Abgeschiedenheit heißt auch Ruhe

Ingeborg Leineweber setzt sich für den Erhalt der Natur in Nieder-Erlenbach ein

Abgeschiedenheit heißt auch Ruhe
© Fotos: Richard Bishop


Nieder-Erlenbach ist Frankfurts nördlichster Stadtteil. Eigentlich wähnt man sich schon in der Wetterau, denn die Frankfurter Innenstadt ist von der ländlichen Lebenswelt des einstigen Dorfes weit entfernt. 1972 verließ Nieder-Erlenbach den Landkreis Friedberg und wurde zusammen mit Nieder-Eschbach und Harheim eingemeindet. Doch ganz neu war die Zusammenfindung auch nicht, denn die Stadt Frankfurt hatte in der Geschichte seit dem Mittelalter lange Zeit in Nieder-Erlenbach geherrscht.


Dass die heute Herrschenden nicht die Interessen Nieder-Erlenbachs und des Frankfurter Nordens übersehen, hat sich Ingeborg Leineweber zur Aufgabe gemacht. Als Kind sudetendeutscher Eltern ist sie in Hessen geboren und aufgewachsen. Erst als Bankkauffrau tätig, betrieb sie bis 2016 einen Zeitschriften- und Schreibwarenladen mit Postfiliale in Bergen-Enkheim.

Aber schon frühzeitig hat sie sich vielfältig ehrenamtlich engagiert. Seit 2006 ist sie Ansprechpartnerin der IB-Behindertenhilfe im Wohnheim Nieder-Erlenbach, seit 2007 Vorsitzende des Vereins Nieder-Erlenbacher Bürger und des dortigen Vereinsrings. Hinzu kommen Mitgliedschaften bei der Freiwilligen Feuerwehr und dem Kerbverein.

2011 wollte Ingeborg Leineweber endlich auch auf der politischen Ebene etwas zum Guten bewegen und wurde Mitglied der "Bürger Für Frankfurt" (BFF). 2012 wurde sie Ortsbeirätin in Nieder-Erlenbach und 2016 wurde sie als Stadtverordnete in den Römer gewählt. Dort konnte sie mittlerweile einiges an politischer Erfahrung sammeln. Dennoch ist sie bodenständig und ihrem Heimatstadtteil verbunden geblieben.

"Ich möchte, daß die dörfliche Prägung Nieder-Erlenbachs erhalten bleibt", bekennt Ingeborg Leineweber. Dazu gehöre der vorrangige Schutz wertvoller Ackerflächen. Das gehe nicht grundsätzlich gegen kleinere Neubauten, sofern sich diese in die Umgebung einpassen. "Wohnsilos und Trabantenstädte, wie sie an der A5 geplant wurden, sind aber mit mir nicht zu machen", so Ingeborg Leineweber. Nicht ohne Grund stand der Widerstand gegen den Bau einer Müllkippe am Anfang ihres politischen Engagements. Auch gegen eine Bebauung des von Ackern geprägten Pfingstbergs hatte sie sich vehement eingesetzt.

"Abgeschiedenheit heißt auch Ruhe", äußert Ingeborg Leineweber augenzwinkernd. Gleichwohl möchte sie sich für eine behutsame Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Frankfurter Norden einsetzen. Seit über 30 Jahren warte der Stadtteil auf einen Radweg nach Nieder-Eschbach. Da befindet sich die nächste U-Bahn-Station, und viele Kinder gehen dort zur Schule. Doch die Stadt hat es bislang immer noch nicht geschafft, die 1,8 Kilometer einer sicheren Radverbindung zu bauen. Neben der Verkehrsinfrastruktur setzt sich Ingeborg Leineweber für die Stärkung örtlichen Nahversorgung mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern ein. Ebenso soll das Vereinsleben gefördert werden.

Trotzdem der Stadtteil vielen südlicher wohnenden Frankfurtern eher unbekannt ist, hat er Sehenswertes vorzuweisen. Das Lersner’sches Schloss diente einst als barocker Adelssitz. Heute sind in dem von einem schönen Park umgebenen Anwesen Wohnungen untergebracht. In der teils noch von Fachwerkhäusern geprägten Ortsmitte wurde auf Anregung der Bürgerinitiative 1994 den Bürgerbrunnen aus einem alten Taufbecken der evangelischen Kirche errichtet. Vor allem aber die vielen Felder und Grünflächen machen Nieder-Erlenbach zu einem beliebten Areal für Radfahrer und Spaziergänger.

Ihr liebster Ort, so verrät Ingeborg Leineweber, ist aber ihr eigener Garten. Hier pflanze sie insektenfreundliche Staudenbeete und Tomatenpflanzen, die in den letzten Jahren reichlich Ertrag gebracht hätten. "Ich überlege sogar, zu exportieren", flunkert sie. Ihr Garten ist ihr Ort der Freiheit. Und ganz besonders, wenn dabei noch ihre Lieblingsmusik läuft. Was das ist? "Elvis war der beste", verrät Ingeborg Leineweber.

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