Unglaubwürdiges Interview in der FAZ i.S. Moscheebau Bergen-Enkheim

Offener Brief an die FAZ-Lokalredaktion

Unglaubwürdiges Interview in der FAZ i.S. Moscheebau Bergen-Enkheim

In der Angelegenheit Moscheebau Bergen-Enkheim stellen wir den offenen Brief unseres ehemaligen Fraktionsvorsitzenden und langjährigen Stadtverordneten, Wolfgang Hübner, vom heutigen Tage zur Diskussion. Das Interview auf das sich der offene Brief bezieht, finden Sie in der aktuellen Ausgabe der FAZ.
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Offener Brief
an die Redaktion der Rhein-Main-Zeitung der FAZ
Herrn Ressortleiter Dr. Matthias Alexander

 
Sehr geehrter Herr Dr. Alexander,

bei der heutigen Frühstückslektüre der FAZ glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als ich am Ende eines Interviews auf Seite 29, der Titelseite der Rhein-Main-Zeitung, lesen musste, wer dieses ausführliche Interview mit dem Imam Mohammed Naved Johari, Sprecher des Vereins „Islamische Informations- und Serviceleistungen“ (I.I.S), geführt hat: Es war die gleiche Canan Topcu, die drei Tage zuvor mit Herrn Johari auf dem Podium einer Veranstaltung zu den umstrittenen Moscheebauplänen in Enkheim gesessen hat und ebenso wie der Interviewte deutliche Parteinahme für das Projekt der Moscheegemeinde erkennen ließ.

Es war weiterhin Frau Topcu, die direkt zu Beginn der Veranstaltung heftige Empörung unter vielen Besuchern mit ihrer Unterstellung auslöste, hinter den Argumenten mit Verkehrs- und Lärmbelastungen würden sich in Wahrheit Vorbehalte und Ressentiments gegen den Islam und Muslime verbergen. Frau Topcu gab in ihrem Eingangsstatement auch kund, Deutschland sei längst eine „multiethnische“ Gesellschaft. Abgesehen davon, dass man über diese Aussage trefflich streiten kann,  ging es an diesem Abend weder um Ethnien noch um eine „multiethnische“ Gesellschaft. Sich mit einem solchen Scheinargument vor eine islamistisch ausgerichtete Organisation zu stellen, stellt lediglich den Versuch dar, durch das Führen eines völlig anderen Diskurses islamistische Narrative zu immunisieren.

Allerdings wurde diese Provokation noch übertroffen von der skandalösen Verharmlosung der international agierenden Muslimbruderschaft durch den derzeitigen Vorsitzenden des Rats der Religionen in Frankfurt, den Katholiken Joachim Valentin, Leiter des Hauses am Dom. An Gewalt, Elend und Intoleranz in vielen islamisch geprägten Staaten ist die Muslimbrüderschaft bekanntlich entscheidend beteiligt. Für Herrn Valentin offenbar kein Problem.

Zurück zu dem Interview von Frau Topcu mit Herrn Johari: Die vordergründig kritisch wirkenden Fragen an den Imam bieten diesem tatsächlich eine hervorragende Gelegenheit, die Harmlosigkeit und Rechtstreue einer islamischen Gemeinde herauszustellen, die selbst nach Auffassung des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten ein „autoritäres, streng konservatives und polarisierendes Weltbild“ pflegt, Das hat zur Folge, dass das Amt jede „Kooperation und Unterstützung“ mit der Gemeinde ablehnt. Der I.I.S. wird auch vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet und von diesem zum weiteren Umfeld der islamistischen Muslimbruderschaft gerechnet.

In dem Interview wird Herr Johari gefragt, ob sein Verein Verbindungen zur Muslimbruderschaft habe. Kein Wunder, das weist Herr Johari - wie bereits mehrfach in der Vergangenheit - weit von sich. Doch die Nachfrage, ob sich die Gemeinde auch von den Muslimbrüdern distanziere, bleibt Herrn Johari ebenso erspart wie die Notwendigkeit, darauf zu antworten. Das grundsätzliche Problem ist allerdings nicht, was Frau Topcu gefragt oder nicht nachgefragt hat, sondern dass sie in der FAZ als Teilnehmerin des Veranstaltungspodiums einen anderen Podiumsteilnehmer interviewen kann. Für den allergrößten Teil der Leser ist dieser Zusammenhang beider Personen nicht erkennbar.

Man muss keine übermäßig hohen Ansprüche an journalistische Redlichkeit und Professionalität stellen, um eine solche redaktionelle Entscheidung eindeutig für verfehlt zu halten. Ein Blick in den Pressekodex (Ziffer 6, Trennung von Tätigkeiten) würde an dieser Stelle genügen. Frau Topcu wurde den Besuchern der Veranstaltung in Enkheim als „unabhängige Expertin“ vorgestellt. In Sachen Islam und damit verbundenen Problemen ist sie das gewiss nicht, wie ihre institutionellen Verflechtungen, z. B. zum Hessischen Forum für Religion und Gesellschaft (HFRG), belegen.

Frau Topcu ist deshalb auch ungeeignet, ein glaubwürdiges Interview mit einem Islamvertreter zu führen, der sicherlich nicht zu denen gehört, die zur Erleichterung der Integration dieser Religion in unsere Gesellschaft und Kultur beitragen. Wäre das Interview von Frau Topcu in der Frankfurter Rundschau zu lesen gewesen, hätte das kein Erstaunen bei mir ausgelöst. Es aber in der FAZ zu lesen, ist ehrlich gesagt schockierend.


Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Hübner
10. November 2017

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