Historisches Oberforsthaus rasch wiederaufbauen!

Frankfurt droht der Verlust eines weiteren Kulturdenkmals

Historisches Oberforsthaus rasch wiederaufbauen!
Oberforsthaus im Jahr 1904


Anfang Juli wurde der historische Dachstuhl der Remise des Oberforsthauses ein Opfer der Flammen. Als die Feuerwehr alarmiert wurde, brannte das denkmalgeschützte Gebäude bereits lichterloh. Drei Stunden dauerten die Löscharbeiten. Immerhin scheinen aber die Mauern das Inferno ohne Risse überstanden zu haben. Direkt verantwortlich für das Schreckensszenario war höchstwahrscheinlich Brandstiftung. Es gibt aber noch eine indirekte Verantwortung, und diese liegt in der jahrelangen Untätigkeit der städtischen Verantwortlichen begründet.

Thomas Bauer, Vorsitzender des Denkmalbeirats, äußerte, daß die Sanierung des ruinösen ehemaligen Pferdestalls seit vielen Jahren "eine absolute Hängepartie und kein Ruhmesblatt für die Stadt" sei.

Die Geschichte der Anlage reicht bis in das Jahr 1729 zurück. Damals durfte der in dem Haus wohnende Oberförster Gäste bewirten, so dass das Areal bereits im 18. Jahrhundert zu einem beliebten Gasthof wurde, der auch Goethe zum Besuch einlud. Der Dichter verarbeitete dies durch eine Erwähnung als "Jägerhaus" in seinem berühmten "Faust". Die fortschreitende Motorisierung sowie eine verfehlte Stadtplanung isolierten das Gebäude im 20. Jahrhundert zunehmend auf einer von Autos umfahrenen Insel. Die Gastronomie wurde 1953 eingestellt, das Oberforsthaus abgerissen. Nur der denkmalgeschützte Pferdestall blieb stehen und rottete seitdem vor sich hin. 2012 erwarb die Stadt Frankfurt das Gelände im Rahmen einer Zwangsversteigerung zu einem Kaufpreis von 750.000 Euro. Doch anstatt selbst Nutzungskonzepte zu realisieren, versteiften sich die Verantwortlichen auf die Suche nach einem Investor. Da der umliegende Baumbestand nicht gerodet werden darf und somit die für eine Bebauung zur Verfügung Fläche klein ist, wurde aus den in der Presse vollmundig verbreiteten Investorenplänen, im Gespräch war unter anderem ein Hotelbetrieb, nichts.

Bereits im Jahr 2016 hatten die Bürger Für Frankfurt BFF die ausstehende Sanierung des Bauwerks zum Thema im Stadtparlament gemacht, doch die Jahre lange Untätigkeit der Stadt hat zu einem enormen Sanierungsstau geführt. Im Jahr 2019 schließlich sollte das Gebäude zumindest ein Notdach erhalten, um es vor Witterungseinflüssen besser zu schützen. Doch außer leeren Versprechungen tat die Stadt gar nichts und verzichtete zwischenzeitlich lediglich auf die zwingende Vorgabe einer gastronomischen Nutzung des Objektes.

Nun hat sich die Situation durch den Brand weiter dramatisch verschlechtert und Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) vergießt gegenüber der Presse Krokodilstränen. Es droht ein weiterer Denkmal-Verlust für den Frankfurter Süden, nachdem 2020 bereits das barocke Fachwerkhaus Kelsterbacher Straße 28 in Niederrad trotz Bürgerprotesten abgerissen wurde.

Die Stadt ist nun aufgefordert, endlich zu handeln. Dazu gehören zunächst die umgehende Sicherung der Ruine, ein unkonventionelles Nutzungskonzept ohne Wenn und Aber sowie der rasche denkmalgerechte Wiederaufbau der Remise des historischen Oberforsthauses.


Dr. Claus Wolfschlag

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