Frankfurts skandalöse Visitenkarte Bahnhofsviertel

Die Römerpolitik macht weiter die Augen zu

Frankfurts skandalöse Visitenkarte Bahnhofsviertel

Hübners Frankfurter Woche – Folge 39

Auch in diesen kriegerischen Zeiten gibt es ab und zu etwas zu lachen. Zum Beispiel beim Lesen der Überschrift eines Zeitungsartikels am 28. April 2022. Dort steht als Überschrift: „CDU will sicheres Bahnhofsviertel“. Da ich trotz fortgeschrittenem Alter noch nicht an Erinnerungsschwund leide, denke ich sogleich an eine Partei, die bis zum Vorjahr 25 Jahre lang die dominierende Kraft im Römer war, also an die Frankfurter CDU. Ein Vierteljahrhundert lang hatte diese Zeit und Gelegenheit, die eklatanten Mißstände im Bahnhofsviertel zu beheben, zumindest aber wesentlich erträglicher zu gestalten.

Doch daran hatte die CDU schon deshalb nie Interesse, weil sie der ideologisch motivierten Drogenpolitik ihres grünen Koalitionspartners kaum Widerstand entgegensetzte. Nun sind die Grünen im Römer die bestimmende politische Macht und machen auch weiterhin keine Anstalten, gegen die skandalöse Verwahrlosung im Bahnhofsviertel praktisch etwas zu unternehmen. Das ist umso empörender, weil es seit 2020 seitens des Amtsgerichts, der Staatsanwaltschaft, Polizei und dem Hessischen Justizministerium erhebliche Anstrengungen gibt, die Drogenkriminalität in den Straßen des Viertels zu bekämpfen.

Das koordinierte Vorgehen der Behörden ist nicht ohne Erfolg geblieben, denn Drogenhändler dürfen sich nicht mehr so sicher vor Verfolgung und Bestrafung fühlen wie vormals. Und für die Polizei ist die schwere Arbeit nicht mehr ganz so frustrierend wie früher, als sie zusehen musste, wie Kriminelle nach fast jeder Festnahme schnell wieder auf freiem Fuß waren und Verurteilungen kaum fürchten mussten. Doch wer sich mit eigenen Augen vom realen Zustand des Viertels überzeugt, wird trotzdem nicht zufrieden sein können: Schmutz, das Elend der Süchtigen mit apokalyptischen Szenen vor und um die Druckräume allenthalben.

Wer mit der Bahn in Frankfurt ankommt und aus dem Hauptbahnhof tritt, um in die Innenstadt zu laufen, bekommt ganz schnell die skandalöse Visitenkarte einer Stadt präsentiert, deren politische Mehrheiten einfach nicht wahrhaben wollen, welchen Eindruck das auf Besucher hinterlässt. Nun gibt es in fast jeder Großstadt schmuddelige Bereiche, das kann auch in bestimmten Grenzen toleriert werden. Aber die Zustände im Bahnhofsviertel sind schon seit langer Zeit ein Schandfleck für Frankfurt, das sich so gerne im Anspruch sonnt, die kleine Weltstadt am Main zu sein.

Das recht erfolgreiche Vorgehen der Behörden gegen die Drogenkriminalität im Bahnhofsviertel sollte endlich Anlass für den Römer sein, den Wurzeln dieser Kriminalität und des Elends der Drogensüchtigen nicht mit Ideologie und Ignoranz zu begegnen, sondern mit politischen und sozialen Maßnahmen, die aus dem Schandfleck wieder ein Visitenkarte der Stadt machen, der man sich als Frankfurter nicht länger schämen muß.


Wolfgang Hübner

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