Frankfurts Attentäter heißt Arid U.

Zwei Mörder - unterschiedliche Reaktionen

Frankfurts Attentäter heißt Arid U.

FREIE WÄHLER - Fraktion im Römer
Kommentare/Meinungen 15/2011
 

Der Massenmord eines Norwegers in Oslo hat – wie überall – auch in Frankfurt Entsetzen, Abscheu und Mitleid mit den meist so jungen Opfern der schrecklichen Tat hervorgerufen. Was auch immer die Motive des Mörders gewesen sein mögen oder was auch immer er zur „Begründung“ seines Handelns angibt: Selbstverständlich kann nichts von dem auch nur das bewusste Auslöschen eines einzigen Lebens rechtfertigen. Der Publizist Thorsten Hinz hat dieser Tage zutreffend geschrieben: „Ein Mann, der fast 80 Menschen, die meisten davon halbe Kinder und ganz junge Erwachsene, eiskalt tötet, ist ein verächtliches Subjekt“.

Gleichwohl wird sich nicht nur das tief erschütterte Land Norwegen noch lange mit diesem „verächtlichen Subjekt“ und seinen Beweggründen beschäftigen müssen. Es ist zu hoffen, dass dies in vernünftigerer Weise stattfindet als in vielen Medien und politischen Kreisen Deutschlands, wo die Mordtat zum Anlass missbraucht wird, mit ungeliebten politischen Personen und Strömungen abzurechnen und sogar politischen Profit aus der Bluttat von Oslo zu gewinnen. Erneut zeigt sich daran, wie verkommen, einseitig und intolerant die politische Kultur, die vielmehr als Unkultur bezeichnet werden muss, in unserem Land geworden ist.

In Frankfurt böte das blutige Geschehen im Norden besonderen Anlass, sich daran zu erinnern, dass vor wenigen Monaten erst ein junger Mann aus dem Stadtteil Sossenheim am Flughafen zwei US-Soldaten erschossen, mehrere schwer verletzt hat und an weiteren Morden nur durch die Ladehemmung seiner Pistole gehindert wurde. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft Anklage wegen Mordes gegen den 21-jährigen Arid U. erhoben. Die Bundesanwaltschaft geht bei ihrer Anklage davon aus, dass Arid U., dessen islamische Familie aus dem Kosovo stammt, unter dem Eindruck dschihadistischer Propaganda aus radikal-islamistischen Motiven ihm völlig unbekannte Menschen getötet hat.

Die Opferzahl von Oslo ist viel größer als in Frankfurt und löst allein dadurch größeres Entsetzen aus, das ist verständlich. Doch sowohl Anders Breivik als auch Arid U. schritten zu ihren Taten in der Absicht, so viele Menschen wie möglich zu töten. Dabei war der Norweger schon deshalb wesentlich „erfolgreicher“, weil er auf grausige Weise planvoller handelte. Für die Opfer beider Mörder macht das keinen Unterschied – ihr Leben ist verloren.

Und von denen, die den Schrecken überlebt haben, werden viele bis zum Lebensende verwundet an Leib und Seele leiden. Wie zum Beispiel der junge amerikanische Soldat, dem Arid U. zweimal aus nächster Nähe in den Kopf schießen wollte. Nur das Versagen der Pistole verhinderte diesen dritten Mord am Flughafen. Doch wie oft wird der junge Amerikaner in seinem Leben noch gepeinigt werden von diesem Moment, in dem er seinem Ende so nah war?

Die Frankfurter Medien haben natürlich über das Geschehen am Flughafen ausführlich berichtet. Aber in fast allen Berichten war eine merkwürdige Distanziertheit zur Tat und ihren Opfern zu spüren. Letztere bekamen kein Gesicht, ganz im Gegenteil zu den Opfern von Oslo. Dabei ist es wichtig, dass wir junge Gesichter sehen, die uns klar machen, wie grausam und brutal die Anmaßung der Mörder ist, blühende Menschenleben zu töten. Die Opfer vom Flughafen waren Amerikaner und Soldaten. Es ist noch nicht so lange her, da waren amerikanische Soldaten selbstverständlich in Frankfurt. Und bis auf die Anschläge der linksterroristischen „Rote Armee Fraktion“ hat diesen Soldaten, denen Frankfurt sowohl die Erlösung von der Nazi-Diktatur wie auch den Schutz vor einer kommunistischen Expansion verdankt, niemand ans Leben wollen.

Auch unter diesem Gesichtspunkt war die Reaktion der Politiker und Parteien in Frankfurt erstaunlich zurückhaltend und ist es bis heute geblieben. Dafür gibt es zwei Erklärungen, keine davon ist gut: Erstens geschah die Tat des Arid U. mitten in der ‚heißen‘ Phase des Kommunalwahlkampfs und galt als höchst unwillkommene Bestätigung jener Kräfte, die – wie die FREIEN WÄHLER in Frankfurt - wegen ihrer kritischen Haltung zu Islamisierungstendenzen als „rechtspopulistisch“ charakterisiert bzw. diffamiert werden.  

Vergleicht man die medialen und politischen Reaktionen auf das Flughafen-Attentat mit denjenigen auf die Japan-Katastrophe wenig später, bei der in Frankfurt übrigens kein einziger Mensch zu Schaden kam, dann kann nur von einer geradezu schreienden Unverhältnismäßigkeit gesprochen werden. Es ließe sich auch sagen: Der Mord am Flughafen war politisch und ideologisch höchst unwillkommen, So wurde und wird er entsprechend behandelt. Hingegen konnte und wurde die Japan-Katastrophe wegen ihrer verheerenden Auswirkungen auf dortige Kernkraftwerke medial und politisch auch in Frankfurt maximal instrumentalisiert und genutzt, natürlich ganz besonders von den Grünen.

Diese Grünen haben auch mit der zweiten unguten Erklärung für die oben genannte Zurückhaltung entscheidend zu tun: In dem von ihnen mitsamt einer willfährigen CDU und auch den anderen Parteien – mit Ausnahme der FREIEN WÄHLER – durchgesetzten „Vielfalt“-Konzept ist ein Fall Arid U. nicht nur nicht vorgesehen, sondern er muss wegen der ideologischen Ausrichtung dieses Konzepts auch um jeden Preis heruntergespielt, vernebelt  und individualisiert werden. Wie anders ist doch jetzt die Reaktion aus grünen und linken Kreisen auf das Massaker in Oslo: Da wird ganz unverhohlen ein geistiger Zusammenhang mit dem Täter und demokratisch agierenden, durch Wahlen legitimierte „Rechtspopulisten“ gezogen.

Kritische Persönlichkeiten wie Thilo Sarrazin und Henryk Broder werden nun in einen Zusammenhang gebracht mit einem Massenmörder, der sein tödliches Handeln auch mit Hass auf die steigende Zahl von Moslems in Europa begründen will. Arid U. hingegen hat Hass auf die USA und ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Verbrechen in aller Welt als Motiv für seine Tat angegeben. Es gibt auch in Deutschland eine ganze Reihe bekannter Persönlichkeiten, die aus ihrer Kritik an den USA und der amerikanischen Politik keinen Hehl machen. Niemand aber käme auf die Idee, diese als geistige Wegbereiter des jungen Mörders aus Sossenheim zu brandmarken.

Auch darin liegt ein ebenso markanter wie bezeichnender Unterschied in der Reaktion auf die beiden Anschläge: Islamkritik soll nun unter Generalverdacht gestellt und nach Möglichkeit ausgegrenzt und sogar unmöglich gemacht werden, USA-Kritik hingegen ist auch nach den Flughafen-Morden völlig unproblematisch möglich. Letzteres ist ja auch gut so, denn selbstverständlich darf auch der gewaltsame Tod von zwei amerikanischen Soldaten nicht eine Einschränkung von Kritik an der US-Politik zur Konsequenz haben.

Ebenso allerdings darf die Tat in Oslo nicht zur Diffamierung und Erstickung der Kritik an islamistischen Entwicklungen in Deutschland und Frankfurt führen. Wer das Geschehen in Oslo trotzdem dazu nutzen will, verfolgt antidemokratische und meinungsdiskriminierende Interessen, die im direkten Gegensatz zu gleich mehreren Artikeln des Grundgesetzes stehen.

Es war und ist richtig und unerlässlich dass die Kritik an islamistischen Entwicklungen in Frankfurt, Deutschland und Europa sachlich begründet und ohne jegliche Hetze gegen Personen und Gruppen erfolgt. Daran haben sich die FREIEN WÄHLER in Frankfurt stets strikt gehalten und werden das auch in Zukunft tun. Es ist aber auch richtig und unerlässlich, dass der Massenmord in Oslo nichts an den Problemen ändert, die real vorhanden sind und die ein Frankfurter namens Arid U. in mörderischer Weise zum Ausdruck gebracht hat.

Der Prozess gegen den Flughafen-Täter wird demnächst noch einmal Aufschluss darüber geben, wie Politik, Medien und Öffentlichkeit darauf reagieren, mit Arid U. einen jungen Mann auf der Anklagebank zu sehen, der als gut integriert, intelligent und nett galt – nicht viel anders als der blonde Killer aus Norwegen. Doch diesen Unterschied gibt es schon: Arid U. kommt aus Frankfurt und hat in Frankfurt gemordet – er ist Frankfurts Attentäter.

 

Wolfgang Hübner, 31. Juli 2011

Leserkommentare (2)

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Nachtrag:

Der Professor an unserer Uni heißt Ömer Özsoy,
http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/islam/personen/oezsoy/index.html
und veröffentlicht Arbeiten wie z.B.:

“Plädoyer für ein aufgeklärtes Islamverständnis in Zeiten der Islamkritik”,
in: Thorsten Gerald Schneiders: Islamverherrlichung. Wenn die Kritik zum Tabu wird.

Davon liest man in der Frankfurter Lokalpresse natürlich nichts. Vermutlich war man in der Erdogan-Türkei froh, dass man ihn los hatte, und in Frankfurt wird er jetzt sorgsam im Elfenbeinturm versteckt, damit sein Denken keinen "Schaden" anrichten kann. Das wäre ja noch schöner, wenn Frankfurter Muslime plötzlich aufgeklärt wären und nicht mehr Grün wählen würden ... da sei der Rat der Religionen vor!

Die spärliche Aufarbeitung durch die Medien fiel mir auch auf. Teilweise beschlich einen sogar das Gefühl, die veröffentlichte Meinung halte das Attentat für nicht so schlimm, weil es ja "nur" Amerikaner traf, und nicht die Stadtöffentlichkeit. Wie wenn Frankfurt damit nichts zu tun hätte. Wie wenn ein Täter von Auswärts irgendwelche Durchreisende angegriffen hätte, zufällig in Frankfurt.

Beim Attentäter von Oslo kann man wegen seines Manifestes perfekt studieren, wie er zum Tatentschluss kam: Er hatte eine völlig verengte Weltsicht, alles wurde auf die Spitze getrieben und immer nur der worst case angenommen. Gegenläufige Bewegungen wurden systematisch ausgeblendet oder nicht ernst genommen.

Man fragt sich, inwieweit Muslime in Frankfurt in Kontakt kommen mit Ideen

a) über Freiheit, Selbstverwirklichung, Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte.

b) liberaler Islam, Islamreformer, die das Interpretationsmonopol der traditionalistischen Orthodoxie aufbrechen. Schule von Ankara, Seyran Ates, Nasr Hamid Abu Zaid und wie sie alle heißen.

Fall a) kann man sich noch vorstellen, aber dass b) genügend thematisiert wird in Frankfurt glaube ich nie und nimmer, denn hier darf man über Glaubensinhalte nicht den geringsten Ton verlauten lassen.

Die Berichterstattung über Moscheegemeinden ist ratzekahl leergefegt von jedem theologischen Inhalt. Wer fragt, verliert. Die Antwort könnte ja enthüllend sein. Und so wird es auch an den Schulen aussehen: Ein Lehrer, der hier anfangen würde nachzuhaken, stünde in diesem geistigen Klima schnell alleine da, wenn die Beschwerden der Verbände kommen, dass er die Jugend zum Unglauben verführen würde.

Eigentlich müsste die Politik in diesem Lande ein wahres Feuerwerk an Informationen über liberalen Islam abbrennen, aber irgendwie ist da nichts. Gar nichts. Man hat lediglich an der Goethe-Uni einen Lehrstuhl für einen Theologen der "Schule von Ankara" (wenn es wahr ist) installiert, aber der forscht dort offenbar in seinem Elfenbeinturm vor sich hin ...