Rostende Einkaufswagen
Ein Frankfurter Müllproblem der besonderen Art

Die Vermüllung der öffentlichen Plätze in Frankfurt ist ein altes Problem. Dazu gehören auch wild entsorgte Einkaufswagen.
Meist ist die Frankfurter Party- und Eventszene verantwortlich für die Müllberge, die gerade an sommerlichen Abenden an den "Hotspots" entstehen: Hafenpark, Grüneburgpark, Günthersburgpark, Kleinmarkthalle, Opernplatz, sowie Matthias-Beltz-Platz, Luisenplatz und der Friedberger Platz im Nordend.
Statistiken zu den Besuchern dieser Plätze, deren möglichenfalls kulturell geprägtem Umgang mit Müll oder deren politischen Präferenzen werden nicht erhoben. Interessanterweise aber befinden sich die Müll-Problemzonen vor allem in Arealen, in denen bei der letzten Kommunalwahl "grüne" Mehrheiten zustande kamen.
Zumindest wird davon ausgegangen, daß die Verursacher der Altersgruppe unter 35 Jahren angehören. Es ist die Altersgruppe, die in warmen Nächten die öffentlichen Plätze dominiert. Das ist auch nachvollziehbar, denn es ist die Lebenszeit der Suche nach sozialen Kontakten und potenziellen Partnern. Und nach den Lockdowns brach die angestaute Lebenslust umso stärker hervor.
In Frankfurt wurde bereits 2017 wurde die Kampagne #cleanffm gestartet. Es gab so genannte "Sauberkeitsbotschafter", Werbefilme und Aufrufe in sozialen Medien. Zudem wurde das Bußgeld für "Kleinmüllverstöße" von 20 auf 55 Euro erhöht. Erst im März wurden am Mainufer 260 zusätzliche Mülltonnen aufgestellt. Und dies, zumal in den vergangenen Jahren bereits 50 Müllgroßbehälter neben den traditionell bestehenden Abfallkörben aufgestellt worden sind.
Außerdem soll zukünftig die Reinigung in der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH zentralisiert werden. Bislang hat das Grünflächenamt die Parks gesäubert, die FES die Straßen und Plätze, die Verkehrsgesellschaft Frankfurt die Bus- und U-Bahnhaltestellen sowie die Deutsche Bahn die S-Bahn-Stationen.
Bislang hat all das nicht für einen nachhaltigen Erfolg ausgereicht. Dass es regelmäßig zu massiven Müllproblemen kommt, ist aber nicht hinnehmbar. Es wurde in der Presse berichtet, daß die aufgestellten Müllcontainer teils leer blieben. Stattdessen würden die Besucher einfach "alles unter sich fallen lassen". Die Sprachwissenschaft nennt das zunehmende Problem "Littering". Aufklärung und Müllsheriffs sind in vielen Kommunen gescheitert. Das verwundert, wo es doch fast zeitgleich anscheinend möglich ist, zum Maskentragen zu verpflichten und Verstöße dagegen massiv zu sanktionieren. Könnte also zu wenig Personal, Präsenz und Engagement eine Rolle bei diesem Scheitern der bisherigen Bemühungen spielen?
Hinzu kommt das Problem der wild entsorgten Einkaufswagen. "Sie stehen am Straßenrand, liegen in Grünanlagen und rosten vor sich hin", schrieb die "Frankfurter Neue Presse" im Oktober. Und sie berichtete, daß die FES nach der Anforderung der Bürgerinitiative Fechenheim-Nord allein in Fechenheim 60 wild entsorgte Einkaufswagen, zusammen eine Tonne schwer, einsammeln mußte.
Primär stammten die Einkaufswagen in diesem Stadtgebiet von dem Kaufland-Markt in der Wächtersbacher Straße. Und dessen Bereitschaft, die Rückgabe der Wagen besser zu überwachen, ist gering.
Sicherungssysteme gibt es längst. Es existiert beispielsweise bereits eine Wegfahrsperre, ein Rollen-Diebstahlschutz, bei dem die Rollen einrasten, wenn das Areal des Supermarktes verlassen wird. Allerdings gab es damit in der Vergangenheit Ärger, weil Kunden ihr Auto auf dem Parkplatz nicht mehr erreichen konnten, da die Sperre dummerweise an der Supermarkttür installiert war. Auch kam es zu technischen Problemen. Diese Fehler müßten natürlich vermieden werden.
Insgesamt sammelt die FES pro Jahr ca. 500 Wagen im Frankfurter Stadtgebiet ein. Da es sich umgerechnet auf alle Frankfurter Supermärkte pro Jahr lediglich um wenige Einkaufswagen im Wert von jeweils ca. 350 Euro handelt, verzichten die Märkte aber auf bessere Sicherungssysteme, da sie dies letztlich teurer käme. Lieber verzichten sie auf die Wagen und halsen die Entsorgungskosten der Allgemeinheit auf. Presse-Appelle an die Supermärkte, wie der von der "Frankfurter Neuen Presse", ihre Einkaufswagen von Mitarbeitern einsammeln zu lassen, gehen weitgehend an der Realität vorbei. Die Mitarbeiter sind zeitlich bereits sehr eingespannt mit Regale einräumen, aufräumen, kassieren und putzen. Sie werden kaum die Gegend nach in Gebüschen und auf Gehwegen verrottenden Einkaufswagen absuchen.
Somit ist hier eine härtere Gangart gegenüber den Supermärkten gefragt. Die Herkunft der Einkaufswagen ist in der Regel anhand von Beschriftungen und Bautypen relativ leicht identifizierbar. Deshalb sollte den betreffenden Supermärkten für jeden Einkaufswagen, den die FES einsammeln muß, auch eine deftige Gebühr auferlegt werden. Derartiges wird bei zu lange oder gar wild aufgehängten Plakaten schließlich bereits seit Jahren praktiziert. Wenn also der Verlust der Einkaufswagen verteuert wird, reifen bei den Märkten möglichenfalls schneller Überlegungen, wie sie ihre Wagen besser sichern können.
Marlis Lichtjahr