Der neue Frankfurter Maskenball
Diskotheken könnten wieder öffnen, wollen es aber nicht

Die Frankfurter Diskotheken dürfen öffnen. Hurra, das Nachtleben ist wieder da, mögen manche jubeln. Doch sie haben sich zu früh gefreut. Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Verordnungen lassen den Veranstaltern zwei Möglichkeiten. Entweder sie werden zu Erfüllungsgehilfen der Impf-Repression. Oder sie müssen sich so bizarren Regeln unterwerfen, wie sie nur von Politikern und Bürokraten ausgeheckt worden sein können, die schon sehr lange kein Nachtleben mehr genossen haben. Wenn sie es denn überhaupt jemals erlebt haben. Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) zum Beispiel, der das nun für die hessischen Diskotheken angeordnete Konzept verteidigte. Der "Königsweg aus der Pandemie" ist seiner Meinung nach ohnehin nicht das Tanzen, sondern nur die Impfung.
Bis August durfte nur auf Außenflächen getanzt werden. Das ist im Sommer noch realisierbar, wenn dieser nicht so unbeständig und regnerisch wie der diesjährige ist. Sobald die Temperaturen aber sinken, dürfte der Tanz im Wintermantel und mit abgefrorenen Fußzehen nicht mehr sonderlich attraktiv für verweichlichte Mitteleuropäer sein. Aber die Politik möchte vor der Bundestagswahl Entgegenkommen signalisieren und erlaubt auch wieder Tanzveranstaltungen im Inneren. Allerdings entweder "2G", also nur mit Impf- oder Genesenennachweis. Dieser wird dann allerdings auch von allen Angestellten des Betriebs verlangt. Oder "3G", also mit einem maximal 48 Stunden alten negativen PCR-Test. Auf eigene Kosten, versteht sich. Nichts mehr ist also mit spontanen Abendvergnügungen für jene, die trotz ständiger Ermahnung durch unsere Massenmedien das Impfrisiko immer noch scheuen.
Außerdem darf, zumindest im Fall des "3G" in den Diskotheken trotz negativer Testergebnisse nur mit Maske und unter Wahrung des Corona-Abstands getanzt werden. Die Frage, warum das so ist, wird die hiesigen regierenden Politiker nur kurz in Erklärungsnöte bringen. Irgendeine Begründung werden sie sich schon ausdenken. Immerhin sollten nach offizieller Lesart doch Geimpfte und Genesene immun sein, somit vor Ansteckung und schweren Krankheitsverläufen geschützt. Und der PCR-Test, der zweifelhafte Heiligtum des Robert-Koch-Instituts, sollte ja ebenso angeblich nachweisen, dass eine negativ getestete Person nicht an Corona erkrankt sein kann. Weshalb also Geimpfte, Genesene und negativ Getestete trotzdem in der Diskothek Maske tragen und Abstand wahren sollen, erschließt sich nur denjenigen, die ohnehin denken, dass etwas mit der Corona-Hysterie und den Impfungen faul sein muss.
Die Veranstalter merkten, daß sich eine Zeitungsmeldung oder ein PR-Gag der herrschenden Politik hinter der Öffnungspolitik verstecken könnte. "Die Politik verkündet eine große Eröffnungswelle, aber in der Realität ist das überhaupt nicht umsetzbar", erklärte denn auch Victor Oswalt von der Interessenvertretung "Clubs am Main" hinsichtlich der anfänglich nur im "3G"-Modus geplanten Öffnungen. Die Initiative vertritt die Interessen von 15 Diskotheken aus Frankfurt und dem Umland sowie von DJs und Künstlern. Die Regel, dass pro Gast 5 Quadratmeter zur Verfügung zu stehen haben, sei unrentabel. "Es dürfen einfach zu wenige Leute rein. Und welcher Gast möchte allein in einem fast leeren Club mit Maske tanzen?", so Oswalt. Dann bleibt der Gast doch lieber zu Hause, zumal er sich dann auch nicht in der Nase herumstochern lassen muss.
Die Clubbetreiber wähnten und wähnen sich bei den regierenden Politikern dennoch gut aufgehoben. Trotzdem jene dem Bürger schon seit Längerem die kalte Schulter zeigen. Man wolle ja kein "Superspreader-Event" abhalten, wurde vorsichtig betont, sondern "der Verantwortung" nachkommen. Was auch passiert, die Nachtleben-Unternehmer bleiben ganz brav und treu ergeben in ihrer Bürgerpflicht. Das haben sie mit dem staatlich subventionierten Kulturbetrieb gemein. Oswalt sah also gar keine Beanstandungen an den Apartheits-Zutrittsregeln von "2G". So machte er sich nur für freien Zutritt von Geimpften und Genesenen nach der "2G"-Regel stark, bevor die Politik das noch in ernste Erwägung zog. Und es sei zumindest richtig, daß Nichtgeimpfte, wenn sie denn nun wirklich unbedingt in einen Club gehen möchten, eben einen kostenpflichtigen PCR-Test vorzuweisen haben. Schließlich seien Ungeimpfte irgendwie selbst schuld, denn sie könnten ja eines der tollen Impfangebote annehmen.
Keinen Zentimeter wird durch die Interessenvertretung der Clubbetreiber vom offiziellen Narrativ abgewichen. Nur, dass es im Inneren der Clubs trotz aller Zutrittsverbote immer noch Verhaltens-Beschränkungen gibt, störte Oswalt, der die Unlogik der ganzen Corona-Diskussion aber scheinbar gar nicht wirklich registriert. Das Wasser muss ihnen längst bis zum Hals stehen, und die (verhinderten) Gäste mit kritischem Geist werden sich derartige Äußerungen hoffentlich merken.
Gerade die Meldungen einer "2G"-Party aus Münster, die sich zum "Superspreader"-Event entwickelte, sollte eigentlich zum Nachdenken zwingen.
Die Politik redet sich aus ihren zwielichtigen Verordnungen heraus, daß ohne die Impfungen die Erkrankungen der in der Regel jungen Partygäste schwerer verlaufen wären. Einen Beweis für diese Mutmaßung kann und braucht sie nicht erbringen. Wolle man aber konsequent sein und jede Übertragung des Corona-Virus minimieren, müssten eigentlich alle Besucher solcher Veranstaltungen negativ getestet sein, ob geimpft oder ungeimpft.
Und die Presse echauffiert sich derweil verlogen darüber, daß Gastronomen, die sich für "2G" entschlossen haben, Hass und schlechte Kritiken von Gegnern der Regelung entgegenschlagen. Dabei würden doch die Anhänger von "2G" im Gegensatz dazu viel besonnener reagieren: "Die meckern aber nicht so bösartig, sondern äußern nur ihr Bedürfnis."
Ähnliches hätten die gleichen Pressevertreter, vermutlich auch geschrieben, wenn sie seinerzeit schon für ein Blatt im südafrikanischen Apartheitsstaat tätig gewesen wären: Warum regte sich der Schwarze denn auf, daß er nicht Einlass in ein Lokal nur für Weiße bekommt? Die weißen Gäste im Inneren blieben doch auch ganz ruhig und besonnen. Deutsche Journalisten-Logik 2021.
Es geht somit heute nur darum, Impfdruck aufzubauen. Aus Gründen des Profits der Pharmaindustrie oder der Gesichtswahrung unserer Politiker, sei dahingestellt. Somit sind auch die Regelungen für Konzerte derzeit alles andere als sinnlich. Oder können Sie sich ein Hard-Rock-Konzert vorstellen, bei dem Ihnen ein kleines Quadrat als fester Stehplatz zugewiesen wird, welches Sie während der Veranstaltung nicht verlassen dürfen? Vom Pipi machen mit Maske vielleicht abgesehen.
Dass Musiker wie Xavier Naidoo, Nena oder Helge Schneider gegen derartige Veranstaltungen rebellierten, ist nur ein kleines Aufflackern von Licht angesichts der immer noch erdrückenden politisch-korrekten Unterwürfigkeit in der Kultur- und Nachtlebenszene.
Soll man also Mitleid mit dieser Szene haben? Vielleicht hat die Corona-Zeit ja auch eine gute Seite. Einige Leute machen ein paar Erfahrungen, und einige wenige von ihnen kommen dadurch vielleicht ein bisschen zum Nachdenken.
Claus M. Wolfschlag