Erinnerung an die Römerstadt Nida
Ein Museumsdorf zur Frühgeschichte und Römerzeit einrichten

Das Archäologische Museum Frankfurt widmet sich noch bis zum 6. Juni in einer Sonderschau der germanischen und römischen Frühgeschichte. Doch dass auch in Frankfurt eine römische Stadt existierte, ist fast vergessen. Ein Anlass, über Möglichkeiten für einen Museumspark nachzudenken.
Viele Besucher zeigen sich beeindruckt von der Ausstellung „Odin, Thor und Freyja“, die noch bis zum 6. Juni im Archäologischen Museum in der Karmelitergasse 1 zu sehen ist. Die Präsentation über skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends entstand in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen. Gezeigt werden vor allem Funde, die auf Tisso (Seeland) am „Götter-See“ gemacht wurden und die das germanische Alltagsleben sehr anschaulich demonstrieren. Nachbauten, Modelle und 3-D-Animationen bringen den Besuchern viele wenig bekannte Details nahe. Die Funde drehen sich um die Verehrung der Götter und das vordringende Christentum, um religiöse Opfer, Grabbeigaben. Zu sehen sind zudem fein gearbeiteter Goldschmuck, Münzen und Waffen.
In wenigen Tagen wird die Ausstellung mit ihren vielen Leihgaben abgebaut werden. Aufmerksame Besucher werden aber in der dortigen Dauerausstellung die Hinweise darauf wahrgenommen haben, dass sich auf dem Territorium Frankfurts einst eine römische Stadt befunden hat, die auch enge Kontakte zu Germanen und Kelten unterhielt: Nida. Der Hauptort der Verwaltungseinheit „Civitas Taunensium“ lag im Bereich des Stadtteils Heddernheim. Nida bestand von ca. 70 bis 260 nach Christus. Dieser zivile Verwaltungssitz war ein Wirtschaftszentrum und Markt für zahlreiche Landgüter der näheren Umgebung. Als Bevölkerung vermutet man heute neben einigen Germanen vor allem romanisierte Kelten aus Gallien, die mit dem Römertross in die Wetterau gelangten.
Die im Boden großenteils erhaltenen Reste der Stadt wurden im 20. Jahrhundert beim Bau der Siedlung Römerstadt in den 1920er Jahren unter der Planung von Ernst May und der Nordweststadt in den 1960er Jahren weitgehend zerstört. Dem Landesamt für Denkmalschutz wurde nicht einmal ausreichende Zeit für größere archäologische Grabungen eingeräumt. Einige wertvolle Funde wurden allerdings durch Hobby-Historiker geborgen. Sie sind teils im Archäologischen Museum ausgestellt. Am ehemaligen Standort gibt es aber nur noch wenige Erinnerungsstücke: Eine Türschwelle, zwei restaurierte römische Töpferöfen am Heddernheimer Steg, ein Brunnen, ein Stadtmauerrest, einige Straßennamen und ein archäologischer Rundweg mit 12 Stationen.
Das ist zu wenig Erinnerung an die römisch-germanische Epoche der Frankfurter Geschichte. Eine zu prüfende Möglichkeit, das Interesse vor allem junger Frankfurter Bürger für die Frühgeschichte und die Zeit der Antike zu stärken, wäre die Einrichtung eines kleinen Museumsdorfes. Dort könnten an regelmäßigen Besuchstagen Kulte und Handwerkspraktiken aus jener Epoche museumspädagogisch nahe gebracht werden. So könnten in der Nähe der einstigen Stadt Nida ein, zwei Gebäude im Stil der damaligen Zeit nach archäologischen Erkenntnissen errichtet werden, in denen dann museumspädagogische Präsentationen und Workshops für Kinder und Jugendliche stattfinden, beispielsweise zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen oder zur Bereitung historischer Speisen.
Gelungene Vorbilder für eine derartige Einrichtung sind beispielsweise
das Saalburgmuseum,
www.saalburgmuseum.de
das Museumsdorf Düppel in Berlin,
www.dueppel.de
die Germanische Siedlung Klein Köris in Brandenburg,
www.germanische-siedlung-klein-koeris.de
das Freilichtmuseum Funkenburg in Thüringen,
www.funkenburg-westgreussen.de
das Freilichtmuseum Hechingen-Stein
www.villa-rustica.de
oder das Alamannen-Museum Vörstätten.
www.alamannen-museum.de
Sich in diese Reihe wertvoller museumspädagogischer Konzepte einzureihen, würde Frankfurt gut stehen. Und es wäre die längst fällige Erinnerung an die Römerstadt Nida vor Ort.
Marlis Lichtjahr