Wann man das Handy aufladen sollte

Klimaschutz-Anzeigentafel des Magistrats als Pilgerziel

Wann man das Handy aufladen sollte

Die nächste teure Schnapsidee ist geboren. Die Stadt Frankfurt möchte ihre Bemühungen um den Klimaschutz gerne mit einer Anzeigentafel in der Innenstadt der Öffentlichkeit dokumentiert wissen. Ein geeigneter Standort werde noch gesucht, verkündete die Stadtregierung der Presse.

Was dort angezeigt werden soll, wird ebenfalls noch von unseren vielbeschäftigten Kommunalpolitikern diskutiert. Zwei Grafiken mit den „jährlichen Treibhausgasemissionen beginnend mit dem Jahr 1990“ sind im Gespräch. Eine Grafik könnte die „Entwicklung der Emissionen der gesamten Stadt“ darstellen. Diese könne man dann noch unterteilen in Sektoren wie Haushalte, Verkehr und Gewerbe. Die zweite Grafik könnte die Entwicklung der Emissionen bei städtisch genutzten Liegenschaften präsentieren.

Der Bürger dürfte achselzuckend an einer solchen Anzeigentafel vorbeigehen. Denn was sollen ihm die Zahlen und Linien sagen, zu denen jede Bezugsgröße fehlt? Und zu denen es auch keine Erklärung gibt, was daraus konkret resultiert - vom drohenden Weltuntergang einmal abgesehen.

Weit größere Berechtigung könnte da eine Schuldenuhr machen. Inklusive Inflationsentwicklung. Jedenfalls, wenn man den praktischen Nutzen für den Normalbürger zugrunde legt. Oder wie wäre es mit einer Darstellung der täglich wachsenden Weltbevölkerung? Oder der weltweiten Rüstung? Grafiken zur Entwicklung der Abtreibungszahlen wären ebenfalls denkbar.

Für jeden beliebigen politischen Effekt böte sich eine Anzeigentafel an, vor der dann Bürger ob irgendwelcher großer Zahlen oder nach oben zeigender Linien sorgenvoll mit dem Kopf hin und her nicken könnten.

Doch die rot-grün-gelb-violette Rathauskoalition möchte eine solche Anzeigentafel natürlich als Werbeplattform für die Erfüllung der selbst formulierten Ziele verwenden. So ist die Rede davon, daß dort auf der Zeitachse auch „wichtige Klimaschutzbeschlüsse oder Investitionen“ präsentiert werden könnten. Darunter würde dann etwa der Beitritt zum „Klimabündnis“, der Koalitionsvertrag oder die geplante Umrüstung des Heizkraftwerks West von Kohle auf Gas fallen. Obwohl, Gas ist ja heute auch nicht mehr so gerne gesehen. Denkbar wäre laut Angaben des Magistrats ebenfalls eine „Strom-Ampel“, die den aktuellen Erzeugungsmix der Frankfurt beliefernden Übertragungsnetzbetreiber zeige. „Hiermit könnten die Bürger darauf hingewiesen werden, ihren Stromverbrauch in Zeiten zu verschieben, in denen ein hohes Angebot von erneuerbarem Strom vorhanden ist“, so der Magistrat.

Man stelle sich vor, wie die Frankfurter Bürger zukünftig zur städtischen Klimaschutz-Anzeigentafel pilgern, um zu sehen, ob sie nun die Waschmaschine anstellen sollten oder nicht.

Es empfiehlt sich allerdings auch eine weitere Anzeige: Nämlich eine, die den Stromverbrauch und die Unterhaltungskosten der Anzeigentafel des Magistrats dokumentiert.


Marlis Lichtjahr

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