Farblos gegen Feldmann

Aufschlussreiches Plakat der Römer-Parteien

Farblos gegen Feldmann

Hübners Frankfurter Woche – Folge 57

Die Gestaltung eines politischen Plakats ist für jede Partei oder auch Wählergemeinschaft ein schwieriger, oft kontrovers verlaufender Prozess. Denn das Plakat soll erfolgreich eine Botschaft ans Publikum transportieren. Wieviel schwieriger es ist, wenn gleich fünf Parteien sich auf eine gemeinsam beschlossene Plakatgestaltung einigen müssen, lässt sich gut vorstellen. Vor dieser Aufgabe aber standen die in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien Grüne, CDU, SPD, FDP und Volt. Immerhin hatten sie Konsens über den Inhalt: Werbung für die Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldman (SPD) am 6. November 2022.
 
Was dabei herausgekommen ist, lässt sich an manchen Stellen im Stadtgebiet seit einigen Tagen sehen. Zum Beispiel ein Plakat mit der Aufschrift: „Für ein Kreuz vergessen wir mal alle Farben.“ Die fünf Parteien haben diese Aussage so ernst genommen, daß sie das Plakat kostengünstig farblos in Schwarz-Weiß drucken ließen. Das aber sei nur nebenbei bemerkt. Wesentlicher sind zwei andere Besonderheiten: Denn Betrachter des Plakats werden sich erst einmal fragen, was es mit dem „Kreuz“ auf sich haben mag. Ein „Kreuz“ für was oder wogegen? Und wer ist das, wer für dieses „Kreuz“ mal „alle Farben“ vergessen will?
 
Dass es dabei um die Abwahl des gegenwärtigen Oberbürgermeisters geht, erschließt sich jedenfalls nicht sofort. Und das ist der große Schwachpunkt des Plakats. Geschuldet ist dieser der Eitelkeit von fünf Parteien, die ihre ausnahmsweise Einigkeit in Sachen Feldman offenbar für wichtiger erachten als ihr Anliegen, nämlich dessen Abwahl. Noch aufschlussreicher für das Selbstverständnis der fünf Parteien ist die Formulierung „alle Farben“: Wenn die Parteien betonen wollten, für die Abwahl eine außerordentliche Koalition zu bilden, dann wäre es doch viel naheliegender gewesen, statt von „alle Farben“ entweder „alle Unterschiede“ oder „alle Gegensätze“ zu schreiben.
 
Da sie das jedoch nicht taten, kann daraus nur geschlossen werden: Diese Parteien trennen gar keine Unterschiede oder Gegensätze mehr! Vielmehr trennen sie nur noch die unterschiedlichen Farben in ihren Parteilogos, wie zum Beispiel grün bei den Grünen oder traditionsrot bei der SPD. Und selbst die sind auf dem Plakat farblos. Ehrlicher könnte das Eingeständnis der inhaltlichen Beliebigkeit der fünf Römerparteien gar nicht sein, von denen ja auch vier derzeit in einer Koalition verbunden sind und die fünfte, nämlich die CDU, jederzeit bereit wäre, sich den anderen beizugesellen, wenn diese die CDU nur mit einigen Ämter und Posten versorgen würden.
 
Ob die Frankfurter Peter Feldmann abwählen, werden wir am Abend des 6. November wissen. Schon jetzt jedoch ist gewiss: Die so farblosen fünf Römerparteien werden mit ihrem Plakat nicht den entscheidenden Anteil zur hoffentlichen Abwahl beigetragen haben.

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