Frankfurts (fast) vergessener historischer Tag

Am 10. Mai 1871 Friedensvertrag mit Frankreich

Frankfurts (fast) vergessener historischer Tag

 
Hübners Frankfurter Woche – Folge 5

Das offizielle Frankfurt hat seit vielen Jahren Schwierigkeiten mit nationalen historischen Ereignissen der Zeit vor 1933. Diese partielle Unwilligkeit und Geschichtsvergessenheit hat dazu geführt, daß am Montag dieser Woche ein ganz besonderer Tag der deutschen und Frankfurter Geschichte sowohl politisch wie auch medial fast unbeachtet blieb. Denn an diesem Montag jährte sich zum 150. Mal der Tag der Unterzeichnung des sogenannten „Frankfurter Friedens“, nämlich des Vertrages, der den Krieg von 1870/71 zwischen dem deutschen Kaiserreich und der Republik Frankreich beendet.

Damals unterschrieben im Hotel Zum Schwan am Steinweg Reichskanzler Otto von Bismarck und der französische Außenminister Jules Favre am 10. Mai die ausgehandelten Vereinbarungen. Für den Gast aus Paris war das eine sehr schmerzliche Pflicht, denn sein Land musste nicht nur das Elsass und Teile von Nordlothringen an das erst einige Monate zuvor gegründete Deutsche Reich abtreten, sondern auch ein hohe Entschädigungssumme bezahlen. Das war die Quittung für einen übermütig provozierten französischen Angriffskrieg, der mit einem in ganz Europa völlig unerwarteten Sieg der verbündeten deutschen Armeen unter preußischer Führung sowie der Reichsgründung im Schloss von Versailles endete.

Sowohl auf deutscher wie auf französischer Seite hatte der Krieg viele Opfer gefordert, an die in Frankreich sehr im Gegensatz zum heutigen Deutschland noch immer feierlich gedacht wird. Was dem „Frankfurter Frieden“ folgte, war eine lange, bis 1945 dauernde Feindschaft der beiden Nachbarstaaten, die nun längst eine enge politische Freundschaft geworden ist. Für das Frankfurt des Jahres 1871 war der 10. Mai ein stolzer, doch ohne Überschwang begangener Tag. Große Volksfeiern hatten schon zuvor anlässlich der Siegesmeldungen von den Kriegsschlachten stattgefunden.

Die Auswahl Frankfurts für den Friedensschluss war keineswegs selbstverständlich. Denn die Preußen hatten erst sechs Jahre zuvor, also 1866, die Freie Reichsstadt nach dem Sieg im Krieg gegen Österreich und seine Verbündeten, darunter Frankfurt, besetzt und in ihren Besitz genommen. Doch war es offenbar Kaiser Wilhelm I. wie auch Bismarck ein Anliegen, gegenüber der zentral im Reich gelegenen traditionsreichen Stadt vieler Kaiserwahlen ein versöhnliches Zeichen zu setzen. Zumal Bismarck einige Jahre als preußischer Gesandter beim Deutschen Bund in Frankfurt verbracht hatte. In privater Hinsicht waren das Bismarcks glücklichste Jahre, wie es in Biographien des Reichskanzlers zu lesen ist.

Achtloser Umgang Frankfurts mit Erinnerungsorten

Was ist geblieben von dem großen Ereignis am 10. Mai 1871? Das noble Hotel Zum Schwan fiel 1944 den alliierten Bomben zum Opfer. Heute ist dort in einem Neubau eine Großbuchhandlung untergebracht: Immerhin erinnert eine schlichte Wandtafel an das historische Geschehen. Im Historischen Museum gibt es ein „Friedenszimmer“ mit Originalmobiliar des Salons, in dem die Vertragsunterzeichnung stattfand. Es ist jedoch skandalös, daß dieses „Friedenszimmer“ in der Museumsgalerie „Geldstadt“ zu finden ist. Die Begründung, dieser Standort verweise auf die hohe, Frankreich auferlegte Entschädigungssumme, ist lächerlich, bezeugt aber einmal mehr die linke ideologische Einseitigkeit der derzeitigen Museumsleitung.

Auch an die gefallenen Frankfurter Soldaten des Krieges von 1870/71 erinnern in der Stadt nur noch ganz wenige Denkmale, die fast allesamt in keinem guten Zustand sind. Eine positive Ausnahme macht das vom Krieger- und Militärverein Eckenheim errichtete Ehrenmal neben der Nazarethkirche in Eckenheim. Dagegen wartet der Sandstein-Obelisk auf dem Germaniaplatz in Bornheim noch immer auf eine neue Beschriftung. Der Umgang der Stadt Frankfurt mit ihrer Geschichte ist im Hinblick auf den Krieg und den Frieden von 1870/71 samt der Reichsgründung leider ein Trauerspiel. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an die damaligen Ereignisse wach zu halten. Für die Bürger Für Frankfurt BFF war, ist und bleibt das selbstverständlich.

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