Umwelt oder Beton: Entscheidung notwendig

Regierungspräsidium veröffentlicht brisantes Konzept

Umwelt oder Beton: Entscheidung notwendig

Hübners Frankfurter Woche – Folge 28

Der geplante neue Stadtteil im Nordwesten Frankfurts ist politisch umstritten. Für die einen ist er die erhoffte Lösung vieler Wohnraumprobleme der vor der Viruskrise stark an Einwohnern gewachsenen Stadt. Für die anderen ist es ein geplantes Umweltvergehen mit Ansage, Frischluftschneisen in die Stadt zu blockieren und wertvollste landwirtschaftliche Flächen zu versiegeln. Politisch neigt die derzeitige Römer-Koalition stark zur Realisierung des neuen Stadtteils, der vor allem von der SPD befürwortet wird. Aber auch die Grünen als stärkste Kraft in der Koalition setzen den Plänen keinen Widerstand entgegen. Mit ihrer Klimapolitik lässt sich das allerdings nicht vereinbaren.

Wie unvereinbar der neue Stadtteil unter Umweltgesichtspunkten ist, hat nun das im Auftrag der Regionalversammlung Südhessen erstellte „Aktualisierte Planungskonzept 2.0“ dokumentiert. Aber nicht nur Frankfurt ist davon betroffen, sondern auch ins Auge gefasste große Baugebiete in Wiesbaden und Darmstadt. Grundlage des Konzepts ist die vom Land Hessen vorgelegte „landesweite Klimaanalyse Hessens“. Nun ist es also amtlich, daß alle Beteuerungen und Studien, die für die Unbedenklichkeit des sogenannten „Stadtteils der Quartiere“ im Frankfurter Nordwesten präsentiert wurden, im Gegensatz zu dem „Aktualisierten Planungskonzept 2.0“ stehen.

Das ist ganz und gar nicht im Sinne von Oberbürgermeister Feldmann und Planungsdezernent Josef (beide SPD), die sich besonders stark machen für die neue Stadtteilrealisierung. Wie man beide kennt, werden sie versuchen, das mißliebige Ergebnis des Konzepts einfach zu ignorieren und klein zu reden. Den Grünen wird das allerdings sehr schwer fallen, ist doch Klimaschutz, was immer davon zu halten ist, ihr Markenzeichen. Eigentlich müssten sie deshalb geradezu froh sein, nun begründete Argumente gegen den neuen Stadtteil zu haben. Doch sind es auch die Grünen, die sich für die fast unbegrenzte Zuwanderung von Menschen aus aller Welt nach Deutschland, speziell nach Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet, positionieren.

Der hohe Wohnbedarf in unserer Region ist nicht zuletzt Folge dieser Entwicklung. Daher stehen sich Klimaschutz und Wohnbedarf gegenseitig im Wege: die Vereinbarkeit des einen mit dem anderen ist in dem ohnehin sehr dicht besiedelten Rhein-Main-Gebietes künftig nicht mehr möglich, wenn Klima- und Umweltschutz tatsächlich Vorrang haben sollen. Diese Situation ist allerdings nicht neu. Sie wurde und wird aber immer wieder entweder mißachtet oder verdrängt. Nun muß es bald eine politische Entscheidung in der Regionalversammlung Südhessen geben. Frankfurt darf gespannt darauf sein.
 

Wolfgang Hübner

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