Frankfurt braucht keinen „Euro-Pavillon“
Ekelfreie öffentliche Toiletten wichtiger

Hübners Frankfurter Woche – Folge 17
Wenn Sie, liebe Leser, gefragt würden, was unsere Stadt dringend braucht, würde Ihnen sicherlich allerlei einfallen. Mir zum Beispiel öffentliche Toiletten, die ohne Ekel benutzt werden können. Kürzlich musste ich aus drängendem Anlass in das Urinal der Hauptwache B-Ebene – ein Horror! Und mir wird es nicht allein so gegangen sein. Ich weiß sehr wohl, wie schwer das Problem mit den öffentlichen Toiletten zu lösen ist. Aber warum schaffen das andere Städte in Deutschland und Europa so viel besser? Wobei ich schon beim richtigen Stichwort „Europa“ bin. Frankfurt ist je bekanntlich eine Europa-Stadt und ist Sitz der mächtigsten Institution des Kontinents, der hochaufragenden, schwer zu übersehenden Europäischen Zentralbank (EZB) im Ostend.
Wir haben in Frankfurt bekanntlich das unendlich oft fotografierte und gefilmte „Euro“-Denkmal mit den schönen gelben Sternen um das Euro-Symbol vor dem alten Eurotower am Willy-Brandt-Platz. Nun hat eine Initiative den Vorschlag gemacht, mit einem Pavillon an zentraler Stelle in der Innenstadt an die Bedeutung dieser Währung für die Europäische Union zu erinnern und Frankfurt damit noch plakativer als „Hauptstadt des Euros“ zu präsentieren. Die Initiative hat sich in diesen Wochen einen zugleich günstigen wie auch ungünstigen Zeitpunkt für die Popularisierung ihres Projekts ausgesucht: Günstig, weil in der Lokalpolitik derzeit nichts passiert und deshalb die Zeitungen gerne über den „Euro-Pavillon“ berichten. Ungünstig jedoch, weil die Inflation anzieht, was auch mit der Geldpolitik der EZB zusammenhängt.
Aber es kommt ja nicht wirklich auf den Zeitpunkt an, sondern darauf, wie sinnvoll dieses Projekt ist und, das darf nicht vergessen werden, wer es bezahlen soll. Dazu kommt noch die Diskussion um den richtigen Standort. Natürlich begeistert sich die extrem EU-freundliche Volt-Partei, im Römer Mitglied der neuen Koalition, für das Bauwerk, es könne sogar „Teil der Stadtkultur“ werden. Auch andere Parteien wie FDP, SPD oder Grüne sind von der Idee der Initiatoren angetan. Allerdings verweisen sie auch alle auf die sehr angespannte Finanzlage der Stadt Frankfurt, die eine weitgehende oder gar völlige Finanzierung der Kommune nicht erlaube. Eine richtige Absage an das Projekt wagt keiner der bislang befragten Parteivertreter wohl aus der Befürchtung, damit irgendwie gegen Europa zu sein.
Doch gegen Europa ist hier schon deshalb niemand, weil man als Deutscher allemal auch Europäer ist. Was allerdings keineswegs automatisch Begeisterung für die Einheitswährung Euro beinhalten muß, die in den vergangenen Jahren mit immer abenteuerlicheren EZB-Aktionen vor dem Scheitern gerettet wurde. Außerdem haben viele Europäer immer noch eine eigene nationale Währung, selbst einige Staaten in der EU. Ich halte es deshalb für weit übertrieben, dem Euro mitten in Frankfurt nun auch noch eine Art Tempel zu errichten. Wenn das Projekt aber trotzdem realisiert werden sollte, bestehe ich auf einer frei zugänglichen, sauberen und möglichst geruchsfreien öffentlichen Toilette darin. Dann hätte der Pavillon auf jeden Fall eine nützliche Funktion. Und einen Euro pro Benutzung wäre mir das sicher wert.