Terrorabwehrsperren künstlerisch verschönern!

Ästhetik hat auch in der neuen Stadtregierung keine Lobby

Terrorabwehrsperren künstlerisch verschönern!


Seit dem Jahr 2018 sind viele Frankfurter Plätze von grauen Betonblöcken verstellt. Die BFF-BIG-Fraktion findet diese Situation ästhetisch unbefriedigend.

Mehrere islamistisch motivierte Anschläge, unter anderem am Berliner Breitscheidplatz, führten vor drei Jahren bei der deutschen Politik zu Überlegungen, wie sich öffentliche Plätze besser schützen lassen. Um insbesondere Attacken mit in größere Menschenansammlungen gesteuerten Kraftfahrzeuge zu verhindern, wurden Betonblöcke an den Zufahrten zu entsprechend neuralgischen Punkten aufgestellt. Dort stehen sie noch heute. Überwiegend in der Innenstadt, etwa an Hauptwache, Freßgass und Opernplatz, aber auch in den Stadtteilen, wie z. b. in Alt-Sachsenhausen.

"Legosteine" nennen sie die einen, "Merkelpoller" die anderen. Und mittlerweile regt sich immer mehr Unmut über die 2,3 Tonnen schweren Betonblöcke, die aufgrund ihres grobklotzigen Erscheinungsbildes zu einer ästhetischen Verhässlichung beliebter innerstädtischer Plätze geführt haben. Denn eigentlich als Provisorium gedacht, bis eine ästhetisch ansprechendere Lösung umgesetzt wird, scheinen sie nun zur Dauerlösung geworden zu sein. Denn die Stadtregierung hat kein Geld für ästhetisch gestaltete Terrorabwehrsperren oder ist zumindest nicht dazu bereit, dieses zu investieren.

Vorstöße, die Situation zumindest etwas zu verbessern, gab es mehrere. Als 2018 die Fraktion "Die Frankfurter" dafür plädierte, die grauen Poller wenigstens mit einer anderen Farbe zu streichen, wiegelte der Magistrat ab. Die als Übergangslösung gedachten Betonquader sollten in absehbarer Zeit durch fest installierte Sperranlagen ersetzt werden, versprach der Magistrat. Doch 2019 musste Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) zugeben, daß er zu viel versprochen hatte. Versenkbare Poller seien ziemlich teuer, gab er zu. Es würden aber EU-Fördergelder dafür beantragt. "Zeitdruck" gäbe es aber keinen, verlautbarte der Magistrat.

So blieb alles beim Alten. In die Opposition gerutscht, möchte sich die CDU nun plötzlich bei dem Thema profilieren, zumal die Zuständigkeit mittlerweile beim Verkehrsdezernenten mit SPD-Parteibuch liegt. Die mittlerweile zum großen Teil verschmutzten und beschmierten Betonblöcke werden von der CDU-Fraktion jetzt plötzlich als "monströs" wahrgenommen. So forderte die Union in einem dringlichen Antrag vom 12. Mai 2021, die Betonblöcke, für deren Ersatz kein Geld eingeplant ist, mit Hilfe von Fördermitteln des Landes Hessen durch dauerhafte und schönere Terrorabwehrsperren zu ersetzen.

Reichlich spät auch aus dem Grund, weil das Förderprogramm des Landes Hessen bis 31. Mai 2021 begrenzt war und der CDU-Antrag von der Koalition in spe aus GRÜNE, SPD, FDP und Volt nicht die für die Fristwahrung erforderliche Dringlichkeit erhielt. Was einen CDU-Stadtverordneten wiederum dazu veranlasste, über die Lokalpresse die Idee einer künstlerischen Verschönerung der provisorischen Betonpoller zu lancieren. Diese Idee allerdings schwelte bei den BFF schon lange, und da man, um etwas zu erreichen, in der parlamentarischen Arbeit Anträge einreichen muß und nicht nur Ideen in die Welt setzen darf, hat die BFF-BIG-Fraktion ihren eigenen, sogenannten „Dazu-Antrag“ NR 60 eingereicht, der die vagen Vorschläge der Union konkretisiert:

„Terrorabwehrsperren künstlerisch verschönern!
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen: Der Magistrat wird damit beauftragt, die künstlerische Verschönerung der zahlreich im Stadtbild anzutreffenden Terrorabwehrsperren aus Beton baldmöglichst ausschreiben zu lassen. Im Rahmen der Ausschreibung, die auch als Wettbewerb durchgeführt werden kann, werden einzelne Betonpoller oder Poller-Ensembles regionalen Künstlern, Studenten oder Schulklassen zur Farb-, Mosaik- oder sonstiger künstlerischer Gestaltung, z. B. Begrünung, überlassen. In den Ausschreibungsbedingungen sind sowohl die gestalterischen als auch die dabei zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit einzuhaltenden Kriterien eindeutig festzulegen.

Begründung:
Die hässlichen und das Stadtbild verschandelnden Betonpoller, die eigentlich als Provisorium gedacht waren, stellen für viele Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt einen Stein des Anstoßes dar. Die Bedeutung dieses Themas wird auch dadurch deutlich, daß es regelmäßig von der Lokalpresse aufgegriffen wurde. Zu Unmut gibt insbesondere Anlass, daß im Frankfurter Magistrat in den letzten Jahren offenbar kein Interesse an einer ästhetisch ansprechenderen Lösung zur Sicherung öffentlicher Plätze bestanden hat. Nachdem zuletzt der Verkehrsdezernent die Frist zur Beantragung von Fördergeldern aus einem Landesprogramm für schönere Terrorsperren am 31. Mai hat ungenutzt verstreichen lassen und eine Verbesserung der städtischen Finanzlage aktuell nicht zu erwarten ist, sollte zumindest die künstlerische Aufwertung der Betonpoller als kurzfristige und kostengünstige Maßnahme realisiert werden, bis eine andere, dauerhafte Lösung umgesetzt werden kann.“


Update 16. Juni 2021: Beide Anträge, sowohl der von der CDU als auch der von der BFF-BIG-Fraktion im Römer wurden von der neuen Regierungskoalition aus GRÜNE, SPD, FDP und VOLT in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vom 16.06.21 unisono abgelehnt. Ästhetik im Stadtbild hat in unserer Stadtregierung wohl also auch zukünftig keine Lobby. Die Stadtverordneten der BFF-BIG-Fraktion zumindest werden an diesem Thema in jedem Fall dranbleiben. Auch hier heißt es also: Fortsetzung folgt!


Marlis Lichtjahr


Leserkommentare (0)

Um einen Kommentar zu verfassen, loggen Sie sich bitte hier ein.
Falls Sie noch kein Benutzerkonto besitzen, können Sie sich hier registrieren.