Nach den Testzentren droht eine Ladenwüste

Nicht nur Corona ist an allem schuld

Nach den Testzentren droht eine Ladenwüste

Hübners Frankfurter Woche – Folge 31

Nur eine Branche hat im Frankfurter Geschäftsleben Hochkonjunktur. Doch auf diese würden bis auf deren Betreiber und Profiteure alle anderen in der Stadt liebend gerne verzichten: Die Corona-Testzentren. Es bedarf keiner besonderen Aufmerksamkeit, um beim Gang durch innerstädtische Bereiche festzustellen, in welch großer Zahl sich diese Testzentren, meist in aufgegebenen Räumlichkeiten des Einzelhandels, eingenistet haben.

Nun wird es aber, jedenfalls voraussichtlich, eine Zeit nach dem Virus geben. Dann dürfte erschreckend deutlich werden, zu welcher Spur der Verwüstung urbanen Lebens die staatlichen Maßnahmen zur Einhegung des Virus geführt haben. Denn dann wird der ohnehin bereits hohe Leerstand von Geschäften erst in seinem ganzen Ausmaß zu sehen sein.   

Gegen diese Entwicklung helfen keine PR-Kampagnen und keine politische Schönrednerei. Denn auch schon vor dem Corona-Geschehen hat es gerade in der Innenstadt viel, wenngleich meist versteckten Leerstand gegeben. Gründe dafür sind überhöhte Mieten, die viele Einzelhändler einfach nicht erwirtschaften können. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt aber auch der mangelhafte, oft verschmutzt und verwahrlost wirkende Zustand des öffentlichen Raumes in Frankfurt.

Der zeigt sich besonders krass in den hässlichen Betonklötzen, die schon seit Jahren wegen der Terrorgefahr das Stadtbild verschandeln. Weder die letzte noch die neue Stadtregierung haben irgendeinen Ehrgeiz entwickelt, den Anblick der Klötze erträglicher zu machen. Dabei gibt es international in dieser Beziehung weit bessere Lösungen.

Und selbstverständlich hat auch der gerade von den jetzt im Römer dominierenden Grünen geführte Kampf gegen die Autofahrer seinen Anteil daran, daß viele Konsumenten ihre Einkäufe nicht mehr im Frankfurter Zentrum tätigen. Die kritische Gesamtsituation wird aktuell noch verschärft durch die auf breiter Front eingesetzte Teuerung: Da müssen es sich nicht nur Normalverdiener gut überlegen, ob sie auch noch die happigen Parkgebühren bei den Einkäufen mit einkalkulieren wollen.

Gewiss, die Stadt Frankfurt will der negativen Entwicklung nicht nur tatenlos zusehen. Sie hat die Erweiterung der Außengastronomie gestattet, allerdings nicht immer mit erfreulichen Ergebnissen fürs Stadtbild. Und die städtisch geförderte vorübergehende Nutzung von Leerständen, zum Beispiel durch Künstler, kann nur kurzfristig helfen, täuscht faktisch jedoch über die wahre Situation hinweg.

Es geht kein Weg an der bitteren Erkenntnis vorbei: Amazon und überhaupt der Warenversand sind die großen Gewinner der Entwicklung auch im Frankfurter Geschäftsleben. Fahrlässig hat die Politik ihren Teil dazu beigetragen. Doch wer unter den politisch Verantwortlichen sowohl in der Stadt, Land oder im Bund hat schon einen Sinn für die Probleme des Einzelhandels? Wäre es anders, hätte es nie zu der ebenso sinnlosen wie schikanösen 2-G-Vorschrift für Kaufhäuser, Schuhgeschäfte oder Schreibwarenhandlungen kommen dürfen.

Der einzige erfolgversprechende Weg in eine bessere Zukunft liegt in den konkreten Anstrengungen für eine attraktivere, saubere und weniger autofeindliche Innenstadt. Leider haben die meisten Wähler bei der Kommunalwahl Parteien bevorzugt, für die genau das keinen Vorrang hat. Nach der Räumung der Testzentren wird auch das offensichtlicher sein.



Wolfgang Hübner

Leserkommentare (0)

Um einen Kommentar zu verfassen, loggen Sie sich bitte hier ein.
Falls Sie noch kein Benutzerkonto besitzen, können Sie sich hier registrieren.