprecher der bekannte Pfarrer Hans Christoph Stoodt fungiert. Und die ANK kritisierte nach Presseberichten via Twitter umgehend das zu zahme Auftreten der AUF in Frankfurt. Auch wurde kritisiert, dass die stärker "antideutsch" ausgerichteten AUF-Vertreter das Thema "djihadistische Gewalttäter" zu sehr aufbauschen würden, wo doch angeblich viermal mehr "Reichsbürger" in Hessen leben würden, von denen – so die ANK-Logik – offenbar mehr Gefahr ausginge. Konkreter Anlass der Kritik war eine Aktion der AUF-"Antifas" gegen den Bockenheimer Imbiss "Free´s Bude" in der Leipziger Straße. Dieser wurde mit dem Schriftzug "FUCK IS" besprüht. Dem Inhaber, der Rapper Sadiq Zadran, wurden in einem Bekennerschreiben Kontakte in die Salafistenszene und islamistische Propaganda vorgeworfen. Diese Aktion wurde von der ANK wiederum als "in ihrer Logik rassistisch" kritisiert, da sie sich ja gegen einen Nicht-Deutschen gerichtet hatte und "Hetze gegen Muslime" betreibe. Imbissbetreiber Zadran hätte sich mehrfach öffentlich vom "Islamischen Staat" (IS) distanziert. Ein "Salafist" sei leider für die AUF-"Antifas" "deckungsgleich mit IS-Unterstützer". Die AUF-"Antifas" würde somit die "neurechte" These übernehmen, dass der Islam Faschismus und die Muslime Faschisten seien. Die Aktion gegen den Imbiss hätte demnach ebenso "von Mitgliedern der Identitären Bewegung oder anderer rassistischer Organisationen" begangen werden können.
Natürlich irren hier die Mannen von Hans Christoph Stoodt eindeutig, denn "Identitäre" würden sich nie mit solchen bornierten Lächerlichkeiten und Psychoterror-Aktionen wie dem Beschmieren eines Kiosks abgeben. Aber aller Flügelkämpfe und Generationenkonflikte zum Trotz, eines bleibt gewiss: Stets zur rechten Zeit werden sich alle Linksradikalen daran erinnern, dass ein Sündenbock, ein personifiziertes "Böses" her muss. Dann wird wieder ein gemeinsamer "Feind" auserkoren, der ganz besonders "rassistisch", "sexistisch" oder "faschistisch" sei, und den es nun zu "bekämpfen" gelte. Und flugs werden sich alle Flügelkämpfe auch wieder in Luft auflösen. Das ist fast schon ein Naturschauspiel.
Marlis Lichtjahr