Wird Frankfurts Messe insolvent?

Der Mainmetropole droht eine schwere Belastung

Wird Frankfurts Messe insolvent?

Hübners Frankfurter Woche – Folge 33

Die Internationale Automobil-Ausstellung IAA hat bekanntlich Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD/AWO) auf den Gewissen. Das kurze Gastspiel der Modemesse, von der sich viele in der Stadt eine kleine Kompensation des großen Verlustes erhofften, ist der größeren Anziehungskraft von Berlin geschuldet. Für die drohende Insolvenz der für Frankfurts internationales Ansehen, aber auch ökonomisch so wichtigen Messegesellschaft gibt es ebenso einen „Täter“: Die allzu erstickende deutsche Corona-Politik.

Wie das wohl bekannteste und über viele Jahre populärste Aushängeschild der Frankfurter Messe, die IAA, leichtfertig und mit geradezu vorsätzlicher politischer Dummheit verspielt wurde, ist allgemein bekannt. Als das geschah, war noch keine Rede von Corona, was allerdings keine Entschuldigung für Feldmanns Vorgehen sein kann. Dass die Frankfurt Fashion Week und mehrere Modemessen nach nur zwei Jahren die Mainmetropole verlassen und zurück nach Berlin gehen, darf sicher weder dem Oberbürgermeister, der kraft Amtes Aufsichtsratsvorsitzender der Messegesellschaft ist, noch den virusbedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens angerechnet leben. Vielmehr war wohl das Angebot des Berliner Senats schlicht zu verlockend.

Doch die abrupte Neuorientierung der Modebranche wäre zu verschmerzen gewesen, wenn der gewohnte Messebetrieb nach den katastrophalen Jahren 2020 und 2021 mit finanziellen Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe im laufenden neuen Jahr 2022 wieder aufgenommen hätte werden können. Dem ist aber nicht so: Sowohl die Konsumgüter-Veranstaltungen Christmasworld, Paperworld, Creativeworld wie auch die große Frühjahrsmesse Ambiente sind erneut abgesagt worden. Offiziell wird das mit der Absage vieler Messeteilnehmer unter Hinweis auf die Virusgefahr begründet. Doch spielen die besonders restriktiven, mit dem Virusproblem begründeten Maßnahmen in Deutschland dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.

Im Frankfurter Wirtschaftsleben hinterlassen diese Restriktionen immer verheerendere Spuren: Das Ifo-Institut in München hatte 2018 festgestellt: „"Veranstaltungen bei der Messe Frankfurt erzeugen in Deutschland jährlich die immense Kaufkraft von 3,6 Milliarden Euro. Die Hälfte davon entfällt auf Frankfurt. Zudem sichern die Veranstaltungen 33 260 Arbeitsplätze und generieren ein Steueraufkommen von 657 Millionen Euro bundesweit". 60 Prozent der Anteile an der Messegesellschaft hat die Stadt Frankfurt, 40 Prozent das Land Hessen. Beide Eigentümer müssen nun eine Insolvenz des Unternehmens im Sommer befürchten. Denn der Finanzbedarf der Messe überschreitet die bisherigen Hilfszahlungen offenbar deutlich.

Letzte Rettung soll nun ein Kapitalerhöhung von nicht weniger als 250 Millionen Euro bringen, von denen 150 Millionen auf die Stadt Frankfurt entfallen würden. Bestätigt haben das bislang weder der Frankfurter Magistrat noch die Hessenregierung in Wiesbaden. Sowohl für die Stadt wie für das Land stellt die Kapitalerhöhung eine weitere Last dar, die letztlich natürlich von den Steuerzahlern zu tragen ist.

Die Kollateralschäden der in Hessen wie Frankfurt politisch zu verantwortenden Corona-Politik sind auf jeden Fall riesig und eine schwere Hypothek für die Zukunft. Es muß bezweifelt werden, daß die Politiker in der Viruskrise immer im Blick hatten, welche weitreichenden Konsequenzen ihre Entscheidungen haben würden. Für Frankfurt sind sie jedenfalls dramatisch folgenreich und bringen viele Existenzen in Gefahr oder zerstören sie gar.

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