Martin Hinteregger zeigt „klare Kante“
Frankfurter Kapitel wohl abgeschlossen

Hübners Frankfurter Woche – Folge 47
Vor einigen Tagen sah ich in einer Frankfurter „Zeitung für Deutschland“ einen Kommentar mit der Überschrift „Hinteregger muß klare Kante zeigen“, Verfasser war ein gewisser Daniel Schleidt. Nanu, dachte ich: Der österreichische Eintracht-Profi Martin Hinteregger ist doch gerade deshalb der große Publikumsliebling, weil er auf dem Platz stets klare Kante zeigt - seine Gegenspieler wissen ein Lied davon zu singen.
Da der Kommentar nicht auf der Sportseite abgedruckt war, hatte ich gleich ein mulmiges Gefühl, das sich beim Lesen des Textes als nur zu richtig erwies. Bezichtigt wurde der Fußballspieler nämlich von diesem journalistischen Denunzianten Schleidt, wissentliche Geschäftsbeziehungen zu einem Partner mit angeblichen rechtsradikalen Tendenzen zu haben. Und Hinteregger wurde von der FAZ-Nachwuchskraft arrogant belehrt: „Man macht wissentlich keine Geschäfte mit Rechten“.
Nun hat der 29-jährige Abwehrspieler weitreichende Konsequenzen aus der verachtenswerten Hexenjagd selbsternannter Gesinnungsschnüffler gezogen und auf seine Weise „klare Kante“ gezeigt: Plötzlich und unerwartet hat er seine Fußballerkarriere beendet und seinen bis Juni 2024 laufenden Vertrag bei der Eintracht ausgesetzt. Laut Medienberichten sagt er, nach den Querelen der vergangenen Wochen auch nirgendwo anders spielen zu wollen. Nun, man wird sehen und hören, ob ein guter und begehrter Fußballer wie er wirklich so früh seine Karriere, kürzlich gekrönt mit dem Sieg der Eintracht in der Europa-League, beenden wird.
Das Frankfurter Kapitel im Leben des Profis Hinteregger dürfte allerdings sehr zum Kummer seiner unzähligen Fans in und um der Stadt abgeschlossen sein. Die Vereinsführung der Eintracht, die ihren nicht geringen Anteil an Hintereggers Entscheidung hat, bekundet „Respekt und Anerkennung“, verrät jedoch mit einer Formulierung, wes Ungeistes Kind sie ist: „Nicht zuletzt aufgrund … seiner deutlichen Distanzierung von rechtem Gedankengut bleibt er als verdienter Spieler und Europapokalsieger immer willkommen.“
Als gebürtiger Frankfurter, ehemaliges Vereinsmitglied und der Eintracht über sechs Jahrzehnte bei allem Auf und Ab verbunden, finde ich die Anmaßung der derzeitigen Vereinsführung, über die Gedanken eines Spielers richten zu wollen, beschämend und widerwärtig. Martin Hinteregger aber wünsche ich, gewiss zusammen mit zehntausenden Fußballfreunden, eine gute und glückliche Zukunft.
Wolfgang Hübner