Rot-grüner Dolchstoß

Nach Feldmann ist vor Feldmann

Rot-grüner Dolchstoß


Keine Frage. Peter Feldmann hat derzeit eine schlechte Presse. Dieselben Politiker und Presseorgane, die einst halfen, ihn ins Amt zu hieven, sind ihm nun in den Rücken gefallen. Sie lauern nun auf jeden kleinen Patzer, den Feldmann begeht. Peinlichkeiten, die sie bei Feldmann bis vor kurzem noch nicht beachtet oder beschwiegen hätten. Und die sie heute noch beschweigen bei all jenen Politikern, deren Macht sie stützen und nicht gefährden wollen.

Dabei liegen Feldmanns Vergehen nun wahrlich nicht darin, daß er einmal zu sehr mit dem Europa-League-Pokal gejubelt hat oder seine allzu freudige männliche Erregung über ein paar nette Stewardessen im Flugzeug kundtun mußte. Abseits solcher Boulevard-Skandälchen steht nämlich der Verdacht der Vorteilsnahme bzw. der Korruption im Sumpf der „Arbeiterwohlfahrt“ (AWO) im Raum, wegen dem Feldmann derzeit vor Gericht steht.

Zudem hat Feldmann unter anderem mit zu verantworten, daß die bedeutende Internationale Automobil Ausstellung (IAA) nach vielen Jahren Frankfurt den Rücken gekehrt hat. Feldmann hatte sich mit den radikalen Autogegnern und Klimaschützern gemein getan, die Störaktionen veranstaltet hatten. Und er hatte in seiner Messe-Rede die Automobilindustrie scharf kritisiert.

Von Anfang ist es zudem eine schwere Last auf Feldmanns Schuldkonto, daß er stets gemeinsame Sache mit allerlei linksradikalen Bestrebungen gemacht hat. Seine beständigen Reden gegen „gegen Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Rassismus“, also alles, das das grüne und linke Herz verabscheut, haben viele Hysteriker in ihrem Tun bestärkt. Als zum Beispiel 2021 eine grüne Frankfurter Stadtpolitikerin die Feierstunde zur Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche für eine Ego-Show gegen „rechte Verlage“ umfunktionierte und störte, wurde sie nicht umgehend von Feldmann des Saales verwiesen, sondern noch freundlich umschwärmt.
 
Nun kommen in der Kampagne gegen Feldmann fast surreale Situationen zustande. Im Gerichtsverfahren gegen ihn schilderte Feldmann, daß er seine spätere Ehefrau Zübeyde ursprünglich gar nicht heiraten wollte. Doch Zübeyde wurde schwanger und Feldmann konnte sich nicht mit seinem Wunsch nach einer Abtreibung durchsetzen.
 
Auf diese Äußerung Feldmanns vor Gericht setzte umgehend die nächste Empörungswelle ein. „iiih . . . was sagt der angebliche Kinderfreund denn da?“, mischte sich Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, ein, der in der Vergangenheit auf zahlreichen Pressebildern neben Feldmann lachend posiert hatte. Ein Mitarbeiter von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Die Grünen) äußerte: „Peter Feldmann verrät Frau und Kind, um die eigene Haut zu retten.“ Damit stände Feldmann „charakterlich auf einer Stufe mit Donald Trump“.

Letzteres kann allerdings nicht sein, denn Trump wurde ja in den letzten Jahren von der linken Presse gerade dafür kritisiert, eine negative Haltung zu Abtreibungen vertreten zu haben. Und so ist es belustigend, daß ausgerechnet diejenigen, die sich regelmäßig für eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts einsetzen, die seit Jahrzehnten gegen Kirche und Patriarchat ankämpfen und „mein Bauch gehört mir“ schreien, sich nun über Feldmanns Anliegen aufregen.

Erst vor wenigen Tagen haben die Frankfurter „Grünen“ nach Maßnahmen gegen „fundamentalistische Abtreibungsgegner“ gerufen, die Mahnwachen vor Beratungszentren abhalten. Hätte Feldmann sich also seiner Ehefrau gegenüber scharf gegen eine Abtreibung ausgesprochen, könnten seine heutigen Kritiker vielleicht, wie sie es geübt sind, über patriarchale und christlich-konservative Denkmuster schimpfen. Dann könnten sie ihn zu Recht kritisieren, zumindest ihrer Logik nach. So aber hat Feldmann gegenüber seiner Ehefrau nur das gewünscht, was die „Grünen“ und deren Umfeld Jahr und Tag fordern. Selbstverräterisch also, dass das dieses Milieu nun seinerseits als Kinderfeindlichkeit und Charakterlosigkeit beschreibt.

Diejenigen, die Feldmann einst aufs Podest hievten, sind ihm nun also in den Rücken gefallen, nachdem er den Bogen überspannt hatte. Doch Feldmann bleibt Fleisch aus ihrem Fleisch. Und ein Nachfolger Feldmanns dürfte aus eben diesem Milieu stammen. Er dürfte die gleichen Denkmuster vertreten. Nichts wird sich ändern, so lange das Personal aus dem Stall der etablierten Parteien kommt. Nur die Schreiberlinge werden wieder in den Bücklingsstatus zurückfallen. Sie werden den nächsten Stadtoberen aus diesen Kreisen wieder im weich gezeichneten Rosarot beschreiben und verehren.


Marlis Lichtjahr

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