Frankfurts CDU sucht neuen Konkursverwalter

Uwe Becker ausgerechnet Favorit

Frankfurts CDU sucht neuen Konkursverwalter
(Jan Schneider) Von Martin Rulsch, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24999824

Hübners Frankfurter Woche – Folge 30

Wenn ein Mann im Alter von erst 40 Jahren vom Parteivorsitz zurücktritt und alle froh darüber sind, dann ist das für den Betreffenden ein vernichtendes Zeugnis. Dabei war der scheidende Frankfurter CDU-Vorsitzende Jan Schneider nicht in korrupte Praktiken verwickelt wie etwas SPD-Oberbürgermeister Peter Feldmann. Und persönliche Skandale kann dem blassen Juristen aus einer CDU-Familiendynastie auch niemand nachsagen. Aber unter seinem Vorsitz hat die Partei 2021 in zwei wichtigen Wahlen zwei schwere Niederlagen hinnehmen müssen, dafür wird er nun verantwortlich gemacht und zieht nach einigem Zögern die Konsequenzen daraus.

Schneider selbst meint, er habe doch eigentlich zwei Erfolge vorzuweisen: Nämlich sowohl die zerstrittene Partei wie auch die lange Zeit am falschen Frontmann leidende Fraktion im Römer geeint zu haben. Nur die zwei Pleiten bei der Kommunal- und Bundestagswahl will er sich negativ anrechnen lassen. Bei dieser Bilanz unterschlägt Schneider allerdings einen entscheidenden Punkt, nämlich die schon lange währende Beliebigkeit und Orientierungslosigkeit der in Frankfurt nach 1977 meist dominierenden CDU. An dieser Misere hat er in seiner Funktion als Vorsitzender seit 2017 nichts zu ändern vermocht.

Vielmehr hat Schneider in der Zeit seines Parteivorsitzes die erstbeste Gelegenheit genutzt, um mit hohen Bezügen hauptamtliches Magistratsmitglied zu werden. Auch damit ist es ja jetzt vorbei. Da die CDU noch Teil der hessischen Landesregierung in Wiesbaden ist, wird aber dort sicher noch ein warmes Plätzchen dort für ihn zu finden sein. Sein Vorgänger im Frankfurter Parteivorsitz, der ehemalige Stadtkämmerer Uwe Becker, hat von dieser Situation schon profitiert, denn er wird ab Februar Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der schwarz-grünen Landesregierung. Auf Kosten der Steuerzahler wird für abgewählte Parteipolitiker halt immer eine lukrative Lösung gefunden.

Ausgerechnet Becker gilt nun als Favorit für die Nachfolge seines Nachfolgers! Das sagt alles über den desolaten Zustand der Frankfurter CDU. Zwar gibt es auch noch zwei weitere Aspiranten für diese Rolle. Doch ist Beckers Ehrgeiz bekannt, Feldmann 2024 als Oberbürgermeister ablösen zu wollen. Diese Chance hatte er schon 2012 gehabt, aber auf dem Sofa der damaligen CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth zugunsten des dann krachend gescheiterten Parteifreunds Boris Rhein kläglich vertan.
Becker selbst hat bedeutenden Anteil am immer weiteren Abstieg seiner Partei in Frankfurt und zugleich auch dem Aufstieg der Grünen zur jetzt führenden Partei im Römer. Denn der künftige Staatssekretär war einer der Hauptprofiteure der langjährigen Koalition der CDU mit den Grünen. Dafür hat er - wie fast alle neben ihm in der CDU - inhaltlich alles geopfert, was einmal den Charakter dieser Partei in Frankfurt ausgemacht hat.

Nach wie vor ist niemand in Sicht, der Willens oder gar in der Lage wäre, das mit einem inhaltlich überzeugenden Konzept zu verändern. Deshalb sucht die CDU lediglich einen neuen Konkursverwalter. Irgendeinen, und selbst wenn er Uwe Becker heißt, wird sie schon finden.

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