Wie viel ist Frankfurt das Theater wert?
Stadt steht vor einer Grundsatzdebatte mit offenem Ergebnis

BFF-Fraktion - Stellungnahme 39-17
Die finanziellen Prognosen der am Dienstag endlich öffentlich vorgelegten Studie für Zustand und Perspektive der technisch maroden Städtischen Bühnen in Frankfurt sind zweifellos ein Schock sowohl für die politisch Verantwortlichen wie für die Bürger: Die Gesamtkosten für alle drei in der Machbarkeitsstudie untersuchten Lösungsvarianten betragen demnach allesamt weit über 800 Millionen Euro! Doch welche Zahlen am Ende einst dastehen werden, weiß niemand. Viel Fantasie gehört jedenfalls nicht dazu, sich auf einen die Milliardengrenze überschreitenden Betrag gefasst machen zu müssen – in jeder Variante.
Selbstverständlich muss die umfassende - 6,6 Millionen Euro teure - Studie nun erst einmal gelesen und bewertet werden. Aber bereits jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass die bislang besonders von Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig (SPD) favorisierte Sanierung im Bestand keine realistische Lösung darstellen dürfte. Denn diese soll zwar etwas „günstiger“ ausfallen als ein Neubau am gleichen oder anderen Standort, doch würde sich eine solche Sanierung, die in der Studie in zwei Varianten untersucht wird, über viele Jahre hinziehen. Es scheint deshalb sehr viel wahrscheinlicher, dass es auf einen Neubau hinauslaufen wird, der wiederum sowohl für das Schauspiel wie für die Oper jahrelange kostspielige Zwischenlösungen erfordert.
Bevor jedoch irgendeine Entscheidung getroffen werden kann, bedarf es einer Grundsatzdiskussion in der Stadtpolitik wie in der Stadtgesellschaft, zu welchen Investitionen in die Bühnen Frankfurt bereit bzw. überhaupt in der Lage ist. Denn es dürften nicht nur SPD-Ortsvereine oder die Linkspartei sein, die erhebliche Schwierigkeiten haben werden mit einer Milliardeninvestition in eine Einrichtung, die viele Frankfurter Bürger einer in den letzten Jahrzehnten deutlich veränderten, weitgehend entbürgerlichten Stadt nie oder nur ganz selten in Anspruch nehmen. Doch auch das in Frankfurt verbliebene Bürgertum, traditionell Stütze und Förderer von Theater und Oper, wird sich nicht ohne weiteres mit einer „Elbphilharmonie Plus“ am Main anfreunden können, wenn der Magistrat noch nicht einmal Geld genug bereitstellen kann oder will, die Grünanlagen und Plätze ausreichend zu pflegen und zu reinigen.
Besonders bitter wird die Studie der SPD schmecken, deren Oberbürgermeister Feldmann die Vorstellung der Studie übrigens ebenso schwänzte wie seine CDU-Herausforderin Dr. Weyland. Denn es war die damalige große SPD-Mehrheit, die 1958 den Beschluss fasste, die heutige Theaterdoppelanlage bauen zu lassen. Das führte zur völligen Verschandelung der ansehnlichen Reste des im Kriege nur teilzerstörten historischen Schauspielhauses von 1902. Denn die schöne Jugendstilfassade wurde im Zuge dieser Baumaßnahme einfach zerstört, aber etliche alte Bauteile in den Neubau integriert, woraus ebenfalls Teile der heutigen Problemen resultieren. Ausgerechnet eine sozialdemokratische Kulturdezernentin und ein SPD-Oberbürgermeister sehen sich nun mit dem Kulturfrevel ihrer Vorgänger und dem teuren Nachspiel derer Entscheidung von 1958 konfrontiert.
Frankfurt steht politisch und kulturell vor spannenden Diskussionen, doch in Anbetracht des maroden Zustands der Städtischen Bühnen muss eine fundierte Entscheidung auf jeden Fall noch in der laufenden Wahlperiode fallen. Sollte die Koalition im Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung dazu nicht in der Lage sein, ist sie kläglich gescheitert. Die BFF-Fraktion im Römer wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, inwieweit eine solch weitreichende und kostenintensive Entscheidung für unsere Stadt am Ende nicht den Bürgerinnen und Bürgern selbst im Rahmen eines Bürgerentscheides vorgelegt werden sollte.