Kein Zugang zum Hörsaal

Wie die Frankfurter Universität selbstbestimmte Studenten ausgrenzt und in finanzielle Nöte bringt

Kein Zugang zum Hörsaal


Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, daß einer nicht unerheblichen Zahl von Frankfurter Studenten der Zugang zur freien Lehre verweigert werden soll? Mit dem nun begonnenen Wintersemester ist es soweit.

An der Frankfurt University of Applied Sciences hat das Wintersemester bereits begonnen. An der Goethe-Universität sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst beginnt die Vorlesungszeit wieder am 18. Oktober.

Seit Beginn der Corona-Maßnahmen befanden sich die Universitäten im Lockdown. Drei Semester lang wurde die wissenschaftliche Lehre vor allem virtuell vermittelt, also über den heimischen Computer. Da die Politik nun versucht ohne blaues Auge für sich selbst wieder in eine "Normalität" des Arbeits- und Lehrbetriebs zu finden, hat nun unter anderem auch erstmals seit anderthalb Jahren die Goethe-Universität den Präsenzbetrieb wiederaufgenommen. Das heißt, daß ein Großteil der Lehrveranstaltungen wieder vor Ort an den Campus-Standorten stattfinden wird.

Doch die Politik hat sich viele Gedanken gemacht, den Präsenzbetrieb für einige nicht zu präsent zu machen. Schließlich soll auch an Hessens Universitäten der Impfdruck erhöht werden. Konkret bedeutet das, daß ein Student, der sich bislang noch nicht einen Impfstoff der einschlägig bekannten Konzerne spritzen ließ, entsprechend der gesetzlich verordneten 3G-Regelung zu jedem Besuchstag an der Universität einen negativen Corona-Test vorweisen muß. Dazu sollen Zugangskontrollen zu den Gebäuden und Stichproben von Negativtestes durch einen Dienstleister erfolgen.

Wenn nun aber ab dem 11. Oktober die Corona-Tests kostenpflichtig werden sollen, bedeutet das für in der Regel junge ungeimpfte Studenten ohne größeres Vermögen eine finanzielle Belastung, die sie nicht durch übliche studentische Aushilfsjobs tragen können. In der Praxis bedeutet das höchstwahrscheinlich, daß einer großen Zahl an jungen Menschen das Studium verwehrt wird. Das hat nicht nur massive Auswirkungen auf das spätere Berufsleben dieser Menschen, sondern auch für unser Land, das sich oft rühmt, ein Wissenschaftsstandort zu sein. Und bei dem oft geklagt wird, unter Fachkräftemangel zu leiden.

Dass es bislang nicht zu massiven Protesten und Gehorsamsverweigerungen der betroffenen Studenten gekommen ist, zeigt, dass sich längst die Atmosphäre eines bleiern gewordenen linksliberalen Biedermeier über die junge Generation gelegt hat. Protest ist fast vollständig von der staatlich geförderten "Antifa" oder PR-Placebos a la "Fridays For Future" aufgesogen worden.

Was bedeutet dies alles nun moralisch für die Stadt Frankfurt? Großspurig hatten die Führungsschichten in Politik und Gesellschaft in der Vergangenheit Plakatkampagnen für "Toleranz" und "Respekt" initiiert. "Respekt für jeden Menschen. Jeden Tag", hatte der Präventionsrat der Stadt Frankfurt unter Stadtrat Markus Frank (CDU) 2018 herumposaunt.

"Ich setze mich für Rechte ein. Besonders für das Recht auf Meinungsfreiheit", trompetete auch Eintracht-Präsident Peter Fischer vor Pressevertretern. Und fügte an, daß sich sein Verein für "Toleranz" einsetze.

Nun, wo sind denn diese großspurigen Redner heute, wenn es darum geht, zum Beispiel allen Studenten den Zugang zu Studium und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung zu erhalten?

Gut, bei Peter Fischer war als Einschränkung schon vorher bekannt, daß sein Eintreten für Meinungsfreiheit nur eine jämmerliche Pinocchio-Geschichte ist. Schließlich sollen Menschen, deren Meinung nicht mit der von Peter Fischer, sondern zum Beispiel mit Zielen angeblich rechtsgerichteter Parteien deckt, nicht einmal Zugang zu seinem Verein bekommen.

Es würde jedoch denjenigen, die in der Vergangenheit von Toleranz, Respekt und Meinungsfreiheit geschwätzt haben, eigentlich gutstehen, nun ihrerseits betroffene Studenten zu unterstützen, um ihnen den Zugang zu den Hörsälen zu ermöglichen. Studenten, die sich eine kostenpflichtige Testerei, nicht leisten können. Die Stadt Frankfurt, der Präventionsrat, die Eintracht, Markus Frank und Peter Fischer sollten zeigen, wie ernst ihnen ihre Worte der Vergangenheit waren, Respekt für "jeden Menschen" zu zeigen. Sie sollten zu abgestimmten Anteilen die Kosten für jene jungen Menschen übernehmen, die einmal unsere Zukunft sichern werden. Als Richter, Ärzte, Historiker, Naturwissenschaftler, Musiker oder Lehrer.


Marlis Lichtjahr

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