Pfandringe: Das nächste gescheiterte Experiment

Frankfurter Steuergeldverschwendung mal im Kleinen

Pfandringe: Das nächste gescheiterte Experiment


Verschwendung öffentlicher Gelder muß nicht immer im Bereich hoher Millionenbeträge stattfinden. Sie kann sich auch bei geringeren Kosten zeigen, und ist gerade dadurch für den Bürger vielleicht umso leichter nachvollziehbar.

Bund, Länder, aber auch eigentlich reiche Kommunen wie Frankfurt haben nämlich die Wurzel ihrer finanziellen Probleme nicht in der Einnahmen-Seite. Denn seit Jahren sprudeln aus Steuerquellen hohe Summen an Geldern in die öffentlichen Kassen. Diese haben ihr Problem auf der Ausgaben-Seite. Seit Jahren nämlich servieren die regierenden Parteien Haushaltspläne, die ein Leben über die eigenen Verhältnisse ermöglichen.

Nun gibt es ein aktuelles Beispiel, das diesen Mechanismus im ganz Kleinen darlegt. Die Stadt Frankfurt hatte an Konstabler Wache, Hauptwache und Hauptbahnhof kleine Drahtkörbe für Flaschensammler angebracht. Bürger, die Pfandflaschen nicht zum Automaten bringen wollten, sollten diese, statt in den Mülleimer zu werfen, in den Drahtkorb stellen. Somit müssten Flaschensammler nicht in Mülleimern wühlen, um sich das begehrte Objekt zu ergattern.

Die Idee ist nicht grundsätzlich schlecht gewesen. Man versuchte, Flaschensammlern etwas entgegen zu kommen. Sie bräuchten sich vielleicht weniger schmutzig bei ihrer Suche machen und dabei eventuell weniger anderen Müll wieder „nach oben" zu transportieren. Es war ein Entgegenkommen, denn eigentlich ist es ja nicht eine öffentliche Aufgabe, das Gewerbe privater Pfand- oder Rohstoff-Sammler zu fördern.

Aus Erfahrung nichts gelernt

Nun kam heraus, was Kennern menschlicher Verhaltensmuster (zumindest im Frankfurt der Gegenwart) von vornherein klar war. Die Körbe wurden einfach als zusätzliche Abfallkörbe genutzt. „Im Zuge der Testphase wurde festgestellt, daß die Pfandflaschenkörbe in erster Linie für Abfälle aller Art genutzt werden, aber kaum für Pfandflaschen", räumte das Umweltdezernat auf Anfrage ein. Die Körbe wurden also wieder demontiert.

Nun würde ein vernünftig haushaltender Mensch erst einmal die Finger von weiteren Experimenten und Ausgaben lassen. Nicht so die schwarz-grün-rote Römerkoalition. Ein neues Experiment muß her. So wurden nun 15 Pfandringe gekauft, die an Laternenmasten angebracht wurden und in die nun Bürger ihre Pfandflaschen stellen können.

Dabei bräuchte es dieses weiteren Experiments in Frankfurt nicht unbedingt. Denn in Köln und in Offenbach wurden bereits Erfahrungen mit exakt diesem Pilotprojekt gemacht. Diese fielen ernüchternd aus. Die Leute nutzten die Ringe kaum zum Einstellen von Pfandflaschen, sondern stopften dort vor allem anderen Müll hinein. Offenbach hat bereits über 10.000 Euro für die Schnapsidee in den Sand gesetzt.

Nun möchte das die Römerkoalition auch machen. 3000 Euro hat die Anschaffung der Ringe bereits gekostet. Und es wird die Anschaffung weiterer Pfandringe in Frankfurt erwogen. 3000 Euro sind sicher nicht viel Geld im Rahmen eines städtischen Haushalts. Aber es ist knapp ein Drittel der durchschnittlich zu zahlenden Jahres-Einkommenssteuer eines deutschen Bürgers. Es könnte also Ihr Geld sein. Vier Monate haben Sie Einkommensteuer gezahlt. Und dieses Geld wird in Frankfurt für eine solche Show-Aktion gerade mal verjubelt.

Marlis Lichtjahr


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