Markus Frank schon wieder kein „Weltmeister“
CDU-Sportdezernent möchte trotzdem mit aufs Bild

FREIE WÄHLER - Fraktion im Römer
Kommentare/Meinungen 13/2011
2002 wurde die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer in Japan Vizeweltmeister. Nach der Rückkehr in die Heimat zeigten sich die nur Brasilien unterlegenen Helden den dankbaren Fans auf dem Balkon des Römers. Mit dabei war ein blonder Recke, der allerdings weder in den Spielen der DFB-Elf noch auf der Ersatzbank je zu sehen gewesen war. Auch im Trainerstab oder unter den Fußballfunktionären war der junge Mann noch nie gesichtet worden. In der Frankfurter Kommunalpolitik war er aber kein Unbekannter, denn es handelte sich bei dem selbsternannten „Vizeweltmeister“ um den ehrgeizigen CDU-Politiker Markus Frank.
Der Sindlinger Tankstellenbesitzer nutzte damals mit der ihm eigenen Mischung aus Geltungssucht und völliger Peinlichkeitsresistenz die lockende Gelegenheit, um bundes- und weltweit mit aufs Bild zu kommen. Schließlich wollte der heutige Sportdezernent ordentlich Eigenreklame für seine Kandidatur bei der bevorstehenden Bundestagswahl jenes Jahres machen. Aber Frank erging es wie den Fußballern: Er wurde nur zweiter – übrigens ohne jeden Jubel unterm Römerbalkon. Und es kann sogar noch schlimmer, denn seitdem (oder deswegen?!) präsentieren sich deutsche Fußballasse nach mehr oder weniger großen Turniererfolgen nicht mehr in Frankfurt, sondern nur noch in Berlin.
Doch Markus Frank blieb eine ganz große Hoffnung, sich doch noch mal als „Weltmeister“ feiern zu lassen, nämlich die Frauenfußball-WM. Und die Hoffnung war umso größer, weil erstens Frankfurt sich selbst zur „Hauptstadt des Frauenfußballs“ ernannt hat und zweitens zum Austragungsort des Endspiels auserkoren wurde. Außerdem konnte es so gut wie gar keinen Zweifel geben, dass nur die deutschen Frauen den Titel holen würden. Frank sah sich also schon so gut wie sicher am Montag, den 18. Juli 2011, inmitten triumphierender Spielerinnen auf dem Balkon stehen als berühmtester Sportdezernent Deutschlands und der Welt.
Aber irgendwie ist der Blonde aus Sindlingen halt einfach kein Siegertyp. Denn erst warfen die kleinen Japanerinnen die Deutschen sensationell aus dem Turnier, was Franks Pläne schon mal gehörig dämpfte. Nachdem sich der Politiker von diesem Schock halbwegs erholt hatte, kam er auf die vermeintlich rettende Idee, den Sieger des Finales USA gegen Japan dazu einzuladen, sich doch am Tag nach dem Spiel auf dem Römerbalkon zu zeigen – genug Japaner wie Amerikaner gibt es schließlich in Frankfurt schon, um den Platz wenigstens zu einem Viertel zu füllen.
Doch auch da hatte der unermüdliche Stadtrat leider die Rechnung wieder ohne die Fußballerinnen gemacht, denn sowohl die siegreichen „Prachtnelken“ aus Japan wie auch die enttäuschten US-Girls wollten nur eines – schnell zurück in ihre Heimatländer. So wird also wieder nichts aus den hochfahrenden Plänen des Sportdezernenten.
Es sollte sich allerdings niemand wundern, wenn auf den TV-Bildern vom triumphalen Empfang der Weltmeisterinnen in Tokio plötzlich Markus Frank zu erkennen ist: Gerüchten zufolge soll er sich sofort nach dem Elfmeterschießen am späten Sonntagabend noch ein Flugticket nach Fernost besorgt haben – so schnell gibt es ein nur zweimal gescheiterter Bundestagskandidat schließlich nicht auf, wenigstens einmal im Leben „Weltmeister“ zu werden…
Wolfgang Hübner, 18. Juli 2011