Der „Brickegickel“ soll wieder auf die Alte Brücke
Wie eine BFF-Frage dem Magistrat Beine machte

Seit 2013 fehlt der Stadt Frankfurt eines ihrer bekanntesten Wahrzeichen: Der „Brickegickel“. Kaum hat sich die BFF-Fraktion für seine Wiedererrichtung eingesetzt, kommt Bewegung in Römer-Koalition.
Der „Brickegickel“ (hochdeutsch: "Brückenhahn") steht seit 1401 auf der Alten Brücke. Allerdings nicht ununterbrochen. Das von einem goldenen Hahn bekrönte Kruzifix wurde einst auf dem mittleren Bogen der Brücke aufgestellt, um Schiffen das tiefste Fahrwasser anzuzeigen. Man sieht ihn bereits auf der ersten bildlichen Darstellung der Alten Brücke von 1405.
Der Hahn verkörpert einerseits ein Symbol der Wachsamkeit, andererseits steht er für die Sage, die sich um die Erbauung der Brücke im Mittelalter rankt. Laut der Sammlung der Gebrüder Grimm hätte es seinerzeit der Baumeister nicht geschafft, die Brücke in der vereinbarten Zeit fertig zu stellen. Er bat deshalb den Teufel zur Hilfe, der einwilligte, sofern die erste Seele, die die Brücke überquere, ihm gehöre. Der Baumeister ging darauf ein, der Teufel stellte die Brücke in der letzten Nacht unbemerkt und wie von Geisterhand vor der Einweihung fertig. Nun war es alte Sitte, dass der Baumeister als erster sein Werk zu überqueren hatte. Doch dieser überlistete den Teufel und schickte einen Hahn vorweg. Der auf diese Weise um des Baumeisters menschliche Seele Betrogene zerriss daraufhin den Hahn voller Wut.
Fünfmal musste der „Brickegickel“ im Laufe seiner Geschichte erneuert werden. 1434 riss ein Sturm das erste Exemplar in den Main. Den zweiten Gickel schossen im dreißigjährigen Krieg 1635 schwedische Soldaten um. Der dritte Gickel fiel beim Einsturz der Brücke 1739 unauffindbar in den Main. Der vierte Gickel stürzte 1945 in den Main, als Wehrmachtssoldaten die Brücke sprengten, um den alliierten Vormarsch aufzuhalten. Der Gickel konnte beschädigt geborgen und ins Historische Museum gebracht werden. Dabei entdeckte man alte Einschusslöcher, die wohl von Gefechten zwischen napoleonisch-französischen und bayerischen Truppen im Jahr 1813 stammen. Der fünfte „Brickegickel“ wurde 1992 gestohlen. Die Aufstellung des sechsten und aktuellen „Brickegickels“ wurde 1994 durch eine Spende des langjährigen Frankfurter Ortsvorstehers Helmut Gärtner ermöglicht. Das mit einer Goldschicht überzogene Bronze-Kunstwerk schuf der Künstler Edwin Hüller.
Doch seit 2013 befindet sich das 6,80 Meter hohe Kunstwerk in der Restaurierungswerkstatt R&S Metallbau von Michael Soffner, um unter anderem Rostschäden zu beseitigen. Die Arbeiten sind längst erledigt, doch der „Brickegickel“ wurde auch nach vier Jahren immer noch nicht wieder auf der Brücke aufgestellt. Die Ursache liegt offenbar in der langsamen Arbeit der städtischen Verantwortlichen. So wird der „Brickegickel“ wieder am Ursprungsstandort errichtet. Dafür aber muss diese Stelle der Brücke verstärkt werden, da die Figur auf einem stählernen Mittelstück stehen soll. In der Presse wurde seinerzeit der Zeitpunkt Herbst 2015 für die Neuerrichtung angegeben.
Doch geschehen ist seitdem nichts. Deshalb sah sich die BFF-Fraktion herausgefordert, in der Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung im März 2017 nachzuhaken. Der Stadtverordnete Mathias Mund fragte den Magistrat:
"Presseberichten zufolge hätte der `Brickegickel´ auf der Alten Brücke bereits im Herbst 2015 wieder errichtet werden sollen. Doch bis heute ist das berühmte Frankfurter Wahrzeichen nicht auf die Brücke zurückgekehrt. Ich frage den Magistrat: Aus welchem Grund ist der `Brickegickel´ immer noch nicht zurück auf der Alten Brücke, und wann wird dies erfolgen?"
Die BFF-Frage setzte ungeahnte Energien frei. Denn wie von Geisterhand scheint sich das Problem nun zu lösen: Nur wenige Tage nach der Frage über den allzu langsamen Fortgang der Neuaufstellung des Vorhabens, wurde der Magistrat nämlich aktiv und beschloss, wie der Presse zu entnehmen ist, den „Brickegickel“ nun endlich Anfang 2018 wieder auf der Alten Brücke sichtbar zu machen. Die BFF-Fraktion wird die Einlösung dieses Versprechens sehr genau beobachten.
Marlis Lichtjahr