Das Corona-Problem der Frankfurter Eintracht

Überraschende Zuschauerflaute beim Bundesligastart

Das Corona-Problem der Frankfurter Eintracht
© Dirk Ingo Franke (Own work: "Eintrachtadler") CC BY-SA 2.0 Wikipedia

Hübners Frankfurter Woche – Folge 18

Nach Jahren voll sportlichen Erfolgserlebnissen, rapide steigenden Mitgliederzahlen sowie einem fast ständig ausverkauften Stadion bei Heimspielen herrscht Ernüchterung bei Eintracht Frankfurt: Die neue Bundesligasaison begann mit einer deftigen Niederlage in Dortmund sowie einem sehr unbefriedigenden torlosen Unentschieden im eigenen Stadion. Aber diese sportlichen Rückschläge lassen sich im Laufe der nächsten Monate noch korrigieren, der neue Trainer ist sogar überzeugt davon. Schmerzlicher für den Verein war eine andere unangenehme Überraschung: Statt des erwarteten großen Andrangs auf die unter Corona-Bedingungen genehmigten 25.000 Zuschauer kamen zum ersten Heimspiel in der maximal 51.500 Besucher fassenden Arena nur 22.000 Fans.

Nach der erzwungenen langen Zeit der „Geisterspiele“ vor leeren Rängen war das nicht nur für die Vereinsführung Schock und Warnung zugleich. Denn offensichtlich war gerade ein Großteil der treuesten und stimmungsvollsten Anhänger der Eintracht nicht bereit zu akzeptieren, daß mehr als die Hälfte von ihnen draußen bleiben musste. Auch die Personalisierung der Eintrittskarten, ebenfalls mit der Virusgefahr begründet, stößt auf breite Ablehnung. Für einen Verein, der in hohem Maße von der Fanbegeisterung und Fankultur abhängig ist, stellt das ein erhebliches Problem dar. Denn auch wenn alle 25.000 möglichen Zuschauer gekommen wären, gibt es zumal bei jedem Spiel mit stark reduziertem Eintritt gewaltige finanzielle Verluste.

Diese Verluste können durch die Gelder für die Fernsehübertragungsrechte nicht ausgeglichen werden. Und der Verkauf von auf dem Markt wertvollen Spielern kann leicht zu einer sportlichen Schwächung der Profimannschaft führen. Fast noch schwerer aber wiegt die Gefahr einer langfristigen Entfremdung zwischen Zuschauern und Verein. Denn gerade die Eintracht-Fans gehen ins Stadion nicht nur wegen der fußballerischen Darbietungen, sondern auch wegen der bekannt stimmungsvollen Massenerlebnisse mit fantasievollen Choreographien. Die Vereinsführung hat sich zwar bereitwillig den amtlich verfügten Corona-Beschränkungen unterworfen, viele Fans wollen das aber nicht: Entweder kommen alle rein oder zehntausende bleiben lieber daheim vorm Fernsehapparat oder setzen sich in den Biergarten.

Die Zuschauerflaute beim ersten Heimspiel der Eintracht kann durchaus auch als Protest gegen die unter Hinweis auf die Virusgefahr politisch gewollten Einschränkungen gesellschaftlicher Aktivitäten begriffen werden. Volle Stadien während der kürzlich veranstalteten Fußball-Europameisterschaft in Budapest und London haben keine bekannten negativen gesundheitlichen Folgen gehabt. Es darf deshalb nicht verwundern, wenn sich immer mehr Menschen die Frage stellen, ob die Schutzmaßnahmen im bisherigen Maße noch gerechtfertigt sind. Aber das ist eine Frage, die nicht nur unter Fußballfans immer kritischer diskutiert wird. Mit den Folgen dieser Kritik war und ist jetzt die Vereinsführung von Eintracht Frankfurt konfrontiert. Mehr Widerstand gegen fragwürdige politische und amtliche Vorgaben würden viele Fans sicherlich begrüßen – nicht nur in Frankfurt.

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