E-Scooter sind nicht nur im Main lästig

Kreuz und quer auf den Gehsteigen

E-Scooter sind nicht nur im Main lästig

Hübners Frankfurter Woche – Folge 11

Um es gleich zu gestehen: Ich weiß ja nicht, wie das so ist, auf einem elektrisch betriebenen Roller durch die Stadt zu brausen. Und wenn ich je den Drang verspürt hätte, diese Erfahrung auf meine alten Tage noch einmal zu machen – die tagtägliche Erfahrung in Frankfurt mit den sogenannten E-Scootern würde mir selbst eine Probefahrt vergällen. Denn diese im Prinzip ganz pfiffige Neuerung unter den städtischen Fortbewegungsmitteln ist nicht aus technischen oder verkehrlichen Gründen, sondern wegen schlichter menschlicher Rücksichtslosigkeit eine Plage, deren Beendigung überfällig ist.

Um dieser Plage zu begegnen, muß ich manchmal nur aus dem Haus treten. Dann sehe ich oft schon einen oder mehrere E-Scooter, die dort Bewohner oder Besucher der innenstadtnahen Wohnanlage, in der ich lebe, einfach nach Gebrauch auf dem Gehsteig abgestellt haben. Nicht selten als Hindernis für Fußgänger, erst recht für Eltern mit Kinderwägen. Oder die Roller werden vor den Häusern in die Parkbuchten für Fahrräder gequetscht, was das Ab- und Aufschließen der Räder erschwert. Will man die E-Scooter mit einigem Zorn vom Gehsteig oder aus den Radbuchten entfernen, ist das mühsam, denn die Geräte sind schwer, nicht leicht beweglich und heulen dazu auch noch anklagend auf.

Gehe oder radle ich in die Innenstadt, sehe ich an vielen Stellen die wild abgestellten E-Scooter kreuz und quer auf den Gehsteigen stehen oder auch liegen. Es ist verständlich, das sich bei vielen Menschen der Unwille und die Ablehnung dieses speziellen Verkehrsmittels primär auf selbiges richten. Und es ist sicher diskutabel, ob elektrisch betriebene Roller die Situationen auf den ohnehin überlasteten Frankfurter Straßen nicht noch schwieriger und auch gefahrenvoller machen. Doch das Hauptübel ist und bleibt die schon oben angesprochene Rücksichtslosigkeit vieler Rollerbenutzer. Denn diese lassen das Gerät nach Gebrauch einfach am Zielort der Fahrt stehen, viel zu oft als Mobilitätsbarriere.

Gemietete Autos oder Fahrräder müssen in der Regel wieder beim Vermieter abgegeben werden, E-Scooter, das macht ihren besonderen Reiz aus, aber nicht. Nicht wenige Roller landen sogar, wie kürzlich zu lesen war, im Main und sollen nun dort aufwändig vom Flussgrund geborgen werden. Für die Verleihunternehmen scheint das alles kein Problem zu sein, denn offenbar überwiegen die finanziellen Gewinne die Verluste mit verschwundenen oder schwer auffindbaren Rollern.

Was aber weder die Verleiher noch sonst irgendjemand in den Griff bekommt, das ist der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Fortbewegungsmittel. Nach längerer Beobachtung und Erfahrung komme ich nur zu einem Schluss: Frankfurts Verkehr braucht vieles, aber bitte keine E-Scooter!

Wolfgang Hübner

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