Wer hat die Neue Altstadt wirklich „erfunden“?

Weder Roth noch Feldmann, sondern BFF und Mangelmann!

Wer hat die Neue Altstadt wirklich „erfunden“?
© Marvin800

BFF-Fraktion – Kommentar 07-2018

 
Ironie der Frankfurter Stadtgeschichte: Am Freitag eröffnet ausgerechnet ein Politiker den schon weitgehend fertiggestellten „Krönungsweg“ in der Neuen Altstadt, der zu den größten Verächtern dieses nun kurz vor der Vollendung stehenden Projekts gehört hat. Denn als der SPD-Politiker Peter Feldmann noch nicht Oberbürgermeister war und sich nun auch mit zur Schau gestellter Altstadt-Begeisterung um seine Wiederwahl müht, galt ihm als linker Sozialpolitiker dieses Projekt quasi als Geldverschwendung.

Das bestreitet Feldmann übrigens selbst nicht. Er hat also die Neue Altstadt mit Sicherheit weder „erfunden“ noch gefördert. Wer aber dann? War es Petra Roth, in deren langer Amtszeit die politischen Beschlüsse gefasst wurden, die diese überfällige Stadtheilung möglich machten? Wer die Geschichte des Projekts über all die Jahre genau verfolgt hat, kann nur zu dem Schluss kommen, dass Frau Roth keinen Widerstand dagegen hatte, aber ein tiefes Anliegen war es ihr zu keiner Zeit. Andernfalls hätte sie dafür sorgen können, dass die für den Herbst 2018 geplante Eröffnung der neuen Altstadt schon einige Jahre früher über die Bühne gegangen wäre.

Nachdem Feldmann und Roth keine Zeugungsrechte beanspruchen können, wer war es dann? Es ist kein Geheimnis, doch eine Tatsache, die weder Feldmann, Roth noch die Parteien im Römer gerne hören oder gar zur Sprache bringen. Denn politisch war der Auslöser des Altstadt-Projekts der Antrag NR 1988 vom 20. August 2005 der Römer-Fraktion der Bürger Für Frankfurt – BFF, die damals noch lediglich durch den Stadtverordneten Wolfgang Hübner vertreten wurde.

Dieser Antrag beschrieb, aus heutiger Sicht in verblüffend weitsichtiger Weise, was inzwischen Realität geworden ist. Allerdings wurde er seinerzeit sowohl von CDU, SPD und Grünen abgelehnt. Damit ist dokumentiert, dass sich besser keine dieser Parteien der gegenwärtigen Römer-Koalition der Vater- oder Mutterschaft für die Neue Altstadt rühmen sollte.

Auf die historisch gerechte technische Verwirklichung des Projekts hat der Offenbacher Bauingenieur Dominik Mangelmann in der Frühphase wie auch später großen Einfluss genommen. Unabhängig von den BFF-Bemühungen, aber bald mit den BFF in Kontakt stehend, versuchte Mangelmann, in Offenbach auch CDU-Politiker, die Junge Union der Frankfurter CDU für den Wiederaufbau samt Rekonstruktionen berühmter Gebäude eines Teils der kriegszerstörten Altstadt zu motivieren. In der CDU selbst haben sich damals die ehemaligen Stadtverordneten Wolff Holtz und Jochem Heumann für das Projekt in besonderer Weise eingesetzt.

Sehr wichtig war auch das publizistische Engagement des früheren Leiters der Rhein-Main-Zeitung der FAZ, Günter Mick für die Neue Altstadt. Seinerzeit allerdings war dieser Teil der FAZ noch deutlich konservativer und weniger linkslastig als heute. Die Idee einer teilweisen historischen Rekonstruktion der bis zur Zerstörung weitberühmten Frankfurter Altstadt lag nach dem enttäuschenden Wettbewerbsergebnis für die Gestaltung des Areals zwischen Dom und Römer vielleicht in der Luft. Aber Ideen mussten und müssen auch ergriffen, formuliert und realisiert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ergriffen und formuliert haben das anfangs die Bürger Für Frankfurt einerseits, sowie Dominik Mangelmann aus Offenbach mit Unterstützung der Jungen Union andererseits. Sich für die Vollendung des Projekts feiern lassen, das wollen nun ganz andere. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Denn die Pioniere der Neuen Altstadt hießen nicht Feldmann, Roth oder sonst wie, ihre Namen sind aber bekannt.


Wolfgang Hübner

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