Die Not der Frankfurter Sexarbeiterinnen

BFF aktuell: Wir schauen hin in Frankfurt!

Die Not der Frankfurter Sexarbeiterinnen
© Fotos: Richard Bishop


Ein sonniger Samstag im September 2020: Viele Leben um die Alte Oper, auf der oben die berühmte Inschrift zu lesen ist: „Dem Wahren Schoenen Guten“. Einige Meter tiefer stehen vor dem Eingang etliche Frauen, die 18 große Tafeln mit Buchstaben hochhalten: „Öffnet die Bordelle!“.


Was ist hier los? Es ist die Protestkundgebung des Vereins Dona Carmen, der sich für „soziale und politische Rechte von Prostituierten“ einsetzt. Dazu gibt es in Corona-Zeiten besonders dringenden Anlass. Denn alle Frankfurter Bordelle sind seit langen Monaten wegen der Virusgefahr geschlossen, die darin arbeitenden Frauen aus vielen Ländern sind ohne Einkommen und müssen sich irgendwie durchschlagen. Nun haben sie genug: Sie sind wütend und machen ihre Not öffentlich.




Juanita Henning, seit vielen Jahren die Seele des Vereins, prangert die derzeitigen Mißstände lautstark an: „Die Prostitution ist in Hessen weiterhin nicht verboten, aber die Bordelle sind geschlossen!“ Das bewirke eine gesundheitspolitisch gefährliche Verdrängung in „informelle Strukturen“. Viel Beifall.


Mehrere Rednerinnen, darunter temperamentvolle Aktivistinnen aus Kolumbien, prangern die gegenwärtigen Zustände an: Bürokratische Schikanen, materielles Überleben in Illegalität und Unsicherheit. Viel Kritik auch an den völlig unterschiedlichen Regelungen für die Sexarbeit in den 16 Bundesländern. In Frankfurt soll das Bordellverbot noch bis Ende November 2020 andauern: „Das ist ein erbärmliches Spiel auf Kosten der Frauen“.




Viele Passanten bleiben stehen und hören kurz oder länger zu. Die protestierenden Frauen haben ein soziales Anliegen, es geht um ihre wirtschaftliche Existenz. Sie bestreiten nicht die Virusgefahr. Aber sie halten sie für völlig übertrieben.




Frankfurt hat viele soziale Probleme. Die Corona-Krise schafft offenbar noch mehr.


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