Frankfurt lässt viele Straßen verkommen
Politischen Vorrang hat anderes
Hübners Frankfurter Woche – Folge 37
Frankfurts Straßennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 1450 Kilometer. Um all die Straßen innerhalb der Stadtgrenzen in einem verkehrlich benutzbaren Zustand zu halten, sind in Anbetracht der hohen Belastungen einer Pendlerstadt erhebliche finanzielle Aufwendungen notwendig. Jeder motorisierte Verkehrsteilnehmer kann tagtäglich selbst überprüfen oder, besser gesagt, erleiden, wie es um den Zustand der Frankfurter Straßen steht: Sehr unbefriedigend. Zwar ist es noch nicht so weit, daß bestimmte Straßen überhaupt nicht mehr ohne Schaden für Reifen und Sicherheit benutzt werden könnten. Doch gerade in vielen Seitenstraßen ist es wegen der brüchigen Fahrbahndecke und klaffenden Löchern im Asphalt sehr ratsam, sie sehr vorsichtig zu durchqueren.
Für die Unterhaltung von Gemeinde-, Kreis, Landes- und Bundesstraßen sowie für konstruktive Ingenieurbauwerke wie Brücken sind im Haushaltsentwurf der Stadt Frankfurt rund 141 Millionen Euro vorgesehen. Mit dieser Summe ist es möglich, die etwa 1450 Kilometer Straßennetz und die vielen Brücken, von denen allein 21 über den Main führen, befahrbar zu machen oder zu halten. Gleichwohl wirken viele Frankfurter Straßen sehr notdürftig geflickt, Risse und Löcher werden nur soweit geschlossen, wie es unbedingt nötig ist. Das ist kurzsichtig, denn aufgeschobene Sanierungen kommen am Ende wesentlich teurer als eine kontinuierliche intensive Straßenpflege. Dazu aber reicht das Geld im Haushalt hinten und vorne nicht.
Die jetzige Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt wird und will daran nichts ändern. Das zeigt sehr deutlich die Liste der für 2022 geplanten Investitionen in Straßenbaumaßnahmen: Für die Grunderneuerung von Gemeinde-, Landes- und Bundesstraßen sind 18,6 Millionen Euro vorgesehen. Für Investitionen in den Radverkehr hingegen werden 45 Millionen eingeplant, weit mehr als der doppelte Betrag. Wir gering die Straßeninvestitionen von 18,6 Millionen sind, zeigt sich auch an den 12,8 Millionen Euro, die allein der Neubau einer Fuß- und Radewegeunterführung Frankenallee kosten soll.
Das ist sicher eine gute und notwendige Maßnahme, auch der Ausbau von Radwegen ist kein Luxus, sondern trägt einer bedeutsamen Entwicklung im Stadtverkehr Rechnung. Doch mit so geringen Investitionen in die Grunderneuerung wird sich die Misere im Straßennetz nicht verbessern, sondern aller Wahrscheinlichkeit weiter verschlimmern. Das ist kein Naturgesetz, sondern politisch in Frankfurt gewollt.
Wolfgang Hübner