Stadtteil zwischen Altstadtidylle und Durchgangsverkehr
Wachwechsel in Bergen-Enkheim

© Fotos: Richard Bishop
Wer nach Bergen-Enkheim gelangt, stellt das Hauptproblem des Frankfurter Stadtteils zwangsläufig fest. Endlose Kolonnen an Blechkarossen zwängen sich nicht nur durch die großen Hauptstraßen des Ortes, sondern auch durch den historischen Kern. Am mittlerweile seit vier Jahren durch Bauplanen verhüllten Alten Rathaus hat sich ein Nadelöhr entwickelt. Busse zwängen sich zwischen Absperrbarken und Fachwerkhäusern einspurig durch die Marktstraße.

"Der Verkehr ist katastrophal. Sie merken sofort, daß Bergen-Enkheim als Durchgangsort dient. Wir sind der erste Zugang nach Frankfurt für einen großen Teil der Autofahrer aus dem Main-Kinzig-Kreis und der Wetterau", erläutert BFF-Ortsbeirätin Ellen Wild. Seit 1997 gehört Frau Wild dem Bergen-Enkheimer Ortsbeirat 16 an.

Unzählige Anträge und Initiativen gehen auf die Mitbegründerin der Bürger Für Frankfurt BFF zurück. Nun möchte sie behutsam den Weg zu einem schrittweisen Generationswechsel ebnen. Sie hat Dorothe Bogner und Ashraf Badea die ersten beiden Listenplätze für die bevorstehende Ortsbeiratswahl überlassen, während sie selbst nun den Listenplatz 3 inne hat.
Von Kairo nach Bergen-Enkheim
Ashraf "Charly" Badea wurde in Kairo geboren und ist in der koptischen Kirchengemeinde St. Markus aktiv. Vor 30 Jahren kam er nach Deutschland, in Bergen-Enkheim lebt er seit 20 Jahren. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in einem Kaufhaus im Hessencenter ist er vielen Anwohnern bekannt. Da der gelernte Agrarwissenschaftler an der Borsigallee wohnt, bekommt er das tägliche Verkehrschaos hautnah mit: "Hier liegt die RMV-Tarifgrenze. Das heißt, es ist für Pendler günstig, in Bergen-Enkheim zu parken und von hier aus die U-Bahn zu nehmen. Somit wird teils wild geparkt, und es ist für Anwohner in Enkheim, vor allem an der Leuchte, zu bestimmten Zeiten kaum möglich, einen Parkplatz zu bekommen."

Badea sieht es für die Lebensqualität im Stadtteil als entscheidend an, mehr Parkplätze zu schaffen und zugleich weniger Verkehr zu erreichen. Letzteres könnte durch eine U-Bahn-Verlängerung nach Maintal-Bischofsheim erreicht werden, um das Umland besser an den städtischen Schienenverkehr anzubinden. Vor allem aber sollte der alte Plan einer nordmainischen S-Bahn nach Fulda endlich realisiert werden.
Die schönen Seiten des Stadtteils
Doch Bergen-Enkheim hat nicht nur Durchgangs- und Pendlerverkehr, sondern auch bezaubernde Seiten. Wenngleich diese durch Abriss- und Modernisierungswellen, gerade in den 1970er Jahren, gelitten haben. Vor allem kurz vor der 1977 erfolgten Eingemeindung. "Einst standen hier eine Mühle, eine Brauerei und ein Bauernhof", weiß Ellen Wild zu berichten. Seit den 70er Jahren befindet sich dort die moderne Stadthalle mit Räumlichkeiten für hunderte von Besuchern. Unweit davon kann man hingegen noch Reste der historischen Aura des 907 n.Chr. erstmals urkundlich erwähnten Bergen erleben.

Neben der Stadthalle befindet sich die "Schelmenburg". Es ist ein 1700 auf den Grundmauern einer älteren Burganlage erbautes Wasserschloss des einheimischen Adelsgeschlechts der Schelme von Bergen. Davor findet sich das vor zehn Jahren errichtete Denkmal "Schelm von Bergen" des Künstlers Hans-Joachim Schwital, ebenfalls ein Mitglied der "Bürger Für Frankfurt". Unweit davon kann man bei dem 1472 errichteten "Weißen Turm" und Stadtmauerresten noch ins Mittelalter eintauchen. Die Nikolauskapelle von 1524 schließlich sei ihre Lieblingsstelle, bekennt Ellen Wild.
Kandidatin aus alteingesessener Berger Familie
Es gibt also viel Potenzial in Bergen-Enkheim, und Ortsbeirats-Kandidatin Dorothe Bogner möchte dieses weiterentwickeln. Zwar in Schöneck geboren, stammt Bogner aber aus einer alteingesessenen Berger Familie.

Seit 23 Jahren wohnt die Fotografin nun wieder in Bergen-Enkheim, an dessen Gedeihen ihr Herz hängt. "BFF-Mitglied bin ich zwar erst seit Oktober, aber ich kenne Ellen Wild schon lange, stehe seit Jahren im engen Kontakt mit ihr. Daraus hat sich ergeben, daß ich Wilds Engagement und die kommunalpolitische Entwicklung stets genau verfolgt habe."

Der zügige Abschluss der Sanierungsarbeiten des Alten Rathauses in Bergen liegt Bogner am Herzen. Viele Jahre hat die Stadt das markante Gebäude aus dem 14. Jahrhundert sträflich vernachlässigt. Schließlich wurde deshalb eine Großsanierung fällig, die aber zum Ärger vieler Bewohner nicht vorankommt. Ein Architekt habe mittlerweile das Handtuch geschmissen, ist zu erfahren. Nun sollen die Arbeiten 2023 abgeschlossen werden. Bogner möchte hierauf ein wachsames Auge richten.
Claus M. Wolfschlag