Bierhoff und der Fluch der Pferderennbahn

Kein gutes Omen für die Zukunft des deutschen Fußballs

Bierhoff und der Fluch der Pferderennbahn

Hübners Frankfurter Woche – Folge 65

Die wohl größte Schandtat der etablierten Parteien im Frankfurter Römer war vor einigen Jahren die Opferung der so traditionsreichen Pferderennbahn der Stadt. Profiteur dieses vorsätzlichen politischen Mordes war der Deutsche Fußballbund DFB, der auf dem wertvollen Gelände in den Stadtteilen Niederrad und Sachsenhausen inzwischen seine Multimillionen-Akademie gebaut hat. Ob dort künftig wieder erfolgreichere deutsche Fußballer in internationalen Turnieren heranreifen werden, kann bezweifelt, muß aber abgewartet werden. Einer, der das in seinem Amt als DFB-Sportdirektor und Hauptzuständiger für die Akademie nicht mehr kann, ist der Initiator der Akademie, Oliver Bierhoff.

Denn Bierhoff hat die Konsequenzen aus der sportlichen und politischen Blamage der DFB-Truppe in Katar gezogen und kürzlich seinen Rücktritt vollzogen. Damit hat der Fluch der geopferten Pferderennbahn nun auch den letzten Hauptbeteiligten an dem politischen Schurkenstück zu Lasten der Stadt Frankfurt und ihrer Bürger ereilt. Wenn es so etwas wie eine späte Gerechtigkeit geben sollte, dann in diesem besonderen Fall. Was zumindest tröstlich ist.

Schon vor Bierhoff hat dieser Fluch auch für die anderen damals Hauptbeteiligten üble oder zumindest unangenehme Folgen gehabt. Nämlich für Wolfgang Niersbach, den ehemaligen DFB-Präsidenten, der schon Ende 2015 von seinem Amt wegen der Verwicklung in fragwürdige Geldschäfte vor der WM 2006 in Deutschland zum Rücktritt gezwungen wurde. Nur ein Jahr später, 2016, musste der Grünen-Politiker Olaf Cunitz in Frankfurt sein Amt als Planungsdezernent und Bürgermeister nach der Wahlschlappe seiner Partei räumen. Cunitz war entscheidend mitverantwortlich für die skandalös vorteilhaften Bedingungen, mit denen der DFB die wertvolle Immobilie von der Stadt erwerben konnte.

Nicht weniger daran beteiligt war auch der frühere Frankfurter Sportdezernent Markus Frank von der CDU. Er wie auch seine Partei, lange Jahre die führende politische Kraft in der Mainmetropole, hatten großen Anteil an dem Verkauf der Pferderennbahn sowohl vor und noch mehr hinter den Kulissen. 2021 musste der mehrfach gescheiterte Bundestagskandidat Frank auch seinen Posten im Magistrat räumen, weil die CDU in die Opposition gezwungen wurde. 2021 war auch das Jahr, in dem Bundestrainer Joachim Löw seinen Posten nach der Pleite bei der Fußball-Europameisterschaft geräumt hat. Löw gehörte zu den Befürwortern der Akademie, ebenso seine große Gönnerin Angela Merkel, die 2021 ebenfalls ihr Amt als Bundeskanzlerin aufgab.

Blieben also Anfang 2022 noch zwei Rennbahn-„Mörder“: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann und Oliver Bierhoff. Noch spät im zu Ende gehenden Jahr traf nun auch sie der Fluch: Feldmann wurde mit Schimpf und Schande von den Bürgern vorzeitig aus dem Amt gejagt, Bierhoff blieb nur der Rücktritt, um den Rauswurf zu verhindern. All das bringt Frankfurt und den Frankfurtern leider die verlorene Pferderennbahn nicht zurück. Doch nicht nur an den Hauptbeteiligten für die politische Untat lastet folgenreich der Fluch, sondern auch auf der Akademie. Kein gutes Omen für die Zukunft des deutschen Fußballs.


Wolfgang Hübner

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