Unerhört: Tapfere Japanerinnen verderben das Sommermärchen von Merkel/Roth/Frank
Projekt „Sommermärchen 2011“ zusammengesackt

FREIE WÄHLER - Fraktion im Römer
Kommentare/Meinungen 11/2011
Am späten Samstagabend kurz nach 23 Uhr ist nicht nur Deutschlands Frauen-Fußballnationalmannschaft überraschend im Viertelfinale der WM gegen die tapfere Elf der kleingewachsenen Japanerinnen ausgeschieden. Kurz nach 23 Uhr ist auch das mit ungeheurem Aufwand an Medienpropaganda, WM-„Patriotismus“ und politischer Unterstützung hoch gepuschte Projekt „Sommermärchen 2011“ zusammengesackt.
Über das frühe Scheitern unserer Fußballfrauen dürfen wir – in Frankfurt wie in ganz Deutschland - gewiss ein wenig traurig sein. Über das gescheiterte Projekt sollten wir hingegen froh sein – es ist nämlich gut, wenn die Unberechenbarkeiten sportlicher Wettkampfergebnisse ab und zu dafür sorgen, dass politischen, ideologischen und kommerziellen Kalkülen ein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Selten wurde ein Ereignis so penetrant überfrachtet von volkserzieherischen Motiven wie die WM des Frauenfußballs im Land der zweimaligen Weltmeisterinnen.
Die Nation sollte nämlich gleich Mehrerlei bei der Gelegenheit lernen: Frauenfußball ist ebenso wichtig wie Männerfußball, also müssen die Stadien voll werden. Frauenfußball ist der ultimative Beweis, dass noch nicht einmal der Umgang mit dem runden Leder mehr die Geschlechter trennt, also müssen die Spielerinnen der Nationalmannschaft ebenso bekannt und populär werden wie die Spitzenakteure der Männernationalmannschaft. Und Fußball in Deutschland des Jahres 2011 dient nicht nur der Geschlechter-anpassung („Gender Mainstreaming“), sondern auch als Beweis für geglückte Integration Made in Germany, nicht zuletzt verkörpert durch die dunkelhäutige Organisationchefin.
Da die beiden besten Spielerinnen mit Migrationshintergrund zudem aus männlicher Perspektive ganz attraktiv aussehen, prägten natürlich deren Gesichter das Bild des deutschen Frauenteams – die Medien sorgten schon dafür.
Neben dem Auftrag, gefälligst wieder Weltmeister zu werden und für gute Stimmung im Land zu sorgen, sollten die DFB-Frauen ganz nebenbei dokumentieren, dass eine unblonde Muslima mit Wurzeln im Kosovo nicht nur die fotogenste Fußballerin ist, sondern auch ohne Kopftuch Tore für Deutschland schießt. Und selbstverständlich sollte am Ende der WM jeder Fernsehzuschauer den für deutsche Zungen reichlich komplizierten Namen der jungen Dame mit dem afrikanischen Vaternamen so perfekt aussprechen wie TV-Berichterstatter das mit sichtlichem Eifer vier Spiele lang taten.
Nun sind es aber leider nicht mehr als vier Spiele geworden - zwei Spiele zu wenig, um diesen Namen mühelos über die Lippen zu bringen. Zwei Spiele auch zu wenig, um das Planziel „Sommermärchen 2011“ mit dem Plansoll dritter WM-Titel für die weiblichen Schützlinge des Gutmenschen Theo Zwanziger zu beenden. Das ist nicht nur für den biederen DFB-Präsidenten misslich, sondern auch für die von allerlei Rettungsschirmen geplagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die das Finale am 17. Juli in Frankfurt bekanntlich schon längst ganz fest und ganz vorrangig in ihrem Terminkalender eingeplant hat.
Deutsche Kanzlerin bejubelt deutsche Weltmeisterinnen – wer wird da auch nicht widerstehen wollen? Nichts wird’s damit. Und nun besteht auch noch die akute Gefahr, dass Frau Merkel nächsten Sonntag ausgerechnet jenen tapferen kleinen Japanerinnen gratulieren muss, die nicht nur unsere Fußballfrauen aus dem Turnier gekegelt haben. Die sollen übrigens auch noch ganz in der Nähe des Ortes trainiert haben, der so entscheidend war für den plötzlichen Sinneswandel der studierten Physikerin Merkel in Sachen Atomkraft…
Die Bundeskanzlerin und Theo Zwanziger müssen sich aber nicht mehr grämen als unsere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und Sportdezernent Markus Frank. Denn die beiden, ansonsten nicht immer in Harmonie verbunden, hatten doch felsenfest damit gerechnet, in Halbfinale und Finale der Frauenfußball-WM am Spielort Frankfurt im Glanze deutscher Triumphe publikumswirksam strahlen zu können. Und schon längst sahen sich beide mit siegestrunkenen DFB-Mädchen auf dem Römerbalkon vor jubelnden Volksmassen stehen, verewigt auf Bildern, die um die Welt gehen.
Die Aussicht darauf war der selbsternannten „Hauptstadt des Frauenfußballs“ einige hübsche Milliönchen wert – und nun das! Diese blonde deutsche Trainerin, die bereits eine nationale Neid-Debatte verursacht, hat alles vermasselt. Erst will sie von der hochverdienten einheimischen Alt-Prinzessin, die Prinz heißt, nichts mehr wissen, und dann wechselt sie die hübsche Muslima mit den vielen Fototerminen noch nicht mal in der Verlängerung ein!
Nein, diese blonde Dame kommt so schnell nicht mehr in den Kaisersaal. Und auf der für viel Geld hergerichteten Fan-Meile am Main soll sie sich gefälligst auch nicht sehen lassen. Da feiern jetzt sowieso, wenngleich ganz im Geist und Sinne der Frankfurter „Vielfalt“, nur noch Japaner, Schweden, Franzosen und Amerikaner.
Aber zum Trost von Petra Roth und Markus Frank sei versichert: Wir Frankfurter Bürger werden uns in diesen Stunden abgrundtiefer nationaler Enttäuschung als echte Internationalisten erweisen und uns all die nun panikartig auf den Markt geworfenen Politiker- und Prominenten-Freikarten schleunigst aneignen, um der Welt zu zeigen: Auch bei einem möglichen Finale Japan gegen USA werden wir das Stadion bis auf den letzten Platz füllen. Wenn auf unsere Fußballfrauen schon kein Verlass ist – auf uns, das Volk, kann Steffi Jones aus Bonames allemal rechnen!
PS: Der Verfasser findet Frauenfußball nicht weniger spannend und schön als Männerfußball, er will es sich aber nicht aufreden und schon gar nicht volkserzieherisch zwangsbehandeln lassen.
Wolfgang Hübner, 11. Juli 2011