Unerwartete Rettung für die Zauneidechsen?
Großmetzgerei verlässt Frankfurt Richtung Erlensee

BFF-Fraktion - Stellungnahme 60-17
Unter der abermals von einem ebenso strapaziösen wie absurden Umzug bedrohten Zauneidechsen-Population im mit heißer Nadel gestrickten interkommunalen Gewerbegebiet im Frankfurter Osten und dem angrenzenden Maintal herrscht seit Freitag große Erleichterung und vorsichtiger Optimismus: Die Rewe-Großmetzgerei Wilhelm Brandenburg hat sich offenbar entschieden, ihren neuen vergrößerten Standort von Fechenheim nach Erlensee in den Main-Kinzig-Kreis zu verlagern und damit die Echsen zunächst vor einer weiteren Umsiedlung an den Berger Hang bewahrt.
Was für die hierzulande streng geschützte Spezies der Lacerta agilis eine gute, wenngleich nicht endgültig rettende Nachricht ist, kann für Wirtschaftsdezernent Frank (CDU) und Planungsdezernent Josef (SPD) als „krachende“ Niederlage gewertet werden. Denn die beiden Politiker hatten im Schnellverfahren gemeinsam mit Maintal ein Gewerbegebiet von 22 Hektar Größe auf den Gebieten beider Kommunen eingerichtet, um Brandenburg dort die Möglichkeit zur Vergrößerung zu geben. Daraus wird nun nichts. Ob sich nun andere Betriebe auf der Gewerbefläche niederlassen werden, bleibt abzuwarten. Für die Zauneidechsen dürfte es jedenfalls vor der geplanten neuerlichen Umsiedlung zumindest eine längere Schonfrist geben.
Ohnehin hat sich um die Reptilien längst eine Groteske entwickelt. Um die Tiere aus dem Bergen-Enkheimer Baugebiet „Leuchte“ zu entfernen, wurden sie mit Millionenaufwand eingesammelt und in einen Ersatzlebensraum im Osten Fechenheims umgesiedelt. Viele Lastwagenladungen Sand wurden extra aus dem Baugebiet "Leuchte" dorthin transportiert, wo jetzt das interkommunale Gewerbegebiet, allerdings ohne Brandenburg, entstehen soll. Dort, im Osten Fechenheims, befindet sich derzeit noch eine schöne, von Feldern und Bäumen geprägt Naturlandschaft. Zustimmung zu der Zerstörung dieser Landschaft und der abermaligen Zwangsmigration der Zauneidechsen gab es übrigens auch von den Frankfurter Grünen, im Magistrat vertreten durch Umweltdezernentin Heilig.
Sollte die Stadt trotz der Absage der Großmetzgerei bei ihren Plänen bleiben, dann wird sie beträchtliche Schwierigkeiten mit der Findung einer neuen Heimat für die Echsen haben: Denn sowohl Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese (CDU) wie auch der gesamte Ortsbeirat in Bergen-Enkheim wollen von deren Neuansiedlung am Berger Hang nichts wissen. Neben den für den Steuerzahler kaum vermittelbaren Kosten für dieses Narrenspiel befürchtet man dort, dass die Zauneidechsen vom Berger Hang aus wieder in ihr ursprüngliches Revier an der Leuchte wandern. Und das wäre, wo jetzt endlich die Bagger anrücken sollen, der Super-GAU für die in den letzten 40 Jahren ohnehin von Pleiten, Pech und Pannen verfolgten Planungen für das Baugebiet „Leuchte“.
Die Bilanz für Frankfurts schwarz-rot-grünen Magistrat könnte negativer nicht sein: Rund 1.000 Industriearbeitsplätze und viele Millionen Gewerbesteuer verloren; ein wertvolles Landschafts- und Naherholungsgebiet im Eilverfahren zur Betonierung freigegeben; Zauneidechsen mit hohen Kosten an die falsche Stelle vertrieben; neuerliche Umsiedlung droht am Widerstand Bergen-Enkheims zu scheitern. Aber vielleicht ist ja in den Büroräumen von CDU, SPD und Grünen im Römer noch ein Plätzchen frei für politikgeschädigte Lacerta agilis...