Ein hessischer Ministerpräsident aus Frankfurt

Der flexible Boris Rhein hat es (vorerst) geschafft

Ein hessischer Ministerpräsident aus Frankfurt
© Olaf Kosinsky - Wikipedia CC BY-SA 3.0 (Boris Rhein - bearbeitet)

Hübners Frankfurter Woche – Folge 44

Mit Boris Rhein ist nach Georg August Zinn und Roland Koch der dritte gebürtige Frankfurter zum Ministerpräsidenten Hessens gewählt worden. Ob das gut geht, wird die Landtagswahl im kommenden Jahr weisen. Denn bis dahin kann sich Rhein nur auf eine parlamentarisch errungene Mehrheit berufen. Vorerst aber ist auch diese Mehrheit eine, die Rhein an die Spitze eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer Deutschlands gebracht hat. An dieser Stärke hat die Finanzmetropole Frankfurt bedeutenden Anteil. Und wenn der Oberbürgermeister im Römer nicht gerade Peter Feldmann heißt, dann ist das eine politische Position, die aus Frankfurter Sicht zumindest gleichwertig mit der des hessischen Ministerpräsidenten betrachtet wird.

Genau das könnte bei der kommenden Hessenwahl für den CDU-Politiker zum Stolperstein werden. Denn eine Frankfurter Übermacht mag kaum jemand jenseits der Stadtgrenzen, schon gar nicht im Norden und Osten des schönen Hessenlandes. Doch auch die Frankfurter könnten sich schwer tun mit ihrer Begeisterung für Rhein. Schon einmal nämlich hat er in seiner Heimatstadt eine schwere Schlappe erlitten, als er als großer Favorit für die Oberbürgermeisterwahl 2012 recht kläglich ausgerechnet an jenem Peter Feldmann scheiterte, den nun fast alle in der Stadt lieber heute als morgen aus seinem Amt entfernt sehen möchten.

Damals wurde es Rhein zum Verhängnis, daß ihn seine Partei recht verkrampft als Kandidat präsentieren wollte, der auch die Stimmen der Grünwähler gewinnen sollte. Doch das ging gewaltig in die Hose, denn die umworbenen Grünwähler entschieden sich massenhaft für Feldmann statt für Rhein. Das lag auch darin begründet, daß der CDU-Kandidat immer noch als ein wenig „rechts“ galt. Tatsächlich gehörte er in der inzwischen lange zurückliegenden Vergangenheit einmal als Rechtsausleger in seiner Partei. Doch war das wahrscheinlich schon immer ein Mißverständnis. Denn Rhein war von Jugend an nur an einem interessiert, nämlich an seiner politischen Karriere.

Als Sohn eines Kommunalpolitikers, der spektakulär von der SPD zur CDU wechselte, absolvierte er in der CDU eine Blitzkarriere, bereits mit 27 Jahren war der Jurist Landtagsabgeordneter. Später war er in Frankfurt maßgeblich an dem Bündnis seiner Partei mit den Grünen beteiligt. Das wird 2012 allerdings nicht belohnt. Umso wichtiger war es Rhein bei seinem Wiesbadener Aufstieg, gut Wetter bei den Grünen zu machen. Das hat sich diesmal ausgezahlt, denn bei der Ministerpräsidentenwahl bekam er wohl alle Stimmen der Grünen-Fraktion. Und wahrscheinlich auch einige von der AfD. Denn so ganz herumgesprochen hat es sich noch nicht, daß Boris Rhein im Zweifelsfall nicht rechts, sondern grün oder links blinkt. Hauptsache, es nützt ihm.

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