Warum Feldmanns Goldkette demnächst in Gefahr ist

Hübners Frankfurter Woche – Folge 1

Warum Feldmanns Goldkette demnächst in Gefahr ist

Hübners Frankfurter Woche – Folge 1

Ich weiß: Schadenfreude ist keine gute Regung. Aber soll es mir wirklich verübelt werden, wenn ich nach vielen aktiven Jahren in der Frankfurter Kommunalpolitik samt Nahbeobachtung des Geschehens und der handelnden Personen jene zu missbilligende Regung bei der Nachricht von der Gelb-Roten Karte der Grünen für die CDU nicht ganz unterdrücken konnte? Denn dieser zumindest einstweilen geplante Platzverweis von den gutbezahlten Magistratsbänken ist hochverdient für die orientierungslosen Schwarzen. Meine Freude darüber wäre allerdings ungetrübter, wüsste ich nicht, daß auf meine Heimatstadt einiges Ungemach zukommen wird.

Denn die bei der Wahl am 14. März 2021 triumphierenden Grünen sind ein Sieger mit fast leerer Brieftasche. Frankfurt wird nämlich von dem stachligen Virus besonders schwer gebeutelt: Flughafen darbt, Messen fallen aus, Touristen bleiben weg, Gewerbesteuereinnahmen schmieren ab. Und Feldmann ist zu allem Unglück immer noch Oberbürgermeister. Der Held der Arbeiterwohlfahrt wird, gelangt die SPD nach dem Willen der Grünen abermals in die Stadtregierung, sogar fester im Sattel sitzen als vor der Wahl. Überhaupt die SPD: Sie ist nach der halbierten AfD der andere große Wahlverlierer vom 14. März, kann aber auf den Erhalt wichtiger Ämter in der Stadtpolitik hoffen.

Dabei will offensichtlich auch die FDP nicht stören. Schließlich locken ein hauptamtlicher Dezernentenposten und andere Annehmlichkeiten der Machtbeteiligung. Wie sich das mit FDP-Positionen zu Finanzen, Verkehr und AWO-Aufklärung verträgt? Natürlich überhaupt nicht. Doch was macht das schon? Opposition ist Mist und mühsam, das soll jetzt gefälligst mal die CDU erfahren. Außerdem wird die FDP in der grünen Wunschkoalition ja nicht der kleinste Partner sein. Diese Rolle sollen die vier Neulinge der VOLT-Partei übernehmen.

Deren Wahlplakaten zufolge wird es bald viele Dienstreisen von Koalitionsmitgliedern in alle möglichen europäischen Städte geben. Dort soll laut VOLT überall etwas besser gemacht werden als in Frankfurt. Dieser Polittourismus wird zwar die Stadtfinanzen noch ein wenig mehr belasten, nutzt aber immerhin dem Flughafen und der Bahn. Es werden schwere Jahre für den baldigen Ex-Kämmerer Uwe Becker, wenn er dann nicht nur nicht mitreisen darf, sondern sich künftig weder in Frankfurt noch anderswo länger mit seiner geliebten Silberkette des Bürgermeisters präsentieren kann.

Aber auch Feldmann sollte sich seiner ebenfalls heiß geliebten Goldkette des Oberbürgermeisters nicht allzu sicher sein: Wenn der/die/das künftige grüne Kämmer*in demnächst vor Geldnot weder ein noch aus weiß, könnte er/sie/es in der hochinnovativen Vierer-Koalition durchsetzen, den hohen Goldpreis für eine willkommene zusätzliche städtische Einnahmequelle zu nutzen.

Obgleich der Klimawandel in diesem kalten April Frankfurt einfach sabotiert: Die kleinste Metropole der Welt wird politisch spannende fünf Jahre erleben. Ich freue mich drauf und wünsche ein schönes Wochenende von Haus zu Haus!
 

Wolfgang Hübner (Stadtverordneter 2001 – 2016)

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