Die kleine Frau Rauscher und der Denver-Clan

Ingrid Leng engagiert sich seit fünf Jahren für Frankfurts Süden

Die kleine Frau Rauscher und der Denver-Clan
© Fotos: Richard Bishop

„Wie klein Frau Rauscher im Vergleich zu ihrer Bekanntheit ist“, sagt Ingrid Leng, als sie vor der Statue des berühmten Frankfurter Originals steht. Bei ihrem Gang durch Alt-Sachsenhausen erläutert sie die Probleme des Stadtquartiers.


„Seit vielen Jahren steht der Paradieshof leer und verkommt immer mehr. Mittlerweile gibt es dort eine Taubenplage“, sagt Ingrid Leng. Das läge nur an der Halsstarrigkeit der Frankfurter Regierungskoalition. Die Lösung läge nämlich nahe. Seit Jahren bekundet die European School of Design Interesse an dem Gebäude. „Wenn die hier einzieht, hätte das eine positiv ausstrahlende Wirkung für den ganzen Stadtteil.“ Um eine solche Aufwertung zu ermöglichen, müsse die Stadt eben etwas Geld in die Hand nehmen und das Gebäude sanieren oder der Schule ein günstigeres Angebot machen.


Dass etwas in Alt-Sachsenhausen passieren müsse, mahnt Ingrid Leng seit langem an. Randalierende Betrunkene am Wochenende, Lärm von Feiernden und nicht zuletzt das Müllproblem sind in dieser Form nicht hinnehmbar. Anwohner in der Brückenstraße haben sich beispielsweise im letzten Jahr über große Mengen zerbrochener Glasflaschen auf den Gehwegen und Fahrbahnen beschwert, was für Radfahrer zu gefährlichen Situationen führen kann. Sauberkeit und mehr Rücksichtnahme seien gefordert. Notfalls müsse Wirten, die nicht mäßigend auf ihre Gäste einwirken, die Konzession entzogen werden. Doch dazu sei die Stadt offenbar zu feige, so Leng. Auf jeden Fall aber müsste die Kontrolldichte erhöht werden.


Zudem müsse endlich die bauliche Situation in Sachsenhausens Aushängeschild verbessert werden. Hier habe die Stadt in den letzten Jahren zu wenig getan. Der bauliche Zustand mancher Häuser ist nicht gut. Zudem gibt es beklagenswerte Brachflächen und sehr bedauerliche Leerstände, wie bei der Dreieichstraße 34 und beim erhaltenswerten Gorjel-Schwenker, an dem nun immerhin Maßnahmen zur Taubenvergrämung getätigt wurden. Insgesamt wünscht sich Ingrid Leng für Alt-Sachsenhausen etwas mehr Grün sowie einige öffentliche Bänke, auf denen man sich einmal hinsetzen kann, ohne etwas konsumieren zu müssen. „Und es muss eine bessere Lösung für die Betonpoller her. In dieser Form sind die potthässlich“, so Ingrid Leng.

Verkehrsprobleme im Fokus

Auch auf die Verkehrsprobleme hat Ingrid Leng stets ein Auge geworfen, gehört sie doch seit Jahren zur Arbeitsgruppe Verkehr der BFF. Sie begrüßt das Ende der Mainkaisperrung, durch die sich der Verkehr verstärkt über die Schweizer Straße ergoss. Diese Konzepte einer autofreien Innenstadt wären eine Idiotie von SPD und anderen Linken, die dadurch nur an anderer Stelle die Probleme verschärfen. Besser sei es, den Verkehr am Fließen zu halten. Eine „Grüne Welle“ bei Ampelschaltungen sei das beste Mittel gegen Lärm und Feinstaub. Zudem müssten mehr Park-and-Ride-Parkplätze für Pendler eingerichtet werden, um die Einfallstraßen zu entlasten.


Die letzten fünf Jahre hat Ingrid Leng die „Bürger Für Frankfurt“ (BFF) im großen Ortsbezirk 5 vertreten, der von Oberrad bis Niederrad reicht. Deshalb liegen ihr auch viele Projekte jenseits von Sachsenhausen am Herzen. Der geplante Bürgerpark auf dem ehemaligen Rennbahn-Gelände solle ein Platz für alle Bürger werden. Folglich müsse es auch Angebote für ältere Mitbürger geben, die in ein Miteinander von Jung und Alt zu integrieren seien. Leng forderte Sportgeräte für Senioren, was aber bislang abgelehnt wurde. Die Niederräder Bruchfeldstraße wünscht sich Ingrid Leng zur Allee begrünt. Außerdem forderte sie dort eine öffentliche Toilette, was aber die anderen Parteien, außer der SPD, abgelehnt haben. Das Frauenhoftor möchte sie aufgewertet wissen. Das Oberforsthaus solle endlich saniert werden.

Parteientaktik hat Vorrang vor dem Bürgerinteresse

Frau Leng hat die unklare Kommunikation durch die Stadt satt. Und schmerzhafte Abrisse historischer Gebäude, wie unlängst das alte Walmdachhaus aus dem 17. Jahrhundert in der Kelsterbacher Straße, möchte Leng verhindern. „Diesbezüglich fordert der Ortsbeirat bereits, in Zukunft frühzeitiger unterrichtet zu werden.“ In Oberrad gab es im letzten Jahr Probleme wegen offenbar illegal abgeladenen Grünschnitts. Hier wünscht sich Leng einen Ausbau der öffentlichen Nahverkehrs-Verbindungen.

Die persönliche Bilanz ihrer Zeit im Ortsbeirat ist durchwachsen. „In vielen Sachfragen sind die anderen Parteien nicht zu gebrauchen. Nicht die beste Lösung für die Stadt steht im Vordergrund ihrer Entscheidungen, sondern Parteitaktik und persönliche Strategien. Manchmal komme ich mir im Ortsbeirat vor, wie beim Denver-Clan.“ Anträge würden von anderen Parteien unter fadenscheinigen Gründen abgelehnt, um sie dann abgekupfert selbst wieder ins Gremium einzubringen. Doch die gebürtige Ostfriesin, die 1976 ihren Weg nach Frankfurt fand, sieht das mit Nachsicht: „Mein Großvater war Kapitän auf allen Weltmeeren. Dadurch habe ich eine gewisse Toleranz faktisch in die Wiege gelegt bekommen.“.


Claus-M. Wolfschlag

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